Krailling:Im Schatten der Bäume

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Kraillinger wollen mehr Licht in ihren Wohnungen

Von Christiane Bracht, Krailling

Die einen sind stolz darauf, in einem so grünen und parkähnlichen Viertel zu wohnen, die anderen klagen über die Dunkelheit, in der sie leben müssen, weil große Bäume ihre Wohnungen und Loggien verschatten. Die Rede ist von dem Gebiet hinter dem Kraillinger Rathaus zwischen Pentenrieder Straße, Sperber- und Stieglitzweg. Dort stehen die höchsten Mehrfamilienhäuser des Ortes, sie sind umgeben von zum Teil mächtigen Buchen, Eichen und Kiefern.

Entstanden ist die Wohnanlage Ende der Sechzigerjahre. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Bäume teils zu Riesen herangewachsen. Und so hat die Eigentümergemeinschaft immer wieder verlangt, dass einige Bäume gefällt werden sollen. Die Begründung war nicht, dass ihre Vitalität zweifelhaft wäre und man sich sorgen müsse, dass die Bäume auf eines der Häuser fallen würde, es ging eher darum, dass die Bäume das Gebiet zu sehr verschatten. In den vergangenen Jahren musste die Gemeinde schon über insgesamt 39 Bäume entscheiden. Zuletzt gab sie 2014 dem Drängen der Eigentümer nach und bewilligte die Fällung von 14 Bäumen. Damals einigte man sich darauf, dass die Eigentümer einen Landschaftspfleger mit dem Auslichten und der Pflege des Areals beauftragen sollen.

Doch schon im darauffolgenden Jahr ging der nächste Antrag ein. Zehn weitere Bäume sollten fallen. Doch die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt lehnte das diesmal ab. Durch die Fällungen der vergangenen Jahre habe sich die Belichtungssituation der Häuser deutlich verbessert, befand der Kreisfachberater Jürgen Ehrhardt. Die Belüftung der fraglichen Wohnung könne nicht so schlecht sein, da die Bäume mehr als zehn Meter Abstand hätten. Zudem sei zu befürchten, dass schon bald darauf der nächste Antrag käme, denn etwas südlich von den Bäumen, die gefällt werden sollten, stünden schon die nächsten. Der Charakter der Siedlung solle aber gewahrt bleiben, deshalb verweigerte Ehrhardt die Zustimmung.

Grund genug für einen Eigentümer, vor Gericht zu ziehen. Im Herbst erwartet die Gemeinde das Urteil des Verwaltungsgerichts München. Die Kraillinger Umweltbeauftragte Susanne Brittinger fürchtet, dass die Festsetzungen im Bebauungsplan von 1972 dann keinen Bestand mehr haben und dass die Bäume des gesamten Viertels dann schutzlos sind. Deshalb hat sie dem Gemeinderat vorgeschlagen, eine Veränderungssperre für das Gebiet zu erlassen.

Vor allem die CSU wehrte sich aber gegen "solche Geschütze". "Die Leute leben seit 40 Jahren hier. Ich bin sicher, sie sind vernünftig und lassen mit sich reden", sagte Eleonore Zwißler (CSU). Auch ihr Parteifreund Hans Wechner befand, man könne die Leute nicht zwei Jahre im Dunkeln sitzen lassen. Auch wenn eine Veränderungssperre laut Bauamtsleiter Helmut Mayer nicht so lange dauern müsse, entschied sich der Gemeinderat gegen dieses Instrument. Einig war man sich, dass die Grünordnung in der Wohnanlage neu überdacht werden soll. Vertreter der Gemeinde wollen sich das Areal gemeinsam anschauen und mit den Betroffenen reden. Bürgermeisterin Christine Borst stellte in Aussicht, dass der Bauausschuss noch einmal über die zehn Bäume befinden soll, ob man nicht doch das gemeindliche Einvernehmen geben könne.

© SZ vom 01.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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