Krailling:Gegen Allerweltsbauten

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Krailling will seine Ortsmitte attraktiv gestalten

Von Christiane Bracht, Krailling

Die Angst, dass sich das Kraillinger Ortsbild rund um die Margaretenkirche schon bald völlig verändert, ist groß. Das Schlecker-Grundstück an der Ecke Margaretenstraße/Josef-Bader-Weg wird derzeit überplant. Spätestens im Mai soll die Bebauungsplanänderung beschlossen werden. Die alten Sozialwohnungen aus den 1950er Jahren gegenüber der Kirche werden abgerissen, sobald der letzte Mieter eine neue Bleibe gefunden hat. Dort soll Betreutes Wohnen entstehen. Der Eigentümer des früheren "Schabernack" hat ebenfalls schon Bauwünsche geäußert und an der Ecke Luitpoldstraße, wo bis zum Sommer noch der ABC-Sunrise-Kindergarten war, wird sich in absehbarer Zeit auch etwas verändern. Manch ein Gemeinderat hat angesichts dieser vielen Bauvorhaben große Bedenken, dass sich der dörfliche Charakter Kraillings völlig verändern könnte, dass Neubauten entstehen, die gar nicht in den Ort passen.

"Wir müssen uns Fassadenkonzepte aufzeigen lassen", mahnte Matthias Walterspiel (CSU). An derartig prominenten Stellen im Ort müsse alles dafür getan werden, dass die Neubauten gestalterisch "schön" seien, "sonst machen wir uns den Ort kaputt", warnte Walterspiel. "Es gibt schöne Vorbilder, wie man eingreifen kann", wusste er. Auch Adrienne Akontz (Grüne) wollte wissen, wie die Gemeinde eingebunden wird, wenn der Verband Wohnen sein Betreutes Wohnen entwirft.

Bauamtsleiter Helmut Mayer schlug deshalb in der jüngsten Gemeinderatssitzung vor, einen Gestaltungsausschuss einzurichten. Architekten beraten dann die Anträge der Bauherren und empfehlen dem Gemeinderat, ob das Projekt so gut ist oder nicht passt. Möglich wäre es aber auch, eine Fibel zusammenzustellen. Architekten, die Kenntnisse vom Ort haben, stellen dann Vorgaben auf, die bei der Fassadengestaltung berücksichtigt werden müssen, etwa bestimmte Proportionen oder Materialien, die verbaut werden sollen, auch Dachbedeckung und Neigung oder die Farbgestaltung kann in so einer Fibel vorgeschrieben werden. Im Bebauungsplan sind solche Festlegungen nicht möglich, erklärt Mayer. In Krailling würde man etwa Bezug auf die historischen Villen nehmen, damit nicht überall moderne Allerweltsbauten entstehen, so wie in anderen Gemeinden im Münchner Umland.

Ernsthaft diskutiert hat der Kraillinger Gemeinderat darüber aber noch nicht. Bislang steht die Idee lediglich im Raum. Wenn das Vorhaben auf dem Schlecker-Grundstück gestalterischen Vorgaben entsprechen soll, müssen sich die Kommunalpolitiker schnell dazu entschließen. Sobald der Bauantrag eingereicht und kein derartiges Werk beschlossen ist, hat die Gemeinde keinen Einfluss mehr. Auch für das Betreute Wohnen gegenüber der Kirche drängt die Zeit. Auf 160 Quadratmeter Nutzfläche sollen 22 seniorengerechte Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen entstehen. Zudem ist eine Tiefgarage mit 19 Stellplätzen geplant. Der Bebauungsplan soll jetzt entsprechend geändert werden.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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