Krailling:Kraillinger wollen einen Laden

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Gemeinde beharrt auf Gewerbefläche gegenüber vom Gasthaus Alter Wirt

Von Christiane Bracht, Krailling

Viele Geschäfte hatte Krailling nie. Doch jetzt macht sich langsam die Befürchtung breit, dass der Ort einschlafen könnte. Denn seit einiger Zeit schließt ein Laden nach dem anderen. "Viele finden es schade, dass es keine Drogerie mehr gibt, seit der Schlecker vor einigen Jahren zugemacht hat", weiß Erika Harder (SPD). Auch das Schuhgeschäft daneben steht schon lange leer, und mit der Räumung des Schabernackhauses fehlt auch dort ein Laden. Neue Einzelhändler anzulocken, ist jedoch schwierig. Ein Gutachter legte den Gemeinderäten jetzt nahe, sich auf das südliche Ende der Margaretenstraße als Einkaufszentrum zu konzentrieren.

Unnötige Konkurrenz für die Geschäftsleute dort sollte unbedingt vermieden werden, findet er. Doch die Mehrheit der Gemeinderäte zeigten sich von der Expertise nicht überzeugt. Der Gutachter habe die Neubaugebiete nicht berücksichtigt, die demnächst im Zentrum entstehen, beklagten die Kommunalpolitiker. So werden schon bald auf dem Braunareal an der Würm 38 Wohnungen gebaut, auf der Sanftlwiese weitere 45 und gegenüber von der Margaretenkirche ist ein Betreutes Wohnen für bis zu 25 Senioren geplant; das sind potenzielle Kunden, vor allem die älteren Menschen, die auf kurze Wege angewiesen sind. Adrienne Akontz (Grüne) warnte ihre Kollegen: "Je weniger Läden wir in Krailling haben, um so schwieriger wird es, neue Geschäftsleute herzulocken."

Grund für die Debatte waren die Pläne auf dem etwa 2000 Quadratmeter großen Grundstück schräg gegenüber dem Alten Wirt, wo das frühere Schleckerhaus steht. Der neue Investor will dort eine dreigeschossige Wohnanlage bauen. An einem Laden im Erdgeschoss ist er allerdings wenig interessiert. Im November ließ er die Gemeinde bereits wissen, dass sie ihm mehr Baurecht einräumen müsse, wenn er ihr zuliebe ein Geschäft einplane. Für einen Einzelhändler müsse er die Miete heruntersetzen, sonst stünde der Laden leer.

Geschockt von dem wuchtigen Bau, den der Architekt des Investors seinerzeit als Alternative mit Geschäft präsentiert hatte und angesichts der ersten Einschätzung des Gutachters hatten die Kraillinger Gemeinderäte zunächst Abstand genommen von der Idee. Doch am Dienstag ruderten sie wieder zurück. "In anderen Dörfern gibt es auch kleine Geschäfte", sagte Matthias Walterspiel (CSU). "Wir müssen eine Nahversorgung sicherstellen, sonst werden wir statt einer Gartenstadt eine Autostadt." Im übrigen müsse man bedenken, dass es für alte Leute extrem nachteilig sei, wenn sie zum Einkaufen auf ein Auto angewiesen sind. Denn viele haben gar keins mehr. Und Harder erinnerte daran, dass auch an der Gautinger Straße Geschäfte seien. Ein Laden an der Würmbrücke stehe also keineswegs völlig einsam da.

Eleonore Zwißler (CSU) gab zu bedenken, dass der Investor ein Entgegenkommen der Gemeinde erwarte, damit er sein hohes Baurecht ausnutzen kann. Dies ist offenbar nur möglich, wenn man ihm gestattet, die Häuser enger aneinander zu bauen, als es der gesetzliche Mindestabstand vorsieht. Dafür könne er den Laden in sein Haus integrieren, schlug sie vor. Nur Veronika Sanftl (CSU) teilte die Bedenken des Gutachters: "An der Kreuzung sind keine Stellplätze für die Kunden." Wenn sie mit ihrem Auto nicht kurz anhalten können, werde es schwierig, prophezeite die Geschäftsfrau. Sie schlug vor, eher an der Stelle des früheren Schabernack einen Laden einzuplanen.

Nun soll ein Bebauungsplanentwurf ausgearbeitet werden, der ein dreigeschossiges Langhaus mit Laden an der Straße vorsieht und auf dem hinteren Teil des Areals zwei Häuser.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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