Krailling:Die Kunst der additiven Technik

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Spezialist für 3D-Drucker: Das IHK-Gremium besucht mit EOS Optical Systems einen der Weltmarktführer aus dem Landkreis

Von Otto Fritscher, Krailling

Aus nichts, na ja, aus fast nichts, etwas zu machen, das ist eine Kunst, die nur wenige vermögen. Bei Eos - der Firma "Electro Optical Systems" im Kraillinger Gewerbegebiet KIM - scheinen sie dies zu beherrschen. Denn hier wird ein Produkt nicht gefertigt, indem man aus einem zuvor unförmigen oder besser gesagt ungeformten Material - etwa einem Stein, einem Block Eisen oder einem zum Endlosband gewalzten Stahl - etwas wegschneidet, wegfräst oder zerspant, bis die gewünschte Form entsteht. Das nennt man die subtraktive Technik. In Krailling hat man sich auf die additive Technik verlegt.

Ein Produkt, sei es eine Geige, ein Ölabscheider oder eine Scharnier, wächst hier langsam in die Höhe, Millimeter für Millimeter, Schicht für Schicht. Entweder aus einem - vereinfacht gesagt - Pulver aus Kunststoff, oder aus Metall, über das ein Laser hinweggeführt wird und das Material so verschmilzt. Das klingt einfach, ist aber eine Kunst, die ein höchstes Maß an Präzision erfordert. Der Großteil der Laser-Systeme stellt Produkte aus Kunststoff her, an Metallen kann alles verarbeitet werden, "was sich auch konventionell schweißen ließe", erklärt Roman Lerchenmüller, Vertriebsmitarbeiter bei Eos, den Unternehmern aus dem Landkreis, die zum Firmenbesuch und zur Herbstsitzung des Starnberger IHK-Gremiums gekommen sind. Die Welt verändern, wie zuvor IHK-Chef Martin Eickelschulte gesagt hatte, werde diese häufig 3D-Druck genannte Technik zwar nicht, relativierte Lerchenmüller. Aber es würden sich viele neue Anwendungsmöglichkeiten ergeben.

Das Kraillinger Unternehmen befindet sich auf einer grandiosen Wachstumsspur. Der Umsatz im ist vergangenen Geschäftsjahr um 50 Prozent gewachsen, er betrug in diesem Zeitraum rund 270 Millionen. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf 750 gestiegen, 550 davon arbeiten in Krailling. Die Firma hält 650 aktive Patente und bezeichnet sich als Weltmarktführer. 1800 "Systeme", Stückpreis zwischen200 000 Euro und einer Million Euro, sind bei mehr als 300 Kunden im Einsatz. Mit diesen 3D-Druckern werden etwa die Scharniere produziert, mit denen die Laderaumklappen am Airbus A380 befestigt ist. Neben der Luftfahrt ist die Medizintechnik das zweite Haupteinsatzgebiet. Künstliche Finger und Wirbel haben die Kraillinger schon gefertigt. Der Einsatz ist allerdings teuer, wird nicht immer von den Krankenkassen bezahlt und befindet sich bei manchen Implantaten wie einer Schädeldecke noch im Versuchsstadium.

"Natürlich sind unsere Produkte im Vergleich zu konventionell hergestellten Teilen teurer", sagt Lerchenmüller. Aber man dürfe nicht nur den Anschaffungspreis sehen, man müsse die Kosten über die gesamte Lebensdauer eines Produkts im Auge behalten, die "total cost of ownership". Da müsse man manche Kunden erst aufklären, sagt Roman Lerchenmüller, der Vertriebler.

Offensichtlich mit Erfolg. Denn die Zahl der verkauften Systeme wächst rapide - und mit ihnen natürlich die Firma selbst. "Wir haben Räume im KIM angemietet, weil unser Gebäude, das wir erst vor einem Jahr bezogen haben, schon wieder viel zu klein geworden ist", sagt Roman Lerchenmüller. Pro Monat stellt Eos etwa 20 neue Mitarbeiter ein, gesucht sind vor allem Ingenieure, Chemiker und Physiker, aber auch Maschinenbauer. Aber Fachkräfte, vor allem Ingenieure, werden in der Hightech-Region München von vielen Firmen umworben und sind nicht leicht zu finden. Eos gelingt es aber offensichtlich recht gut.

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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