Erfolgreiches Kraillinger Unternehmen:Sportplatz muss weichen

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Die Bauarbeiten schreiten voran: Bis Anfang 2017 soll das neue Bürogebäude von EOS fertig sein. Die nächste Erweiterung soll dann begonnen werden. (Foto: Nila Thiel)

Die Firma EOS will in der Innovationsmeile weiter expandieren. Dort steht aber nur noch eine einzige Fläche zur Verfügung. Der Gemeinderat hat angesichts der Gewerbesteuereinnahmen nichts dagegen

Von Christiane Bracht, Krailling

Grün sollte sie sein, Kunst und Kultur sollten Platz haben und nicht nur Firmengebäude wie in anderen Gewerbegebieten. Die Kraillinger Innovationsmeile, kurz KIM, sollte eben eine besondere Arbeitsatmosphäre haben. Doch in den vergangenen Jahren hat sich viel verändert: Das Grün zwischen den Firmen ist mächtig zusammengeschmolzen, Kunst und Kultur sind eigentlich nur noch im Künstlerhaus zu finden, und der Sportplatz, den die Beschäftigten der Firmen in ihren Pausen nutzen konnten, steht nun ebenfalls zur Disposition. "Es ist die einzige Fläche, die noch zur Verfügung steht, um erweitern zu können", erklärte Planer Nikolaus Brandmair am Dienstag im Gemeinderat.

Die Firma EOS platzt mal wieder aus allen Nähten und will so schnell wie möglich expandieren - am liebsten in Krailling. Erst vor zwei Jahren hatte das Laser-Sinter-Unternehmen, das weltweit sehr erfolgreich operiert, einen neuen Firmensitz für Forschung und Entwicklung am Robert-Stirling-Ring errichtet. Momentan baut EOS ein Bürogebäude für weitere 200 Mitarbeiter, die parallel zum Baufortschritt aber schon eingestellt werden. "Wenn wir Anfang 2017 fertig sind, wird der Bau schon wieder halb voll sein", erklärt EOS-Pressesprecherin Claudia Jordan der SZ. 570 Mitarbeiter hat EOS momentan allein in Krailling, weltweit sind es 830.

Das Wachstum ist aber offenbar so rasant, dass Firmengründer Hans Langer schon wieder weiterdenkt. Mitte Januar beim CSU-Neujahrsempfang hatte er es bereits angedeutet. EOS versuche bereits, neue Flächen "zu kreieren", sagte er damals. Gedacht hatte er da offenbar schon an den KIM-Sportplatz, der unmittelbar an die Firmenzentrale anschließt. 1,6 Hektar ist das Gelände groß. Es ist die letzte Fläche im Gewerbegebiet, die nicht dem Landschaftsschutz unterliegt und auch nicht als Bannwald gekennzeichnet ist. Das heißt, hier kann die Gemeinde relativ schnell planen. Bei allen anderen Flächen muss erst ein langwieriges Herausnahmeverfahren angestrengt werden, das laut Bürgermeisterin Christine Borst drei bis fünf Jahre dauern würde. EOS will aber so schnell wie möglich weiterbauen. Die avisierten Räume für Forschung und Entwicklung sollen bereits 2018 fertig sein, das stellt sich zumindest Langer so vor. Wie groß das Gebäude geplant ist und was genau man vorhat, darüber hüllt sich die Firma jedoch in Schweigen, auch was die Zahl der Mitarbeiter angeht, die dort untergebracht werden sollen. In nichtöffentlicher Sitzung im Februar hatte EOS den Gemeinderäten versichert, dass man auf jeden Fall darauf achten werde, dass das neue Gebäude zum Wald hin offen gestaltet wird und dass die Mitarbeiter so ausgesucht werden sollen, dass sie ihre Wohnung im Umkreis von 25 Kilometern haben. Hintergrund ist wohl, dass man das massive Parkplatz-Problem in der KIM so zu verbessern sucht. Denn die Beschäftigten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen, sollen nicht nur eine Bahnkarte spendiert, sondern auch einen finanziellen Bonus in Aussicht gestellt bekommen. Das begeisterte manch einen Kommunalpolitiker. Anders als bei vorangegangenen Erweiterungen und Nachverdichtungen des Gewerbegebiets blieb am Dienstag erstaunlicherweise lautstarker Protest gegen diese Bebauungsplanänderung aus. Vielleicht lag es auch daran, dass Borst die Gemeinderäte recht deutlich daran erinnerte, dass EOS für Krailling "existenziell ist". Die Firma ist der größte Steuerzahler am Ort und wenn sie nicht expandieren könne, müsse man damit rechnen, dass sie abwandere - auch wenn Langer des öfteren betont hat, dass er in Krailling bleiben wolle.

"Wenn der Sportplatz nicht mehr da ist, wird das für manche ein Verlust", gab Sebastian Sefzig (FDP) zu bedenken. Borst ist sich indes sicher, dass kaum KIM-Beschäftigte dort trainieren, sondern nur Sportler aus umliegenden Gemeinden. Im übrigen sei der Platz dringend sanierungsbedürftig, ebenso wie die Skateranlage daneben. Letztere werde aber woanders wieder aufgebaut, weil sie bei den Jugendlichen sehr beliebt sei, versicherte sie der SZ. Rudolf Heidrich (FBK) monierte, dass ein weiterer Bau die Parkplatzprobleme noch deutlich verschlimmern würden.

Gegen die EOS-Pläne könnten aber immer noch Biotop- und Artenschutz sprechen. Rund um die Laufbahn sind nämlich Magerrasenflächen, die besonders schützenswert sind. Ein Gutachter muss im Sommer die Auswirkungen prüfen. Einige Gemeinderäte wünschten sich als Alternative zum Sportplatz, ein Waldstück weiter südlich an der Pentenrieder Straße zu prüfen.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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