Krailling:Spielgeld für die Altbürgermeisterin

Lesezeit: 2 min

Geehrt: Christine Borst (2. von rechts) mit Landrat Karl Roth, der Kraillinger Vize-Bürgermeisterin Karin Wolf und ihrem Nachfolger Rudolph Haux. (Foto: Georgine Treybal)

Landrat schenkt Christine Borst zum Abschied die Starnberger Monopoly-Edition

Von Carolin Fries, Krailling

Für einen kurzen Moment begann die Stimme von Christine Borst zu flattern, so ergriffen war Kraillings ehemalige Bürgermeisterin am Dienstagabend. Da war sie gerade dabei, sich bei den Wegbegleitern ihrer politischen Karriere zu bedanken, die sie fast genau auf den Tag vor einem Jahr jäh beendet hatte, nachdem sie nach dem Neujahrsempfang der örtlichen CSU zusammengebrochen war. Die Ärzte diagnostizierten eine Herzerkrankung, Borst trat zurück. Dass sie nach ihrer Verabschiedung im Mai nun noch einmal mit etwa 55 Gästen bei einem Glas Sekt im Foyer des Rathauses mit Lobeshymnen bedacht wurde, ging ihr sichtlich nahe. Auf Vorschlag ihres Nachfolgers Rudolph Haux und mit Zustimmung des Gemeinderates wurde der 65-Jährigen der Titel der Altbürgermeisterin verliehen.

Haux würdigte seine Vorgängerin als "ein Gesicht, das Krailling geprägt hat". Er listete ihre Verdienste um die Infrastruktur, die Kinderbetreuung, das Gewerbegebiet KIM, bezahlbaren Wohnraum und die Frauenförderung in kommunalen Ämtern auf. Christine Borst habe sich vom ersten Moment an im Amt beweisen müssen - und prompt Akzepte gesetzt. "Es ist doch Einiges zusammengekommen", konstatierte Borst, die die Gemeinde elf Jahre lang an der Spitze führte und geplant hatte, sich erst in diesem Jahr aus der Kommunalpolitik zurückzuziehen. "Leider hat die Energie für das letzte Jahr nicht mehr gereicht."

Umso mehr freue sie sich über den neuen Titel, den "schließlich nicht jeder" verliehen bekomme. "Das ist eine Ehre." Sie wünschte der Gemeinde, die sich aufgrund leerer Kassen aktuell im Sparmodus befindet, recht bald wieder sprudelnde Einnahmen. "Wennst als Bürgermeister kein Geld hast, ist die Arbeit nicht besonders befriedigend." Und noch eines sei ihr ein Bedürfnis: dass die Sanierung der Ortsmitte bald beginnen möge. "Niemand kann diese Ortsmitte schön finden", sagte sie. Einen besonderen Dank richtete sie an ihre "Leidensgenossen", die Bürgermeister-Kollegen aus dem Würmtal, die alle das gleiche Schicksal teilten: "Wer führt, ist alleine."

Landrat Karl Roth dankte Christine Borst dafür, dass sie sich bereit erklärt hatte, ihr Amt als Kreisrätin bis zu den Wahlen im März weiter auszuüben. Auch wenn man mal nicht einer Meinung gewesen sei - "menschlich waren wir immer auf der gleichen Ebene". Borst sei bekannt gewesen für ihre überlegten Beiträge, habe sich nie zu Schnellschüssen hinreißen lassen. Er schenkte ihr für den Ruhestand eine Starnberger-See-Edition des Spiels Monopoly, das Starnberger Gymnasiasten in einem Seminar entwickelt haben. "Es ist komplett vergriffen, Du bekommst das letzte." Nun könne sie mit ihrem Mann Günther ausgiebig spielen, "vorausgesetzt sie gewinnt", wie er betonte.

Borsts Vorgänger und Förderer Dieter Hager bescheinigte der langjährigen Bürgermeisterin, die vor ihrer Wahl eine Veranstaltungsagentur im Ort betrieben hatte, "unglaublichen Elan" und "erstaunliche Hartnäckigkeit". Das bestätigte Rudolph Haux. Er lud Borst spontan als Taufpatin zur Einweihung des neuen Expressbusses X920 ein, der die Strecke von der KIM nach Großhadern zur U-Bahn bedienen soll. Borst nahm die Einladung dankend an. "Ich habe ein gutes Gefühl", sagt sie. Der Ort sei in guten Händen.

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: