Krailling:Der Isargrieche

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Georg Reichlmayr bringt den Kraillinger Senioren König Ludwig I. humorvoll und unterhaltsam nahe. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Historiker Georg Reichlmayr spricht in Krailling über König Ludwig I.

Von Carolin Fries, Krailling

Über den Märchenkönig Ludwig II. wird gemeinhin mit einem Schmunzeln gesprochen. König Ludwig I. indes will man geschichtlich mit Ernst begegnen. Der Historiker Georg Reichlmayr, offizieller Gästeführer der Stadt München, erlebt das immer wieder. Am Montagnachmittag bewies der Dachauer auf Einladung der Senioreninitiative (SI), dass auch das Leben König Ludwigs I. sich durchaus zum Schmunzeln, wenn nicht gar zum Lachen anbietet. Schließlich habe dieser aus München ein Isar-Athen machen wollen. Etwa 50 Zuhörer verfolgten seinen Vortrag in der Kraillinger Brauerei bei Kaffee und Kuchen.

Bereits bei seiner Inthronisierung im Jahr 1825 hielt er mit seinen Absichten nicht hinterm Berg. Joseph Karl Stieler stellt ihn im Krönungsornat selbstherrlich dar, die Krone und das Zepter auf der Verfassung platziert, im Hintergrund ein griechischer Tempel. "Eine antiparlamentarische Geste", wie Reichlmayr sagte. Und zugleich wegweisend, errichtetet er später mit der Walhalla einen Ruhmestempel nach griechischer Architektur. "Sein Bauprogramm war heftig", so der Historiker. 50 Jahre lang habe er zusammen mit Klenze und Gärtner geplant und gebaut. Beide sind auf dem alten südlichen Friedhof in München begraben, lediglich getrennt durch die Grabstätte des ehemaligen Münchner Bürgermeisters Jakob Bauer. "Ich fürchte, ihre Korrespondenz ist bis heute nicht beendet", scherzte Reichlmayr. Schließlich habe die Stadt all die Prunkbauten von der Ludwigstraße bis zum Königsplatz widerwillig finanzieren müssen.

In der Tat stellen sich viele Fragen zu Ludwigs Bauten: Ein Siegestor für welchen Sieg? Eine Feldherrnhalle wofür? Über die Schaffung von Monumenten habe er die Monarchie stärken wollen, so Reichlmayr. Den Großteil der Bürger habe er dabei nicht mitgenommen. "Seine Politik war antibürgerlich." Als Monumente der Vergangenheit wiederum sei es wunderbar, die Architektur Münchens heute zu genießen - "wir sind nicht mehr betroffen". Ludwigs große Kunst zu bewundern, sei in der Tat ein Genuss, bestätigte die SI-Vorsitzende Waltraud Asam. Wenngleich sie froh darüber sei, dass sich vieles verändert habe seither. Wie formulierte es Reichlmayr: "Ein meterhohes Bildnis von Horst Seehofer oder Edmund Stoiber an der Pinakothek, davor knieend ein Lothar-Günther Buchheim - das ist so jenseits unserer Vorstellungskraft, dass es sich nicht einmal fürs Kabarett eignet."

© SZ vom 31.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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