Krailling:Länger lesen

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Aktiv und erfolgreich: Diana Widmann führt die Kraillinger Bibliothek mit viel Erfolg. (Foto: Nila Thiel)

Die Kraillinger Bücherei hat künftig samstags bis 14 Uhr geöffnet. Weil sich die Bibliothek zu einem echten Treffpunkt entwickelt hat, stimmt der Gemeinderat den Mehrkosten zu

Von Christiane Bracht, Krailling

Samstags herrscht Gedränge. Und zwar nicht nur vor den Kassen im Supermarkt, die Kraillinger Bücherei ist mindestens genauso beliebt. Es sieht so aus, als ob jeder noch schnell Bücher, DVDs, CDs oder auch Spiele ausleihen will, bevor das Wochenende beginnt. Das einzige Problem: Man hat nur zwei Stunden Zeit, das Richtige zu finden. Um 12 Uhr ist nämlich Schluss. "Wir müssen die Leute oft regelrecht hinausschmeißen", sagt Diana Widmann, die Leiterin der Bibliothek. Viele hätten sie schon gebeten, die Öffnungszeiten am Samstag verlängern. Aber so einfach ist das nicht. Das bedeutet nämlich mehr Personal und höhere Kosten - eine Entscheidung, die der Gemeinderat treffen muss. Und der hatte in seiner jüngsten Sitzung ein Einsehen. Von 1. Oktober an wird die Kraillinger Bücherei nun zwei Stunden länger auf haben - samstags bis 14 Uhr.

"Es ist nicht zumutbar, dass die Leute rausgeschmissen werden", befand Matthias Walterspiel (CSU). Zumal die Bibliothek eine "Erfolgsgeschichte" sei. Seit dem Umzug vom Keller des Rathauses zur Würm und damit mitten in den Ort hat sich die Zahl der Ausleihen pro Jahr fast verdoppelt. Etwa 120 000 waren es laut Widmann im vergangenen Jahr, und sie rechnet damit, dass es heuer noch deutlich mehr werden. Obwohl die Leihgebühr Anfang des Jahres angehoben wurde. Aber dafür kosten die DVDs nichts mehr, das macht sie erstaunlich beliebt. Außerdem kommen viel mehr Schulklassen regelmäßig in die Bibliothek und leihen Bücher aus und zwar nicht nur aus Krailling, sondern vor allem auch aus Stockdorf, sagt Widmann. Auch Asylbewerber nutzen das Angebot gerne. "Jetzt haben wir schon 150 Leser mehr als vergangenes Jahr zur gleichen Zeit", weiß die Bibliothekarin. 2250 Leser hatte sie 2015, nur zum Vergleich: 2009 vor dem Umzug waren es gerade mal knapp die Hälfte.

Aber es sind nicht nur die zentralen, großen und hellen Räume, die die Leser anlockt. Seit einigen Jahren gibt es den Würmtalverbund, das bedeutet, die Leser aus Krailling können auch in den Bibliotheken der Nachbarkommunen ausleihen und umgekehrt. Vor drei Jahren wurde die Onleihe eingeführt für alle, die gerne unabhängig von Öffnungszeiten E-Books lesen. Und dann ist die Zahl der Medien rasant gestiegen, das Sortiment umfasst jetzt immerhin 34 800 Bücher, E-Books, Zeitschriften, Zeitungen, DVDs, CDs und Spiele. Damit ist die Kraillinger Bibliothek von ihrer Größe her mit denen von Gräfelfing und Gauting durchaus vergleichbar. Nur in Sachen Personal sind die beiden größeren Gemeinden deutlich großzügiger: Die Mitarbeiter dieser Büchereien sind um die 180 Wochenstunden präsent, in Krailling werden nur 123 Wochenstunden bezahlt. Die Büchereileiterin hat inzwischen etwa 200 Überstunden und keine Aussicht, diese jemals abzufeiern. Das soll sich nun ändern. Mit den längeren Öffnungszeiten wird noch eine Aushilfe für Samstag eingestellt, und eine der Mitarbeiterinnen bekommt eine Vollzeitstelle - 15 Wochenstunden mehr. Etwa 100 Euro pro Woche kostet das die Gemeinde.

Von der Aussicht, mehr bezahlen zu müssen, waren nicht alle Gemeinderäte auf Anhieb begeistert. Bürgermeisterin Christine Borst erinnerte daran, dass sehr viele Veranstaltungen in der Bücherei stattfinden. Vergangenes Jahr waren es 31, heuer werden es vermutlich mehr als 40 sein. "Wir hatten sogar den Bibliothekstag da, eine Fachtagung für 90 Personen aus Oberbayern", sagte Borst voller Stolz. Und Mitte Oktober findet die Auftaktveranstaltung für das Schamrock-Festival der Pasinger Fabrik in der Kraillinger Bibliothek statt. Natürlich sind nicht alle Aktionen, die Widmann initiiert, hochkarätig. Sie macht auch Bilderbuchkino oder Lesewettbewerbe und denkt sich was fürs Ferienprogramm aus. Inzwischen kommen sogar Asylbewerber zum Deutsch lernen in die Bibliothek. Manch einer verbringt gern seine Mittagspause dort. "Wir sollten alles tun, lesen ist das Wichtigste für alle", appellierte Dietlind Freyer-Zacherl (FBK).

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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