Krailling:Gemeinsam ins Alter

Lesezeit: 2 min

In der Ortsmitte plant Krailling 25 Wohnungen für Betreutes Wohnen. Jetzt geht es um die Form des Zusammenlebens

Von Christiane Bracht, Krailling

Etwa 25 Wohnungen für Betreutes Wohnen will die Gemeinde Krailling in der Ortsmitte errichten. Dort wo jetzt noch die Zweckverbandsbauten aus den Fünfzigerjahren stehen, direkt gegenüber der Kirche an der Margaretenstraße, sollen sie gebaut werden. Das ist schon länger beschlossen. Sobald die letzten Bewohner aus dem Haus ausgezogen sind, wird das Projekt realisiert. "Lange wird es nicht mehr dauern bis abgerissen wird", verkündete Bürgermeisterin Christine Borst im Finanzausschuss.

Die Gemeinderäte treibt jetzt jedoch eine ganz andere Sorge um: Wie genau soll das Betreute Wohnen aussehen? Wer soll einziehen dürfen? Und wer Träger der Einrichtung werden? Sabine Wenng von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung des Bayerischen Sozialministeriums hat viel Erfahrung im Laufe der vergangenen neun Jahre zum Thema Wohnen im Alter gemacht. Sie berät nun die Gemeinde. Etwa 500 derartige Wohnanlagen, wie Krailling sie jetzt vorsieht, gibt es inzwischen in Bayern, weiß Wenng. Manche sind für Jung und Alt, andere nur für Senioren. Die meisten basieren auf privater Initiative, andere sind von einer Institution oder Kommune in die Wege geleitet worden. "Wichtig ist, dass man Regeln vereinbart, wie das gemeinsame Wohnen aussehen soll", weiß Wenng. Das Angebot richte sich vor allem an Personen, die schon immer in sozialen Strukturen gelebt haben, nicht an Einzelgänger. Oft suchten etwas jüngere Senioren so um die 70 Jahre derartige gemeinschaftliche Wohnformen, um Freundschaften zu schließen, erklärte Wenng. Bevor sie sich dafür entscheiden, ist vielen wichtig, dass sie nicht ausschließlich zwischen Pflegefällen sitzen, deshalb müsse klar geregelt sein, was die Bewohner erwartet. In vielen Wohnanlagen gebe es zum Beispiel eine Klausel, dass keine Pflegefälle aufgenommen werden.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Betreuer gehöre es, abzuchecken, wer gut mit wem kann und dementsprechend ein Kennenlernen zwischen den Personen zu arrangieren. Dafür braucht man Sozialarbeiter mit viel Erfahrung und einem Gespür für Menschen, sagt Wenng. Wichtig sei auch ein Gemeinschaftsraum, in dem die Bewohner gemeinsam Mittagessen können oder sich zum Kaffee trinken treffen oder in dem Spielenachmittage veranstaltet werden können. Für den Gemeinschaftsraum rechne man so eineinhalb Quadratmeter pro Person, erklärte Wenng. Den Kraillingern schwebt noch immer vor, den Gemeinschaftsraum auch für Vereinstreffen zu nutzen, um so einen Bürgertreff im Zentrum zu haben. Bedenken äußerte Sozialamtsleiterin Sandra Sona. Sie hatte gehört, dass der Raum dann von den Senioren nicht mehr akzeptiert würde. Doch Wenng zerstreute diese Zweifel. Ihrer Erfahrung nach sei das kein Problem, man müsse nur eine Nutzungsverordnung beschließen. Der Gemeinschaftsraum sollte zentral liegen und es sollte eine Küche integriert sein, riet sie. Das Büro der Betreuer sollte am besten eine Glasscheibe haben, damit diese Sichtkontakt zu den Bewohnern haben.

Bei der Wahl des Trägers empfahl Wenng zwei bis drei Angebote einzuholen, bevor man sich entscheidet. Die Leistungen seien durchaus unterschiedlich. "Man sollte sich den Betreuungsvertrag zeigen lassen, den die Bewohner unterzeichnen müssen", so Wenng. Je nach Lage der Wohnanlage zahlten die Bewohner zwischen 50 und 150 Euro pro Monat. Für die Belegung empfiehlt die Expertin ein Drittel rüstige Rentner, ein Drittel, die mit kleineren Einschränkungen leben müssen und ein Drittel, die mehr Einschränkungen haben.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: