Kommentar:Provozierter Eklat

Starnbergs Bürgermeisterin Eva John verlässt die Sitzung wegen eines Schülerkonzerts und düpiert die Stadträte

Von Peter Haacke

Eindeutiger hätte Starnbergs Bürgermeisterin ihr Desinteresse kaum dokumentieren können: Während sich die demokratisch legitimierten Vertreter der Stadt Starnberg in einer Sondersitzung den Kopf darüber zerbrechen, wie man Starnbergs künftig wichtigste Einnahmequelle - das Gewerbegebiet Schorn - erschließen könnte, lauscht die Bürgermeisterin ergriffen den Klängen von Schülern. Es ist eine Farce, die sich da am Dienstag in der Schlossberghalle abgespielt hat - ein bewusst provozierter Eklat von Eva John, die nach einer desaströsen Serie politischer Niederlagen offensichtlich kein ernsthaftes Interesse mehr an der Bearbeitung entscheidender Themen hat.

Nein, es geht nicht um Parkbänke, Wildblumen, Querungshilfen, Spielplätze oder Papierkörbe. Die Liste wichtiger Themen ist länger: Neben dem Gewerbegebiet Schorn drängt das höchst komplexe Thema Seeanbindung mit längst ausstehenden Infos über Verhandlungen mit der Deutschen Bahn, die Rathauserweiterung und das "Centrum", die Ergebnisse des "Verkehrsentwicklungsplans", die FOS, und nicht zuletzt die verschwundenen Millionen aus dem städtischen Etat. Gleichzeitig werden Arbeitsaufträge des Stadtrats ignoriert und Informationen zurück gehalten - der ohnehin herrschende Unmut im Stadtrat wächst.

Fraglich ist, ob das Gebaren der Starnberger Bürgermeisterin ohne Mehrheit auf Unvermögen, Überforderung, Ignoranz oder Provokation beruht. Sicher aber ist, dass der Stadtrat die Dinge selbst in die Hand nehmen muss, um größeren Schaden von der Stadt abzuwenden. Otto Gaßner (UWG) kommentierte den Abgang Johns am Dienstag mit Augenzwinkern: "Nach Anlaufschwierigkeiten hatten wir eine konstruktive Sitzung in angenehmer Atmosphäre."

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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