Krailling:Ideen begreifbar machen

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Die Firma von Gunter Kadegge kann schnell Prototypen jedweder Art bauen

Von Otto Fritscher, Krailling

Es kommt immer wieder mal vor, dass ein Erfinder zu Gunter Kadegge kommt und ihm seine Idee schildert. So wie etwa neulich jener Mann, der am optimalen Kaffeegeschmack tüftelt. "Es geht um das Granulat" sagt Kadegge, ganz Ingenieur, "also um das gemahlene Kaffeepulver." Mehr will Kadegge noch nicht verraten, das Produkt ist noch nicht auf dem Markt. Aber immerhin, es gibt schon Prototypen, die in Kadegges Firma, der KL Technik GmbH im Kraillinger Gewerbegebiet KIM, gebaut worden sind. Solche Prototypen, erklärt Kadegge, seien wichtig, um etwas ganz im Wortsinn "in der Hand zu haben", um den Handel, aber auch potenzielle Kunden und Geldgeber von der Idee zu überzeugen.

Dann war da noch jener Erfinder, der sich dem Problem gewidmet hatte, wie man mit einem Staubsauger, wie er an jeder Tankstelle vorzufinden ist, sein Auto mit einer eigenen Bürste säubern kann. Er konstruierte einen speziellen Aufsatz, der auf jede Staubsaugerdüse passt - und bei KL Technik wurden nicht nur die Prototypen der "Car Brush", so der Produktname, hergestellt, sondern auch eine Kleinserie.

"Natürlich haben wir auch wesentlich größere Aufträge", erklärte Firmengründer Gunter Kadegge Landrat Karl Roth, Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter und Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst bei einem Firmenbesuch. KL Technik hat sich auf "Rapid Prototyping" spezialisiert, also auf die Fertigung von Prototypen jedweder Art, zumeist aus Kunststoff, aber auch aus Metall und sogar mal Papier. 30 Mitarbeiter hat die 1994 gegründete Firma mittlerweile, darunter Ingenieure, Formengießer, aber auch Handwerker wie Modellbauer. Erstes Produkt war ein abnehmbarer Gips, wie man in auf der ganzen Welt kennt. In den Vitrinen steht aber auch eine Einstellhilfe für Gleitsichtbrillen und sogar das Mini-Modell der Drohne, die die Bundeswehr mal beschaffen wollte. "Die stellen sich Entscheider dann gerne auf den Schreibtisch", sagt Kadegge. Dann gibt es kompliziert aussehende Kunststoffteile, die Webasto verwendet. KL Technik hat aber auch spezielle Musterkoffer für 3M Espe aus Seefeld gebaut, in denen zahntechnische Produkte wie ein Besteck präsentiert werden können. "Und wir haben sogar zwei Aufträge aus China. Denn die können das nicht in der Präzision wie wir", freut sich Kadegge, der nach dem Studium als Ingenieur bei BMW gearbeitet hat. "Bei einem Tauchurlaub auf den Malediven habe ich dann beschlossen, mich mit einem Partner, den ich dann später ausgezahlt habe, selbständig zu machen", erinnert er sich. Heute macht die KL Technik einen Jahresumsatz zwischen zwei und drei Millionen Euro, Tendenz steigend. Der Prototypenbau sei eine sich schnell verändernde Branche. Alle Welt redet von 3D-Druckern. Sind die eine Konkurrenz für die mehrere Hunderttausend Euro teuren "Highspeed Cutting"-Maschinen, die in der Werkhalle von KL-Technik stehen? "Nein", sagt Kadegge, "wir entwickeln uns auch weiter." Man kann das auch sehen.

Das Foyer des Firmengebäudes am Konrad-Zuse-Bogen war nämlich vielleicht mal eine repräsentative, lichtdurchflutete Eingangshalle. Jetzt gleicht es eher einem Warenlager. "Wir müssen dringend erweitern", sagt Kadegge. Das Gebäude gehört zu den ersten, die vor 15 Jahren in der KIM gebaut worden sind. Glücklicherweise hat Kadegge gleich genug Grundstücksfläche für eine Erweiterung gekauft. Vorgesehen ist, die Fläche zu verdoppeln. Doch das Projekt hat Kadegge noch nicht in Angriff genommen, "weil ich vor lauter laufenden Aufträgen nicht dazugekommen bin." Dieses Jahr soll es aber losgehen. "An der Gemeinde liegt es jedenfalls nicht, dass es mit der Erweiterung dauert", betonte Borst.

Manchmal sind die Erfinder so glücklich, dass sie gerne zu KL wiederkommen. Der Erfinder der Staubsauger-Bürste hat jedem Mitarbeiter eine geschenkt. Und wie ist das mit dem Kaffee? "Jedes Mal, wenn der Erfinder bei mir ist, lässt er sich anmerken, dass ihm mein Kaffee nicht so schmeckt", sagt Kadegge. Das wird sich wohl bald ändern.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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