Krailling:Ende eines Freskos

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Die Heilige Margarete an einem Haus in Krailling wird zerstört. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Heilige Margarete an einem Haus in Krailling wird zerstört

Von Christiane Bracht, Krailling

Künstlerische Häuserfassaden sind schon länger aus der Mode. Die meisten Arbeiten sind Renovierungen und Abbrüchen zum Opfer gefallen. Dieses Schicksal steht nun auch der "Heiligen Margarete mit dem Wurm" in der Margaretenstraße 22 bevor. Kreisheimatpfleger Gerhard Schober hat sich zwar noch vehement dafür eingesetzt, diese "Rarität aus den 1950er Jahren" zu erhalten, doch ohne Erfolg. Angefertigt hatte das Fresko der Kraillinger Künstler Willy Kraus, der inzwischen verstorben ist. Es ist die "Visualisierung des Patroziniums der nahen Margaretenkirche", argumentiert Schober für den Erhalt der Darstellung. Zudem sei das Bild "ein wertvolles Beispiel für die im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so beliebten Fassadendekorationen - eine Besonderheit oberbayerischer Baukultur". Da Krailling kulturhistorisch ohnehin nicht mehr viel zu bieten habe, sei es durchaus angemessen, das Fresko von einem Restaurator abnehmen zu lassen und es zu erhalten.

Bürgermeisterin Christine Borst zog auch den Hüter des Weltkulturerbes Michael Petzet, der ebenfalls in Krailling wohnt, zu Rate. "Er sagte, dass könne man schon machen", berichtet Borst. Doch als sie bei drei verschiedenen Firmen Angebote einholte, stellte sich schnell heraus, dass die Rettung der heiligen Margarete kein Schnäppchen wird. Knapp 60 000 Euro sollte es kosten. Zu viel befanden die Gemeinderäte am Dienstag im Finanzausschuss. Zumal keiner der Restauratoren zusichern konnte, dass die etwa zehn Meter hohe Figur beim Abnehmen nicht doch in der Mitte auseinanderbricht.

Und dann tauchte noch ein ganz anderes Problem auf: Wo sollte man das riesige Fresko lagern, wenn das Haus abgerissen wird? Einen so großen Raum habe die Gemeinde nicht, sagte Borst. Und was noch schlimmer ist: Wo soll die Figur wieder angebracht werden. Der Neubau, der anstelle des alten Zweckverbandshauses errichtet werden soll, wird sicher wärmegedämmt. In der Isolierschicht hält ein so schweres Bild jedoch nicht. Man bräuchte sehr lange Dübel, die äußerst tragfähig sind. Und dann ist nicht sicher, ob der Fassadenschmuck nicht vielleicht die Wärmedämmung zunichte macht - zumindest an der Stelle.

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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