Krailling:Ein Abend voller Emotionen

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Bei der Verleihung der Bürgermedaillen nehmen Witwe und Tochter die Auszeichnung stellvertretend für Eugen Brühschwiler entgegen. (Foto: Nila Thiel)

Die Verleihung der Bürgermedaillen in Krailling gerät zum Wechselbad der Gefühle. Ausgezeichnet werden Christiane Stark, Maximiliane Mehringer und posthum Eugen Brüschwiler

Von Annette Jäger, Krailling

So ist das Leben. Es wird geweint und gelacht, und manchmal liegt beides ganz nah beieinander. Selten hat ein Abend mit Ehrungen verdienter Bürger so vielfältige Emotionen hervorgerufen wie am Mittwoch in Krailling. Beim Neujahrsempfang der Gemeinde im Rathaus stachen die Gefühle die Routine aus; das war im Publikum zu beobachten und bei den Rednern am Mikrofon. Die Chronologie des Abends war beispielhaft dafür, wie das Leben so spielt.

Beim Neubürgerempfang ist das Rathaus voll. Alle, die sich in der Gemeinde verdient gemacht haben in Vereinen, Institutionen oder auf eigene Faust, trinken zusammen ein Gläschen. Es ist ein Geraune und Gerede, ein Lachen und Wiedersehen. Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) galoppiert in ihrer Ansprache im Rückblick durch das vergangene Jahr: Wirtschaftsempfang, Kult-Art-Festival, Kinderferienprogramm, Christkindlmarkt, Betreuung der Flüchtlinge, Seniorencafé: So vieles wäre gar nicht möglich, ohne die Menschen, die jetzt am Sekt nippen. Eine Person, die sich immer stark für das Gemeindeleben engagiert hat, fehlt aber unter den Gästen: Eugen Brüschwiler. Er erhält an dem Abend posthum die Bürgermedaille, er starb Anfang Dezember. Unter Tränen nimmt seine hinterbliebene Ehefrau Susanne die Medaille entgegen, auch die Tochter ist dabei. Ganz still ist es da im Sitzungssaal. Brüschwiler, pensionierter Lehrer, der am Gautinger Gymnasium gearbeitet hatte, stand der Gemeinde mit seiner Kunstexpertise und seinem antiquarischen Fachwissen zur Seite und widmete sich dieser Aufgabe mit großer Leidenschaft. Außerdem war er Gründungsmitglied des Kulturfördervereins und zwölf Jahre lang Gemeinderat.

Nicht weniger bewegend ist die Ehrung von Christiane Stark. Die Kraillingerin setzt sich unermüdlich für Senioren ein und organisierte als Ehrenamtliche bei der Arbeiterwohlfahrt viele Kaffeenachmittage und Ausflugsfahrten. Eine Bürgerin, die stets selbstlos und hilfsbereit zur Stelle ist, wie Gemeinderat Peter Weigert (CSU) sie in seiner Ansprache ehrte. Mit zerbrechlicher Stimme dankte Stark, die dem Publikum offen kundtat, dass die Nachricht über den Erhalt der Bürgermedaille sie über eine schwere Zeit gesundheitlicher Beeinträchtigung getragen habe. "Das Ehrenamt gibt Kraft", sagte sie. Stark lieferte dem offensichtlich mitfühlenden Publikum den Beweis hinter dem Mikrofon.

Doch das Leben hält noch mehr parat. Es ist eckig, es ist kantig und passt nicht immer in ein Förmchen. Und das ist gut so, finden die Kraillinger und geben die dritte Bürgermedaille an Maximiliane Mehringer für deren unermüdliches Engagement für den Erhalt von Fauna und Flora. Gemeinderäte Karin Wolf (UWK) entschied sich für eine launige, pointierte Ansprache, was der Geehrten offensichtlich nicht behagte, das Publikum jedoch mit kopfnickendem Schmunzeln und Lachen quittierte. "Man muss nicht bei allen beliebt sein, um Großes zu vollbringen", startet Wolf ihre Lobrede über eine Frau "mit Biss", die sich seit mehr als 30 Jahren für den Naturschutz einsetzt, in Krailling vor allem für die Würm oder seltene Pflanzen auf dem ehemaligen Pionierübungsgelände. Sie kennt laut Wolf die Rote Liste, Naturschutzgesetze und Verordnungen. In ihrer kämpferischen Haltung lasse sie sich nicht abwimmeln, "wenn man sie vorne rausschmeißt, kommt sie hinten wieder rein", sagt Wolf "auf gut bayrisch". Mehringer gesteht am Mikrofon, "platt" zu sein über die Ansprache. "So eine kabarettreife Kampfmaschine bin ich nicht". In ihrer nicht enden wollenden Dankesrede liefert sie jedoch direkt den Beweis, dass sie eben doch hartnäckig ist, keine Gelegenheit ungenutzt lässt, ein Plädoyer für die Natur zu halten und sich nicht abwimmeln lässt, auch nicht vom Mikrofon. Das Publikum beendete ihre Ansprache mit anerkennendem Applaus.

Bei den Ehrungen erhielt auch Ulrike Mayer-Tancic Blumen. Die Schulsekretärin am Gymnasium in Obermenzing ist erfolgreiche Marathonläuferin und ist derzeit auch regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Bis zum 10. Februar tritt sie wöchentlich in Stern TV bei einer Challenge mit Joey Kelly auf. Da rennt sie zwei Wochen lang als einzige Frau mit fünf Männern durch eine Wüste in Tansania.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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