Krailling:Diesel-Transporte rollen nach Tschechien

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Die Rechtsanwältin Kateŕina Radostová hat eine Kanzlei in Prag mit einer Depandance in St. Moritz in der Schweiz. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Abtransport aus dem Kraillinger Tanklager beginnt in der kommenden Woche. Es sind 75 Millionen Liter. Das dauert

Von Michael Berzl, Krailling

Die ersten Kesselwagen rollen am kommenden Dienstag vom Tanklager im Kreuzlinger Forst in Richtung Pilsen. Damit beginnt die Auslagerung von etwa 75 Millionen Liter Diesel, die der tschechische Staat seit sechs Jahren in der weitläufigen Anlage zwischen Krailling und Germering eingelagert hat. Ein halbes Jahr wird es dauern, bis der gesamte Treibstoff abtransportiert ist, kündigte am Freitag der Münchner Rechtsanwalt Nico Skusa an, der die neuen Tanklagerbetreiber juristisch berät. An der Spitze der Krailling Oils Development steht offiziell die Prager Juristin Kateřina Radostová, die auf Sportrecht spezialisiert ist und einige Jahre als Strafrichterin gearbeitet hat. Sämtliche Mitarbeiter würden weiter beschäftigt, versicherte sie bei einer Pressekonferenz im Kraillinger Rathaus; zum Teil arbeiten sie dort schon seit mehr als 30 Jahren.

Mit dem Abtransport der staatlichen tschechischen Spritreserven geht ein weiers Kapitel in der langen Geschichte des im Zweiten Weltkrieg gebauten Tanklagers zu Ende, die sich zu einem Politikum entwickelt hatte. Seit dem Konkurs der vorherigen Betreiberfirma, der Viktoriagruppe, hatte ein Insolvenzverwalter das Sagen in dem 230 Hektar großen Gelände mit riesigen Tanks, Pumpen und Gleisen. Erst in langen und zähen Verhandlungen mit der staatlichen Rohstoffverwaltung in Prag konnten die Modalitäten des Rücktransports geklärt werden. Außerdem mussten zuerst die Gleisanlagen repariert werden; diesen Auftrag hatte die Planegger Firma Emeran Braun übernommen. Nun können die Züge fahren.

Dabei sind nach Skusas Darstellung einige Auflagen zu erfüllen. So müssten zum Beispiel die Kesselwagen vor der Abfahrt verplombt werden; deshalb kämen extra Mitarbeiter des Hauptzollamts in Rosenheim nach Krailling. Für jeden Zug müsse dort eine Sicherheitsleistung in Höhe von 614 000 Euro hinterlegt werden, die erst wieder freigegeben werde, wenn die Ankunft des Transports in der Tschechischen Republik bestätigt werde.

Was die Germeringer beruhigen dürfte: Es sind nur ein bis zwei Züge pro Woche, nachts sind keine Transporte geplant. Vorgesehen ist, dass jeweils am Dienstag und am Donnerstag 20 Waggons morgens zwischen 6 und 7 Uhr im Tanklager ankommen, dort befüllt werden und zwischen 17 und 18 Uhr nach Osten fahren. Anwohner hatten schon befürchtet, die riesigen Treibstoffmengen könnten mit Lastwagen abtransportiert werden, was entsprechende Verkehrsbelastungen mit sich gebracht hätte, berichtete der Germeringer Oberbürgermeister Andreas Haas.

Es werden noch Monate vergehen, bis die meist unterirdisch gelagerten Tanks leer sind. Wer danach künftig Treibstoff dort lagert, ist noch offen. Rechtsanwalt Skusa versicherte aber, es gebe genügen Interessenten. "Es ist das einzige Energielager in Süddeutschland". Das Tanklager werde jedenfalls weiter betrieben. Er betonte zugleich, dass die Einhaltung von Sicherheitsauflagen eine große Rolle spiele. In dieser Woche habe zum Beispiel der TÜV Südbayern Anlagen überprüft und seine Befunde dem Starnberger Landratsamt gemeldet, auch Fachleute der Regierung von Oberbayern seien schon dort gewesen. Beanstandungen habe es bisher nicht gegeben.

Krailling-Oils-Chefin Radostová räumte unumwunden ein, dass Tanklager eigentlich nicht ihr Metier sind. "Ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu, über Filter, Schläuche und Gleise. Das ist sehr interessant", sagte die 38-jährige Juristin, die fließend deutsch spricht. Vor allem über Kontakte zu Sportfunktionären sei sie zu ihrer neuen Aufgabe gekommen. Hinter der Firma stehe eine Gruppe von Investoren. Der eigentliche Fachmann ist aber der Mitgesellschafter Vojtech Csabi, der auch andere Tanklager betreibt.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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