Krailling:Mehr Mitsprache

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Beim Umbau des Bahnhofs arbeiten die Gemeinden Planegg und Krailling zusammen. Das ist eine Folge des Raumordnerischen Entwicklungskonzepts. (Foto: Georgine Treybal)

Die Gemeinden Krailling, Gräfelfing, Planegg und Gauting wollen künftig gemeinsam Planungen entwickeln

Von Christiane Bracht, Krailling

Gemeinsam die Zukunft planen, das scheint im Münchner Südwesten unabdingbar. Zu eng sind Städte und Gemeinden im Laufe der Jahre aneinander und ineinander gewachsen. Legt einer einen Radweg an, tangiert das auch die Nachbarkommune, denn im Würmtal sind die Ortsgrenzen für Fremde kaum noch auszumachen, die Straßen fließen von Nord nach Süd durch mehrere Gemeinden hindurch und wechseln lediglich ihren Namen.

Ähnlich ist es mit anderen Dingen: Hat die Stadt München zu wenig Wohnungen, wächst automatisch der Druck auf die Nachbarn. Und so haben sich vor einiger Zeit die Städte München, Germering und Starnberg mit den Würmtalgemeinden Gräfelfing, Planegg, Krailling und Gauting zusammengeschlossen und ein "Raumordnerisches Entwicklungskonzept für den Münchner Südwesten" entworfen (kurz Roek). Die Eckpunkte stehen nun fest. Jetzt sollen sie in Form von Projekten nach und nach realisiert werden. Doch dazu müsse man einen Verein gründen, sowie einen Regionalmanager und eine Verwaltungskraft einstellen, erklärte Bürgermeisterin Christine Borst im Gemeinderat. Auf jede Kommune kommen 10 000 Euro an Kosten zu. Im Kraillinger Gremium waren nicht alle Mitglieder von der Notwendigkeit überzeugt. Ihre Kritik: Die Gemeinde sei doch schon in so vielen Verbänden Mitglied. Zudem fürchtete man um den Verlust der gemeindlichen Planungshoheit. Und dann schien manch einem Gemeinderat auch die Summe von 70 000 Euro für die beiden Stellen recht hoch.

"Wir können nicht nur im hier und jetzt planen", gab Borst zu bedenken. "Wir müssen vorausschauend für die nächsten 20 Jahre tätig sein." Die Zusammenarbeit mit den Nachbarn habe Krailling immerhin schon einige Vorteile gebracht. So sei die gemeinsame Bahnhofsplanung aus Roek entstanden, erklärte Borst. Früher plante Planegg einfach allein, jetzt gestaltet man das gesamte Areal gemeinsam inklusive Wegeverbindungen. Vor allem letztere sind ein Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit, denn man wünscht sich Tangentialverbindungen zwischen den S-Bahnlinien, nicht nur im öffentlichen Nahverkehr, sondern auch für Radler. Ein weiteres Hauptthema ist natürlich die Schaffung von Wohnraum, aber auch die Grünzugvernetzung. "Das Beste an Roek ist, dass wir auf Augenhöhe mit München diskutieren", erklärte Borst. Normalerweise würde niemand in Gräfelfing, Planegg oder Krailling nachfragen, wenn Planungen im Raum stehen, doch durch Roek hätten die Umlandkommunen deutlich mehr Mitspracherecht. "Diese Kommunikation ist wesentlich. Durch die Gespräche in diesem Gremium sind auch schon manche Themen aufgekommen, an die zuvor niemand gedacht hatte", warb Borst für die Mitgliedschaft in dem neuen Verein. Die Gemeinderäte bräuchten auch keine Angst zu haben, dass das neue Gremium über die Planungen in Krailling bestimme. Das letzte Wort haben nach wie vor die Gemeinderäte.

Die Kraillinger stimmten am Ende der Vereinsgründung und der Finanzierung der Stellen für drei Jahre zu. Sie dringen jedoch darauf, dass nicht nur die Bürgermeisterin in dem Gremium vertreten ist, sondern auch zwei Gemeinderäte. Außerdem hoffen sie, dass Gilching mit in die Roek aufgenommen wird. Denn die Gemeinde liege nah an Gauting. In Sachen Gewerbegebiet und bei Straßenplänen gebe es durchaus Abstimmungsbedarf, erinnerte Rudolf Heidrich.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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