Grünzug:Freiheit in Gefahr

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Weil der Regionale Grünzug geändert werden soll, fürchtet die Gemeinde Krailling um ihre Entwicklungsmöglichkeiten. Sie fühlt sich zu sehr eingeschränkt - vor allem, wenn es um ihr Gewerbegebiet geht

Von Christiane Bracht, Krailling

Krailling fürchtet um seine Entwicklungsmöglichkeiten. Sollte der Regionale Grünzug so festgeschrieben werden, wie es ein Entwurf vom Dezember vorsieht, ist die Planungshoheit der Würmtalgemeinde praktisch auf Null reduziert. Der Kreuzlinger Forst galt schon immer als erhaltens- und schützenswerter Grünzug, da er zu den Frischluftentstehungsgebieten im Südwesten der Landeshauptstadt gehört. Außerdem ist er für das Grundwasser wichtig und natürlich auch als Erholungsraum für Spaziergänger und Radfahrer. Klar, sind hier auch viele seltene Pflanzen und Tiere zu finden, so dass man den Kreuzlinger Forst nicht nur als Bannwald ausgewiesen hat, sondern steht auch unter Landschaftsschutz, in einigen Bereichen ist er sogar ein Biotop. Erstaunlicherweise waren Waldsanatorium und das Gewerbegebiet KIM kurioserweise schon immer Teil des Regionalen Grünzugs. Doch jetzt will man auch noch die Orte Pentenried und Frohnloh mit einbeziehen. Das bedeute, dass man die Orte bis auf ein oder zwei Häuser am Rand nicht erweitern kann, erklärt Bauamtsleiter Helmut Mayer. Und auch der Hauptort sei in seinen jetzigen Grenzen festgeschrieben.

Die Mehrzahl der Gemeinderäte will diese Neuerung jedoch nicht einfach hinnehmen. Schließlich ist die Planungshoheit das höchste Gut einer Gemeinde. Und mit einem Entwurf, wie ihn jetzt der Regionale Planungsverband vorgelegt hat, könnte Krailling überhaupt nicht mehr frei planen. Wie das ist, hat die Gemeinde erst vor kurzem gemerkt, als die Firma EOS mal wieder erweitern wollte und zwar schnell. Im Gewerbegebiet gab es nur noch eine freie Fläche, den Sportplatz, jede weitere hätte mit aufwendigen und teuren Gutachten begründet werden müssen. Mehrere Behörden hätten in einem langen Abwägungsprozess entscheiden müssen, ob man das betreffende Gebiet aus Landschaftsschutz oder Bannwald herausnehmen kann, ähnlich ist es mit dem Regionalen Grünzug. "Er ist ein Riesenhindernis auf dem Weg zu kleinen Erweiterungen", gab Bürgermeisterin Christine Borst am Dienstag im Bauausschuss zu bedenken. Sebastian Sefzig (FDP) beklagte, dass München sich widersprüchlich verhalte. Sie wollten zwar die Frischluftschneise Kreuzlinger Forst, bebaue aber alles bis zur Grenze. Als Beispiel nannte er Freiham, das bis vor wenigen Jahren noch Ackerland war und heute die Kaufkraft von der Region abziehe. "Solidarität geht in zwei Richtungen", monierte er. Imme Kaiser (Grüne) hielt dem entgegen: "Mit Freiham wollen wir nicht konkurrieren."

Werner Engl (Grüne) sprach sich indes für den Entwurf des Regionalen Grünzugs aus. "Krailling hat eine Verantwortung für die Region", sagte er. Wenn München nicht da wäre, hätte niemand Interesse hier Gewerbe anzusiedeln. Engl ist der Ansicht, dass die übergeordneten Planungsziele nicht ausgehebelt werden dürften für ein Gewerbegebiet. Die Betriebe könnten genauso gut in Oberpfaffenhofen sein. Und Gewerbesteuer sei kein Argument, denn das Ziel sei nicht immer finanzstärker zu werden, sondern Verantwortung für den Schutz anderer Kommunen zu übernehmen. Deshalb könne er das Gewerbegebiet nur in den engen Grenzen akzeptieren, die seinerzeit die Kaserne hatte, mehr nicht.

Die Mehrheit der Kommunalpolitiker plädierten am Ende jedoch für eine Herausnahme des Gewerbegebiets aus dem Regionalen Grünzug und zwar mit einem großzügigen Puffer. Die Entscheidung, wie die Stellungnahme der Gemeinde beim Regionalen Planungsverband ausfallen wird, soll aber der Gemeinderat treffen.

Gauting hat übrigens ein ähnliches Problem: Im Entwurf des Planungsverbands liegen Unter- und Oberbrunn ebenfalls im Regionalen Grünzug.

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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