Krailling:Flüchtlingshalle abgelehnt

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Gemeinderat findet kein geeignetes Grundstück

Von Christiane Bracht, Krailling

120 Flüchtlinge in einer landwirtschaftlichen Halle, das wollen sich die Kraillinger lieber nicht vorstellen. Leben auf engstem Raum ohne Privatsphäre, da muss das Aggressionspotenzial enorm hoch sein. Und auch der Helferkreis, der im Würmtal sehr aktiv ist, rate von einer derartigen Unterbringung ab, sagt Bürgermeisterin Christine Borst. Trotzdem hat das Landratsamt bereits vier derartiger Hallen geordert. Zu groß ist der Druck, der auf dem Kreis lastet: Jede Woche kommen momentan 32 neue Flüchtlinge ins Fünfseenland und müssen eine Bleibe angeboten bekommen. Mit kleinen Lösungen könne man sich da nicht aufhalten, betont Kreisbaumeister Christian Kühnel immer wieder. Doch in Krailling stößt er damit auf wenig Verständnis. In der nicht öffentlichen Sitzung diskutierten die Gemeinderäte am Dienstag lang, wo man eine solche Halle hinstellen könnte und schließlich mehr darüber, ob man sie überhaupt akzeptieren kann. Das Ergebnis: "Wir haben eigentlich keinen Platz dafür", fasst Borst auf Anfrage der SZ zusammen. "Eine solche Halle ist nicht zielführend."

Zwei Vorschläge hatte das Landratsamt den Kraillingern bereits gemacht, um die Diskussion schon gleich in die richtige Bahn zu lenken - vergebens. Ein Gelände an der Römerstraße hinter dem Sportplatz des TSV Pentenried schien geeignet, alternativ kam das sogenannte Antennenfeld im Kreuzlinger Forst Nahe dem Kraillinger Gewerbegebiet KIM in Frage. Beide Standorte verwarf der Gemeinderat jetzt in seiner Debatte. "Pentenried ist auf jeden Fall gestorben, weil im Umkreis von 800 Metern drei Asylunterkünfte wären. Das ist Gauting nicht zuzumuten", erklärte Borst. Die 120 Flüchtlinge müssten nämlich im Nachbarort beim Penny einkaufen und deren Kinder in Gauting zur Schule gehen. In der früheren Firma Apparatebau, die unweit von Pentenried liegt, sind jedoch schon 130 Asylsuchende untergebracht und im Schwesternheim weitere 80.

Das Antennenfeld ist laut Borst ebenfalls ungeeignet. "Es ist sehr weit draußen und mitten im dichten Wald", erklärt die Bürgermeisterin. Selbst vom Gewerbegebiet aus ist es abgelegen, deshalb habe man sich nicht durchringen können, diesen Standort zur Verfügung zu stellen. Abgesehen davon fürchtet man Probleme mit den Anschlüssen. "Und mitten in den Ort passt eine landwirtschaftliche Halle nicht hin", sagt Borst. Man wolle noch einmal mit dem Landratsamt verhandeln. 255 Asylsuchende soll die Gemeinde bis Ende des Jahres aufnehmen, bisher leben dort 17. Der Bau der Containeranlage für 144 hat aber begonnen. Gauting, Berg und Starnberg haben dem Landratsamt bereits Plätze für landwirtschaftliche Hallen angeboten. Gilching denkt noch über die beste Alternative nach.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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