Konzert mit Kontrabass:Zwei Minimalisten

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Raffiniert: Sängerin Stefanie Boltz und Kontrabassist Sven Faller interpretieren Hits so, dass sie nicht gleich zu erkennen sind. (Foto: Arlet Ulfers)

Das ungewöhnliche Duo "La Bang Bang" mit Liebesliedern im Rathaus Gilching

Von Patrizia Steipe, Gilching

Stimme, Bass, Hände und Füße - mehr gibt es nicht, wenn Stefanie Boltz und Sven Faller als "Le Bang Bang" auf die Bühne treten. Kontrabass in Kombination mit einer Frauenstimme ist ein Wagnis. Bei diesem minimalistischen Konzept muss alles perfekt sein. Es gibt kein anderes Instrument, keine andere Stimme, hinter der man sich verstecken könnte. Es ist aber auch eine Bewährungsprobe für Songs. "Wenn ein Stück in dieser Kombination funktioniert, dann ist es gut", versichert Boltz. Von allem überflüssigen Ballast und Trallala befreit, muss es immer noch treffen und zwar mitten ins Herz der Zuhörer. Bang, Bang!

Das Gilchinger Rathaus hatte sich für dieses Konzert in einen Jazzschuppen verwandelt. Locker waren Tischchen, Stühle und Sessel gruppiert und zeigten die Wandlungsfähigkeit dieses neuen Kulturorts. Die Musiker hatten ihre Songs an diesem Abend unter dem Oberbegriff "Liebeslieder" ausgewählt. In der eigenen Interpretation und in der Besetzung Bass und Gesang waren selbst die bekanntesten Ohrwürmer nicht sofort erkennbar. Das erzeugte eine Art Déjà-vu-Gefühl, eine eigenartige Vertrautheit mit den doch so fremd klingenden Melodien, der ein erlösender "Aha-Effekt" folgte, wenn die Musiker am Schluss nach ein bisschen Zappelnlassen das Rätsel auflösten.

Selbst Chartbreaker wie beispielsweise der Jackson-Five-Song "I want you back" klang, als sei er neu. Und das Jazzige bei "Owner of a lonely heart" gab dem rockigen Achtzigerjahre-Hit der Gruppe Yes eine raffinierte Leichtigkeit. Die Münchner Musiker konnten aber auch auf ein Repertoire von Eigenkompositionen zurückgreifen. Sven Faller hat die Songs und Texte seiner Sängerin und sich quasi auf den Leib geschrieben. Er hat dabei sein Instrument aus der undankbaren Backgroundrolle geholt und demonstriert, dass ein Kontrabass mehr kann, als lediglich die Bassline klingen zu lassen.

Faller greift in die Saiten, kratzt und schnarrt, er lässt die Saiten quietschen und den Resonanzkörper im dumpfen Rhythmus klingen. Stefanie Boltz ist eine ebenbürtige Partnerin. Auch sie spielt mit ihrer Stimme, trifft Halbtöne und Oktavsprünge fehlerlos, haucht und setzt dem weichen Klang des Kontrabass ihre starke, feste Stimme entgegen.

Das Duo funktioniert so gut, dass die beiden selbst immer wieder voneinander fasziniert sind. "Manchmal höre ich auf zu spielen und höre einfach zu. Es klingt so einfach, wie die Frau singt. Dabei ist es so sackschwer, die Töne messerscharf auf den Punkt zu bringen", schwärmt Faller, den Boltz zuvor bereits als "Multitalent" gerühmt hatte.

Seit sechs Jahren treten Boltz und Faller gemeinsam auf. Sie haben einige Alben und CDs in der Zeit herausgebracht. "Pure" heißt das neueste Werk. Hier haben die beiden nicht nur die Melodien auf das Wesentliche reduziert, sondern für das Cover-Foto gleich selbst die Hüllen fallen lassen. Das erinnert ein wenig an das berüchtigte Plattencover "Two Virgins" von John Lennon und Yoko Ono. So viel Haut zeigten Le Bang Bang auf der Bühne in Gilching natürlich nicht. Stefanie Boltz trat barfuß auf, das genügte vollkommen für die eigene Erdung.

© SZ vom 07.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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