Krailling:Energie aus dem Wald

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Am Kraillinger Waldsanatorium werden Pappeln gepflanzt, die nach wenigen Jahren als Hackschnitzel verbrannt werden

Von Christiane Bracht, Krailling

Die einen preisen es als wichtigen Beitrag, um "Gottes Schöpfung zu bewahren", die anderen loben das neue Heizkraftwerk am Kraillinger Waldsanatorium als großen Schritt in Richtung Energiewende, die der Landkreis Starnberg bis 2035 anstrebt. Mehr als 500 Tonnen Kohlendioxid wollen die Barmherzigen Schwestern des Heiligen Vinzenz von Paul, die einen siebenstelligen Betrag in das Kraftwerk investiert haben, nun jedes Jahr damit sparen. Nicht nur das Altenheim, die Mitarbeiterwohnungen, das frühere Ärztehaus, in dem jetzt der BRK-Kindergarten ist, werden seit dem Herbst durch die Anlage gewärmt, sondern auch der gemeindliche Bauhof und das Feuerwehrhaus. Befeuert wird sie mit Biomethan und Hackschnitzeln. Etwa 25 Prozent der Hackschnitzel wollten die Nonnen aus eigenen Wäldern bekommen. Doch offenbar reicht das Holz auf ihren Ländereien nicht aus. Denn jetzt wollen sie neben dem Heizkraftwerk bis zum Hirschgehege einen so genannten Energiewald pflanzen.

Auf 6300 Quadratmetern sollen schnell wachsende Gehölze wie Weiden und Pappeln groß gezogen werden, die man schon nach wenigen Jahren schneiden und zu Hackschnitzeln verarbeiten kann. Landwirt Rudolf Heidrich (FBK) befürwortete die Idee sofort. "Die Bäume müssen nicht gedüngt oder gespritzt werden und können nach fünf bis acht Jahren geerntet werden", wusste er. Auch Eleonore Zwißler (CSU) begrüßte das Vorhaben der Schwestern, sie konnte sich noch daran erinnern, dass der Unterhalt der ersten Hackschnitzelanlage, die Mitte der 90er-Jahre im Gewerbegebiet KIM gebaut wurde, ziemlich teuer war. "Wir mussten immer viel Holz aus anderen Ländern zukaufen, weil das aus unserer Gegend nicht ausgereicht hätte", sagte sie. Eine Brachfläche wie die, die Schwestern nun für die Herstellung ihrer Rohstoffe avisieren, sei wie geschaffen für einen Energiewald.

"Das passt nicht zur Gegend", monierte indes Imme Kaiser (Grüne). "Das wird aussehen wie eine Plantage." Und Dietlind Freyer-Zacherl (FBK) beklagte den Flächenverbrauch, den die erneuerbaren Energien nach sich zögen. Auch Landschaftsarchitektin Adrienne Akontz (Grüne) hielt die Pläne der Nonnen für "nicht sinnvoll". Bei der Pflege des Pionierübungsgeländes, das regelmäßig ausgeholzt werden müsse, um die Offenlandflächen für seltene Flora und Fauna zu erhalten, falle genug Holz an, das die Gemeinde den Schwestern für ihre Anlage zur Verfügung stellen könne. Das lohne sich finanziell viel eher, als eine eigene Pappelplantage, die ökologisch vollkommen wertlos sei. Bürgermeisterin Christine Borst will dies im Rahmen eines Gesprächs mit den Schwestern anregen.

Ob das Grüngut aus dem Pionierübungsgelände für die Hackschnitzelheizung verwertbar ist, muss sich allerdings noch zeigen. Die Umweltbeauftragte der Gemeinde, Susanne Brittinger, bezweifelte dies. Dort werde hauptsächlich niedriges Buschwerk geschlagen, das viele Blätter habe und damit einen hohen Wasseranteil, sagte sie im Gemeinderat. Trotz aller Kritik stimmte der Gemeinderat jedoch mehrheitlich einer Nutzungsänderung zu und machte so den Weg für einen Energiewald frei.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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