Krailling:Kreis-SPD kämpft um Seefelder Klinik

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Der neue SPD-Kreisvorstand (v.l.): Christiane Falk, SPD-Chefin Julia Ney, Sissi Fuchsenberger und Christian Winklmeier. (Foto: Georgine Treybal)

Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung steht der Erhalt des Krankenhauses. Julia Ney als Vorsitzende wiedergewählt

Von Christiane Bracht, Krailling

Es ist ein Rückzug auf Raten: Sechs Jahre lang hat Tim Weidner die Geschicke der Kreis-SPD geleitet, in den vergangenen vier Jahren stand er bereits in der zweiten Reihe, doch jetzt will er sich voll und ganz auf sein Amt als stellvertretender Landrat konzentrieren. "Es ist ein guter Moment an Jüngere weiterzugeben", erklärte er am Mittwoch auf der Jahresversammlung des Kreisverbands. Zwar kann die SPD weiterhin auf ihn als Berater und Beisitzer im Kreisvorstand rechnen, aber sein Blick richtet sich vor allem auf das, was die Kreisbehörde momentan besonders bewegt: Die Seefelder Klinik und ihr finanzielles Debakel.

"Mit dem Kreiskrankenhaus in Starnberg hatten wir auch schwierige Jahre, aber es stand immer fest, dass das Haus in kommunaler Hand bleibt", erinnerte Weidner. "Heute ist es eines der wenigen, das auskömmliche Gewinne schreibt. Aus sozialdemokratischer Sicht muss es deshalb Ziel sein, auch die Seefelder Klinik in kommunaler Hand zu behalten", stellte er klar. Allerdings zweifelte er daran, dass es sinnvoll ist, mit unterschiedlichen Trägern zu arbeiten. Weidner plädierte dafür, dass die beiden Kliniken aufs Engste zusammenarbeiten sollten. Zwar könne ein 70 Bettenhaus erfolgreich geführt werden, aber nur wenn es hoch spezialisiert sei. Dann sei es aber nicht mehr das, was die Bürger von einem kommunalen Krankenhaus erwarten und wünschen. Wenn man in Seefeld Steuergelder investiere, sei eine solche Spezialisierung nicht vermittelbar, meinte Weidner. Zudem fürchtete er, dass der rigide Sparkurs, der nun in der Klinik eingeschlagen werden müsse, auf dem Rücken der rund 150 Mitarbeiter ausgetragen wird. "Und das ist in der Regel mit einem Verlust an Qualität verbunden", prophezeite er. Der SPD-Kreisrat bezweifelte, dass dies der richtige Weg ist, wenn der Landkreis gleichzeitig alle Kraft dafür einsetzt und eingesetzt hat, um das Krankenhaus in Penzberg, das Starnberg vor etwa drei Jahren übernommen hatte, "sanft" zu sanieren. "Die Penzberger haben inzwischen mehr Mitarbeiter als bei der Übernahme und eine Bestandsgarantie", bemerkte Weidner. Abgesehen davon müsse man bedenken, dass sich Starnberg und Seefeld zumindest teilweise Konkurrenz machen. "Im Interesse beider Häuser sollte man einen gemeinsamen Weg einschlagen", schloss er seine Stellungnahme.

"Wir stehen vor großen Herausforderungen", mahnte auch die alte und neue SPD-Kreisvorsitzende Julia Ney. Sie meinte damit allerdings eher die Flüchtlingsproblematik. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Flüchtlinge so aufgenommen werden, dass sie sich wohlfühlen." Sie verurteilte Politiker, die Ängste schürten, Neid förderten und den Samen für "falschen Nationalstolz" säten. "Wir wissen, dass viele bleiben werden, deshalb müssen die Menschen schnell und gut integriert werden. Wir wollen nicht, dass sich die Fehler der 90er Jahre wiederholen." Gleichzeitig müssten aber auch die Arbeitslosen, vor allem die Langzeitarbeitslosen integriert werden, schon damit sich keine Neidkultur entwickle. Die SPD sei aber auch gefordert, darauf zu achten, "dass der Rechtsruck in der Gesellschaft eine Zuckung bleibt und nicht zu einer Welle wird", mahnte sie. "Es gibt viel zu tun für die SPD, packen wir's an."

Knapp 430 Mitglieder haben die Genossen momentan, vor zwei Jahren waren es acht mehr. Dennoch sei die Partei auf einem guten Weg. Bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr "konnten wir unsere neun Sitze im Kreistag halten." Stolz sind die Genossen auch darauf, dass Weidner nun ein Stellvertreter des Landrats ist. Der Wahlkampf kam die SPD allerdings auch teuer zu stehen. Rund 15 600 Euro mussten sie investieren und weil nicht genug Geld in der Kasse war, gaben zwei Vorstandsmitglieder ein Darlehen in Höhe von 5700 Euro. Die Summe ist inzwischen aber wieder zurückgezahlt. Der Vorstand fühlt sich durch das gemeinsame Engagement im vergangenen Jahr gestärkt. Und so hat sich im Vorstand nur wenig verändert. Neys Vertreter sind nun Christiane Falk, Sissi Fuchsenberger und neu dabei Christian Winklmeier. Der frühere Vorsitzende Stephan Bock ist nicht mehr dabei und auch Beate Schnorfeil tritt kürzer. Kassier bleibt Stephan Troberg. Um die Protokolle kümmert sich Fabian Heindl. Beisitzer sind neben Weidner und Schnorfeil, Stephan Rauch, Christel Muggenthal, Horst Wiegand, Peter Eberl, Dieter Appel und Daniel Büttrich.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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