Krailling:Abheben verboten

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Die Gemeinde untersagt Modellfliegern, die Sanatoriumswiese für ihr Hobby zu nutzen. Grund sind Gäste von außerhalb, die sich nicht an die Regeln halten. Jetzt sucht der Verein einen neuen Platz

Von Carolin Fries, Krailling

Die Modellsportflieger in Krailling mussten in der Vergangenheit schon viel aushalten. Zuerst machte man sie dafür verantwortlich, den Turmfalken zu vertreiben. Dann waren sie schuld an der dadurch entstandenen Mäuseplage im benachbarten Naturerlebnisgarten des Gartenbauvereins. Nun ist endgültig Schluss mit dem Flugbetrieb auf der Sanatoriumswiese. Die Gemeinde hat ein Schild aufgestellt: "Modellflug verboten!"

Der Grund seien versicherungsrechtliche Gründe, sagt Kraillings Geschäftsleiter Franz Wolfrum. Denn nicht weit von der Wiese entfernt verläuft eine Straße, auf der zahlreiche Autos im Berufsverkehr zur Autobahn hin und zurück pendeln. Auch Schulbusse fahren hier. "Passiert ein Unfall wegen eines Flugobjekts, ist die Gemeinde in der Haftung", sagt Wolfrum. Warum die Flieger hier in der Vergangenheit überhaupt geduldet wurden? "Wir wollten keine Spaßverderber sein." Doch die Probleme habe man stets offen angesprochen und entsprechende Vereinbarungen getroffen. So war das Überfliegen der Straße und des Bauhofs auf der gegenüberliegenden Straßenseite verboten, auch die Größe und den Geräuschpegel der Flugzeuge hatte man begrenzt. Drohnen waren grundsätzlich nicht erlaubt. Doch daran hielt sich nicht jeder, so Wolfrum, der von Drohnen über dem Bauhofgelände erzählt. "Das geht gar nicht."

Auf der Sanatoriumswiese muss der Flugbetrieb eingestellt werden. (Foto: Arlet Ulfers)

Karsten Vogel, Vorsitzender des Kraillinger Modellsportvereins, versteht die Reaktion der Gemeinde - wenngleich der Installateur-Meister aus Stockdorf das Verbot bedauert. "Leider kamen immer wieder Leute von außerhalb, die die Regeln nicht kannten oder ignorierten." Das habe er kaum kontrollieren können, ist der 40-Jährige selbst nur in seiner Freizeit abends oder am Wochenende am Flugplatz. "Leistungsmäßig waren die teilweise bis an die Zähne bewaffnet", weiß Vogel. Viel zu laut und schnell seien diese Flieger dann am Platz unterwegs gewesen. Doch selbst wenn er mal einen erwischt hatte: "Einen Platzverweis konnte ich nicht aussprechen, das Hausrecht hatte die Gemeinde."

Vereinsvorsitzender Karsten Vogel fliegt nur in seiner Freizeit. (Foto: privat/oh)

Für die Gemeinde war die Situation so nicht länger tragbar. "Wir haben vor einem halben Jahr um Stellungnahme gebeten, da kam aber nichts mehr", sagt Wolfrum. Deshalb nun das Verbot. Eine Ersatzfläche könne man leider nicht anbieten. "Da gibt es keine so große Wiese ohne Leitungen und Bäume in unserem Bestand", sagt Wolfrum. Er weiß, dass das Verbot besonders jene trifft, "die brav gewesen sind", doch sieht er keine Alternative. "Womöglich gibt es ja einen Bauern, der eine Wiese zur Verfügung stellt", sagt er.

Darauf hofft auch Vogel, der inzwischen auf die Flugplätze nach Hadorf oder Hochstadt ausweicht. "Es gibt schon noch andere Plätze in der Umgebung", sagt er. Die Besonderheit in Krailling sei gewesen, dass man sich auch mit kleineren Modellen habe blicken lassen können, ohne belächelt zu werden. Er ist jedenfalls bemüht, irgendwo in der Gemeinde noch ein Fleckchen für sich und die 20 Vereinsmitglieder zu finden. Außer einem Überfluggebiet, beispielsweise einem Acker, bräuchte es lediglich etwa 100 Quadratmeter zum Starten und Landen, sagt Vogel. Er hofft, bald wieder in Krailling abheben zu können.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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