Krailling:Modellflieger verursachen Mäuseplage

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Von den Kraillinger Gartlern nicht gern gesehen: Modellflieger. (Foto: Rumpf)

Die Sanatoriumswiese ist ein ideales Gelände für Hobbypiloten. Der Vorsitzende des Gartenbauvereins sieht das anders und will die Modellflieger von dort verbannen - sie sollen schuld an einer Mäuseplage sein.

Von Christiane Bracht, Krailling

Die Sanatoriumswiese in Krailling ist ein Paradies - nicht nur für Spaziergänger, auch Hunde rennen gerne über das weite Feld, jagen Mäuse oder bringen Stöckchen. Im Herbst steigen dort Drachen auf und jetzt, wo sich die ersten warmen Sonnenstrahlen zeigen, kommen auch die Modellflieger wieder auf die Wiese. Sehr zum Ärger von Helmut Seibert. Der Vorsitzende des Kraillinger Gartenbauvereins macht die Modellflieger nämlich für die Mäuseplage in seinem Naturerlebnisgarten verantwortlich.

Sein Idyll sei seit Monaten gestört, klagte er bereits Anfang Dezember und bat die Gemeinde darum, die Modellflieger von der Wiese zu verbannen. Diese hätten den Turmfalken, der seit Jahren im Dach des Bauhofs sein Nest hat, mit ihrem Surren und ihren Flugzeugen vertrieben. Auch Schwalben und andere Singvögel seien kaum noch zu sehen. Stattdessen wüten nun Horden von Wühlmäusen im Vorzeigegarten des Vereins.

Einen Strauch habe er bereits ausgraben müssen, weil die Mäuse die Wurzeln angenagt hatten. Und das wird möglicherweise nicht der einzige bleiben, fürchtet Seibert. Noch schlimmer findet der Gartler aber, dass sich nun Füchse im Gemüsebeet herumtreiben, um Mäuse zu jagen. Nicht nur, dass die Füchse Löcher hinterlassen, Seibert fürchtet auch den Bandwurm. Doch persönlich hat der Vereinsvorsitzende seine Bedenken den Modellfliegern, die gegenüber vom Bauhof ihrem Hobby nachgehen, nie mitgeteilt.

Im Gemeinderat am Dienstag waren die Kommunalpolitiker sichtlich bemüht, den Frieden auf der Sanatoriumswiese wieder herzustellen. "Auf der Erholungsfläche soll jeder seinem Freizeitvergnügen nachgehen können", sagte Bürgermeisterin Christine Borst. Die Forderung, die Modellflieger zu vertreiben, wischte sie so vom Tisch. Seit mindestens zehn Jahren probieren die Hobbybastler ihre Geräte schon an dieser Stelle aus und bisher war immer ein "wunderbares Miteinander" möglich, sagte sie.

Auch der Vorschlag, Schilder aufzustellen, widerstrebte den meisten Gemeinderäten. Man einigte sich darauf, die Modellflieger zu bitten, ein Stück weiter nach Süden zu gehen, Richtung Schusterhäusl. Ein Jahr wolle man die Situation beobachten, wenn der Ärger bleibe, könne man dann immer noch reagieren, beschloss das Gremium schließlich. "Damit bin ich zufrieden", verkündete Seibert sogleich.

"Wir möchten niemanden stören", sagte Carsten Vogel, einer der Bastler. Wenn ein Jäger sie in der Vergangenheit aufgefordert habe, während der Brutzeit Pause zu machen, wären sie immer zu Hause geblieben. Das Problem sei vermutlich, dass das Hobby in den vergangenen fünf Jahren einfach beliebter geworden sei, sagt Vogel. Das liege vor allem daran, dass die Technik sich verändert habe und die Modelle nun viel günstiger sind. Die umliegenden Vereine in Hadorf und Hochstadt nehmen schon lange keine Mitglieder mehr auf, sodass die Würmtaler froh sind, in Krailling einen eigenen Platz zu haben. Sie wollen nun einen eigenen Verein gründen. Knapp 20 seien bei der ersten Versammlung gewesen, berichtet Vogel, der dort zum Vorsitzenden gewählt wurde. Die Mitglieder sind zwischen 20 und 82 Jahren alt. Und sie wollen im Rahmen des Ferienprogramms Jugendlichen den Spaß an ihrem Hobby vermitteln.

Naturschützer sind sich sicher, dass nicht die Modellflieger Schuld daran sind, dass sich der Turmfalke zurückgezogen hat, sondern der Bau des Feuerwehrhauses. Anlass zur Hoffnung gibt die Beobachtung von Dietlind Freyer-Zacherl: Sie hat in den vergangenen Tagen schon wieder drei Falken über dem Bauhof kreisen gesehen.

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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