Krailling:Altes Versprechen

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Pioniergelände: Flora und Fauna sollen gesetzlich geschützt werden

Von Carolin Fries, Krailling

Für die FBK-Gemeinderätin Dietlind Freyer-Zacherl geht es um ein "Paradies". Gemeint ist das ehemalige Pioniergelände, nicht weit entfernt vom Ortskern der Gemeinde. Auf der etwa 50 Hektar großen Fläche, die zunächst bäuerlich und von 1935 bis 1993 militärisch genutzt wurde, hat sich die Natur in ihrer ganzen Bandbreite und Vielfalt ausgebreitet. Knapp 22,5 Hektar gehören der Gemeinde und gelten als Landschaftsschutzgebiet. Die wertvollen Biotope wurden in der Vergangenheit schon mehrfach kartiert, unter anderem wurde hier der Färberginster, der Fransen- und Kreuzenzian oder auch das Sandveilchen ausgemacht.

Doch Freyer-Zacherl würde sich noch mehr an der Natur erfreuen können, wüsste sie, dass deren Erhalt auf lange Sicht gesichert ist. Denn aus einem Landschaftsschutzgebiet können Flächen herausgenommen werden, wenn es berechtigte Interessen gibt. "Das ist nur eine kleine Hürde." Freyer-Zacherl beklagt: Zwar seien sich Landkreis und Naturschutzverbände der Bedeutung der Biotop auf dem Pioniergelände bewusst, doch seien diese gesetzlich nicht geschützt. Das soll sich nun ändern. FBK, SPD und Grüne haben einen entsprechenden Antrag gestellt. Am Dienstag, 21. Februar, berät der Gemeinderat, ob die etwa 27 Hektar große Fläche in Gemeindebesitz künftig als geschützter Landschaftsbestandteil gelten sollen. Dann gelte ein erhöhter Schutzstatus, wie ihn auch Naturdenkmäler und Naturschutzgebiete genießen. Im Antrag ist wörtlich von einer "Verpflichtung der Gemeinde" die Rede.

Der Schutz der Biotope hat eine lange Vorgeschichte. So hat die Regierung von Oberbayern bereits 1996 eine Unterschutzstellung vorgeschlagen, es folgten Naturschutzverbände und das Forstamt. Der Gemeinderat hat diese Vorschläge auch beschlossen - doch nie umgesetzt. Der als Hinweis notierte Satz, die Darstellung als Naturschutzgebiet seitens der Naturschutzbehörden zu prüfen und zu konkretisieren - er wurde nicht verfolgt. 2007 beantragen Grüne und SPD, die Biotope als geschützte Landschaftsbestandteile in den Flächennutzungsplan aufzunehmen, der Bauausschuss stimmt auch zu, "doch wieder passierte nichts", sagt Freyer-Zacherl, die in den alten Sitzungsunterlagen recherchiert hat. Demnach stellte zuletzt 2011 die Kreisgruppe des Bund Naturschutz einen Antrag auf Unterschutzstellung beim Landratsamt. "Es fanden auch Gespräche mit dem Landrat statt, mehr aber nicht", sagt Freyer-Zacherl. Sie ist der Meinung, dass nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden müssen. Aktuell diskutiert die Gemeinde einmal wieder eine Erweiterung des Gewerbegebietes KIM, welches einst in das Landschaftsschutzgebiet gelegt wurde. Die Begehrlichkeiten sind groß - "um so wichtiger ist es, die Juwelen in Sicherheit zu bringen", sagt sie.

© SZ vom 21.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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