Kräuterwanderung:Gesundes am Wegesrand

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Bei einer Kräuterwanderung mit der Expertin Gisela Hafemeyer entdecken die Teilnehmer die Reichhaltigkeit der heimischen Flora und werden über die medizinische Wirkung aufgeklärt.

Von Blanche Mamer, Frieding

Es gab Zeiten, in denen es lebenswichtig war, Wildkräuter zu kennen und zu sammeln. Denn oft war dies die einzige Möglichkeit, die kargen Mahlzeiten mit Vitaminen zu ergänzen. Manche Kräuter waren indes auch mit Aberglauben verbunden. So hieß es beispielsweise, wilder Sauerampfer führe zu Kopfläusen bei Kindern. Es waren aber vielmehr die miserablen Lebensumstände derjenigen, die Sauerampfer am Wegrand pflückten, die Kopfläuse begünstigten, während das Kraut, das reich an Eiweiß, Vitamin C, Carotin und Eisen ist, notwendig und gesund war.

Das erzählt Kräuterpädagogin Gisela Hafemeyer ganz nebenbei während der Kräuterführung der Solidargemeinschaft Starnberger Land. Zehn Frauen und ein Mann folgen ihr mit kleinen und großen Körben auf den Pfad am Ende des Kesselweges. Unter den Bäumen am Wegrand wächst Giersch in rauen Mengen: Das Geißfußgewächs, das beim Zerreiben nach einer Mischung aus gelben Rüben und Petersilie duftet, kann als Salat oder Gemüse zubereitet werden und ist beliebt als erfrischende Kräuterlimonade. Giersch enthält 15 mal mehr Vitamin C als Kopfsalat und ist ein altbekanntes Mittel gegen Gicht. Man erkennt es am kantigen Stengel und am Gesamtblatt, das sich in drei Teile verzweigt, die jeweils spitz zulaufen.

Vereinzelt leuchten kleine gelbe Blüten aus einem Bodendecker mit herzförmigen Blättern hervor. Es ist das nächste Kraut fürs Körbchen, allerdings nur solange es noch nicht blüht. Das gewöhnliche Scharbockskraut kann man nämlich nur bis zur Blüte essen. "Danach ist es unverträglich", sagt die Kräuterexpertin. Zwischendurch finden sich hübsche kleine Veilchen, Blätter und Blüten können im Frühjahr roh gegessen werden und geben ein sehr schönes Bild ab in Salaten oder als Dekoration von warmen Speisen. Sie können aber auch in Süßspeisen, als Gelee oder Sirup verwendet werden. Und sie sehen sehr schön aus in Eiswürfeln. "Erst nur das Gefäß bis zur Hälfte füllen und einfrieren, dann die Veilchenblüte drauf setzen und den Behälter bis zum Rand füllen. So bleibt das Veilchen in der Mitte", lautet Hafemeyers Tipp.

Auf das süße, wohl riechende Veilchen folgt der Bärlauch, der stark nach Knoblauch riecht und dessen Geruch man weder von den Fingern noch aus der Nase vertreiben kann. Darum kann man sich beim Sammeln der lanzettenartigen bis zu 20 Zentimeter langen Blättern auch nicht auf den Geruch verlassen. Denn der Laie könnte Bärlauch sowohl mit den gefährlich giftigen Maiglöckchen und Herbstzeitlosen verwechseln. Bärlauch knackt beim Brechen und jedes Blatt steht einzeln auf seinem Stiel, erklärt die Friedingerin. Beim Maiglöckchen kommen zwei Blätter aus einem Stiel und bei der Herbstzeitlose bilden die zungenförmigen Blätter ohne Stiele eine Rosette um den Blütenansatz. Wer genau hinschaut, kann also nichts falsch machen, meint eine Teilnehmerin.

Bärlauch ist eins der frühesten Kräuter und wird zu Kräuterbutter und Pesto verarbeitet und schmeckt erfrischend als Brotbelag. Vom Geruch her passt da die Knoblauchrauke ganz gut dazu, die auch noch ganz in der Nähe wächst. Der Geschmack ist indes nicht ganz so intensiv wie beim Bärlauch und erinnert auch ein wenig an Kresse. Die Pflanze, die mit der Rauke oder Rucola verwandt ist, sieht ein wenig wie Brennnessel aus, ihre Blätter sind herzförmig gezackt, doch ohne Härchen. "Sie schmecken gut in Pfannkuchen", findet die Expertin, die nach der Sammeltour auch noch einige Wildkräutergerichte vorstellen wird. Brennnesselähnlich sieht auch die weiße Taubnessel aus, doch wieder ohne die stechenden Härchen. Sie duftet süßlich, die Blüte kann ausgesaugt werden und schmeckt wie Honig.

Gesammelt wurden außerdem Wiesenlabkraut, Spitzwegerich, Löwenzahn und - Sauerampfer. Nach der langen Wanderung entlang der Endmoränenhügels hätten Nudelsalat, Wildkräutersalat, Kräutertomaten, Obazda, Kräuterbutter und Gierschlimonade nicht besser schmecken können.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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