Solidarität in der Asylpolitik:Alle ohne Ausnahme

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Appell des Landrats: Karl Roth fordert die Kraillinger zur Solidarität in Sachen Asyl auf. "Zu wenig Platz" könne er nicht gelten lassen. (Foto: Georgine Treybal)

Landrat Karl Roth macht in der Bürgerversammlung ganz deutlich, dass Krailling so wie die anderen Gemeinden eine bestimmte Zahl von Flüchtlingen aufnehmen muss. Im April ziehen 144 Menschen in die Containeranlage

Von Christiane Bracht, Krailling

Auch wenn der Gemeinderat bislang kein passendes Grundstück für eine weitere Flüchtlingsunterkunft gefunden hat, so ist Krailling noch lange nicht aus der Pflicht. Das machte der Starnberger Landrat Karl Roth in der Bürgerversammlung am Dienstag deutlich. "35 Asylsuchende kommen momentan jede Woche in den Landkreis Starnberg und wenn es warm wird, werden es sicher wieder mehr, die mit Schlauchbooten in Lampedusa landen. Das ist leider Gottes so", sagte Roth. Den Appell eines Bürgers, dass in Krailling sehr viele Einwohner auf relativ engem Raum beieinanderleben leben und dass es deshalb in der Würmtalgemeinde viel schwieriger sei, einen Platz für Asylbewerber zu finden, als in anderen Gemeinden des Landkreises, ließ Roth nicht gelten. "Es kann keinen Rabatt geben", stellte er klar. Der Königssteiner Schlüssel gelte für alle. Der Landkreis könne sich auch nicht darauf berufen, dass es im Fünfseenland besonders schwierig ist, Wohnraum zu finden. Roth appellierte an die Solidarität und forderte die Gemeinde auf, noch einmal in sich zu gehen und nach einem Grundstück zu suchen. Herbert Veit, der Leiter des Asylhelferkreises Würmtal, nutzte ebenfalls die Gelegenheit für einen Appell: "Bitte vermeiden Sie Hallen wie in Planegg und Gräfelfing. Das ist menschenunwürdig und nicht nachhaltig", sagte er und erhielt tosenden Beifall von den etwa 150 Kraillingern im Publikum. Veit plädierte für Holzhäuser, wie sie derzeit in Gräfelfing gebaut werden, oder eben Container. Doch Kreisbaumeister Christian Kühnel konnte ihm diese Sorge nicht nehmen. "Es gibt in ganz Europa keine Container mehr", erklärte er. Weitere Zelte und Traglufthallen wolle der Landkreis nicht mehr aufstellen, deshalb habe man sich für gedämmte landwirtschaftliche Hallen als Provisorium entschieden. Dort seien Schlaf-, Küchen- und Aufenthaltsbereiche durch raumhohe Wände abgetrennt. Jeweils acht Personen sollen in einem Abteil Platz haben, und die Trennwände werden mindestens 2,50 Meter hoch, um den Leuten wenigstens ein bisschen Privatsphäre zu geben. Die Hallen sind 50 mal 20 Meter groß. Vielleicht lasse sich am Antennenfeld, bei der KIM oder dem Tanklager noch ein Platz finden, sagte Roth. Eine Helferin monierte, dass dies zu weit außerhalb sei. "Wie soll man die Leute dort integrieren?", fragte sie. Auf der Sanatoriumswiese soll jedoch keine weitere Halle errichtet werden. "Das habe ich den Anwohnern versprochen", erklärte Bürgermeisterin Christine Borst.

Am 5. April ist ein Tag der offenen Tür bei den Containern auf der Sanatoriumswiese geplant. Kurz darauf sollen dann 144 Flüchtlinge dort einziehen. Wer kommt wisse man nicht, erklärte Stefan Derpa, der für Asyl zuständige Bereichsleiter. Die Mischung zwischen jungen Männern und Familien sei bisher aber immer gut gewesen. Alle seien registriert und gesundheitlich untersucht. 800 Afghanen sind derzeit im Fünfseenland und 200 Syrer. Die Anerkennungsquote liege bei 65 Prozent. "Krailling bereitet sich seit einem Monat auf die Flüchtlinge vor. Wir wissen nicht, wie viele Kinder in die Schule oder den Kindergarten müssen. Aber im Krippenbereich der Schule haben wir einen Raum für eine Sonderklasse vorgesehen", berichtete Borst. Für die Container sind ein Sozialpädagoge und ein Hausmeister als Ansprechpartner für alles vorgesehen. Nachts soll einen Monat lang ein Sicherheitsdienst kommen. Der Kreis übernimmt die Kosten dafür. Bei den Containern rechne man jedoch nicht mit großen Aggressionen. Eine Kraillingerin wollte wissen, ob dann auch eine Moschee errichtet würde für die Moslems. Ein Gebetraum werde wahrscheinlich eingerichtet, sagte Borst.

Mittelfristig muss Krailling aber auch sozialen Wohnraum bereitstellen, damit anerkannte Asylbewerber und Einheimische eine dauerhafte Bleibe finden. Der Landkreis will laut Kühnel eine standardisierte, kostengünstige, schnelle und qualitativ hochwertige Lösung suchen, damit der Verband Wohnen in allen Gemeinden zügig bauen kann und die Menschen die Notunterkünfte bald verlassen können. Borst rechnet damit, dass viele Flüchtlinge bleiben, weil Krailling sehr stadtnah liegt.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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