Kommentar:Willkommen in der Diaspora

Tennis droht in Starnberg zu einer Randsportart zu verkommen, wenn keine Spielmöglichkeiten mehr zur Verfügung stehen

Von Peter Haacke

Tennis war mal eine runde Sache: Dank Boris Becker und Steffi Graf mutierte der bis dahin als elitär geltende "Weiße Sport" mit Tarifen wie in Golf- oder Segelclubs in Deutschland zum Breitensport. Von den 80er Jahren an aber wurde Tennis zwar nicht wirklich billig, aber immerhin erschwinglich. Auch in Starnberg erfreute sich das Rückschlagspiel zunehmender Beliebtheit. Der TSV Starnberg profilierte sich mit einem der größten Jugendturniere Deutschlands und träumte gar von einer Bundesliga-Mannschaft. Und jenseits der Bahnlinie entstand auf dem Höhepunkt des Booms an der Gautinger Straße eine Tennishalle, die kaum mehr Wünsche offenließ. Und jetzt?

Seit Monaten herrschen ungewisse Zeiten in der Kreisstadt. Der TSV Starnberg bangt um die Zukunftsfähigkeit seiner Tennis-Sparte, nachdem ein Teil des seit Jahrzehnten gepachteten Sportareals an einen finanzkräftigen Investor verkauft wurde, der Wohnungen bauen möchte, vielen jedoch nur als Spekulant gilt. Und Tennispark-Betreiber Peter Lang hat das Handtuch werfen müssen, weil er Verbindlichkeiten in Höhe von 1,5 Millionen nicht mehr bedienen konnte.

Im Fokus dieser unerfreulichen Entwicklungen stehen jedoch zwei Mitspieler, deren Agieren immer wieder Fragen aufwirft: Die 1954 gegründete "Bayerische Hausbau" GmbH & Co. KG als Teil der millionenschweren Schörghuber-Unternehmensgruppe, zu der unter anderem die Brauereien Hacker-Pschorr und Paulaner gehören. Und die Stadt Starnberg mit Bürgermeisterin Eva John an der Spitze der Verwaltung. Entscheidend für Starnbergs Tennissportler wird sein, welche Interessen die jeweils Beteiligten mit Entscheidungsbefugnis wirklich haben; sowohl Lang als auch der Sportverein aber befürchten zu Recht, dass Starnberg im Hinblick auf Tennis zur sportlichen Diaspora mutieren wird.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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