Krailling:Pfeifen für alle

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Der Rest zum Fest: Matthias Kaps sortiert die alten Orgelpfeifen, die am Sonntag in Krailling angeboten werden. (Foto: Reger)

Nach der Prozession am Sonntag werden in Krailling Teile der alten Orgel von St. Margaret angeboten. Man hofft auf großzügige Spenden für ein neues Instrument. Dies soll im September eingeweiht werden

Von Christiane Bracht, Krailling

Auch wenn die meisten Katholiken aus Krailling sonntags in Planegg zur Messe gehen, die kleine Margaretenkirche an der Würm ist ihre heimliche Liebe. Hochzeiten und Taufen feiern viele lieber dort. Auch zum Patrozinium fehlt kaum ein Gläubiger. Mit großen Fahnenabordnungen sind dann alle Vereine des Ortes vertreten, auch Kommunalpolitiker jeder Couleur und Geschäftsleute, egal welcher Konfession laufen bei der Prozession mit. Kurz gesagt: Wer etwas auf sich hält, ist dabei, wenn die Madonna andächtig auf einer Sänfte vorbei an den geschmückten Häusern getragen wird. Selbst als die Margaretenprozession noch sonntags morgens um 8 Uhr begann (jetzt startet sie eine Stunde später), blieben die Kraillinger nicht im Bett liegen.

Und weil die Kraillinger so stolz sind auf ihre pittoreske Barockkirche, spenden sie auch gern für den Erhalt, zum Teil auch größere Summen. Für die Innensanierung von St. Margaret hat das Ordinariat vergangenes Jahr noch 90 000 Euro investiert, damit zum Jubiläum die Wände geweißelt und der Rokoko-Altar gereinigt und restauriert werden konnte. Sogar für eine neue Schicht Pulver- und Blattgold hat das Geld gereicht. Nur die Orgel blieb die alte.

Die Diözese wollte keine neue Orgel finanzieren, deshalb sammeln die Kraillinger schon seit fast zehn Jahren Spenden. Das alte Instrument hat nämlich seine Schwächen: Der Organist Ludwig Götz beschwert sich schon lange über die Misstöne, die gelegentlich dem Instrument entfleuchen. Denn einige Register sind kaputt. Zudem ist der Tisch so eng, dass kaum jemand die Pedale erreichen kann. Fast 80 000 Euro soll ein neues Instrument kosten, 10 000 Euro fehlen noch. Die sollen nun die alten Orgelpfeifen einbringen. Am kommenden Sonntag nach der Margaretenprozession (zirka 10 Uhr) können sich Interessierte im Gasthof Alter Wirt Pfeifen gegen eine Spende als Erinnerung sichern.

"Die Idee zu dieser unkonventionellen Aktion hatte Herr Götz", sagt die Kirchenpflegerin Ingeborg Bogner. Sie selbst will auch eine Pfeife haben, aber eine kleine, wenn es geht. "Die stelle ich mir dann auf den Schreibtisch", sagt sie. Etwa 100 Pfeifen wird der Orgelbauer Christoph Kaps aus Eichenau mitbringen. Er hat das alte Instrument vor ein paar Wochen ausgebaut, nur das Gehäuse ist noch in der Kirche. Es soll weiterverwendet werden. Nach dem Patrozinium baut Kaps die neue Orgel mit ihren 530 Pfeifen und zwei Manualen ein und intoniert sie zusammen mit Götz. Die Einweihung ist für den 25. September geplant. Eine Woche später findet das erste große Orgelkonzert in der Margaretenkirche statt.

Eigentlich sollte das neue Instrument schon zur 700-Jahrfeier vor einem Jahr da sein, doch das Denkmalamt hatte den Kraillingern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotz zweier Gutachten wollte es die alte Orgel nicht ausbauen lassen. Kaps musste erst unter Beweis stellen, dass die alte Orgel schon mehrfach zersägt und geflickt worden war. Außerdem stellte sich bei Nachforschungen heraus, dass die Orgel nicht extra für die Kraillinger Kirche gebaut worden, sondern vermutlich aus alten Instrumenten zusammengesetzt wurde. Das Gehäuse und einige wenige Teile sind vermutlich aus dem Jahr 1871. Möglicherweise stammen sie vom Orgelbauer Max Maerz, denn Kaps hat einen identischen Entwurf von ihm gefunden. Willibald Siemann hat die Orgel wohl 1913 aus Altteilen montiert und auch einige neue hinzugefügt. Aus Kostengründen verwendete er allerdings Metallpfeifen aus billigem Zink. "Die Orgelfabrik Siemann stand unter Finanzdruck", weiß Kaps. Das ist auch der Grund, weshalb die alte Orgel nicht besonders wertvoll ist.

Vor einem halben Jahr hat Kaps angefangen die neue Orgel zu bauen. Sie funktioniert mechanisch, so wie im 18. Jahrhundert üblich. Der Tisch mit den beiden Manualen soll nun seitlich versetzt werden, damit der Organist besser an die Pedale kommt. Früher sei das nicht so nötig gewesen, sagt Kaps. Denn am Sonntag spielte der Dorflehrer und der war froh, wenn er mit den Füßen nicht so viel arbeiten musste. Bei einem hochausgebildeten Organisten ist das anders.

© SZ vom 15.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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