Kommentar:Heikles Terrain

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Sollte der neue Eigentümer des Sonderflughafens große Pläne für einen Gewerbepark haben, muss er sich auf Bürgerproteste einstellen

Von Wolfgang Prochaska

Der Verkauf des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen an ein Immobilienunternehmen aus Trier, das Gewerbegebiete entwickelt, dürfte die Bürgerinitiativen und die Anrainergemeinden wie Gilching und Weßling aufhorchen lassen. Zu groß ist das Misstrauen wegen etwaiger Pläne für den Flughafen. Zwar gilt für das ehemalige Dornier-Gelände, das bislang der Airbus Group (früher EADS) gehörte, der im Landesentwicklungsprogramm (LEP) der Staatsregierung festgehaltene Status Forschungsflugplatz, der keinen zusätzlichen Geschäftsreiseflugverkehr zulässt, doch das LEP wird auch fortgeschrieben. Zwar dürfte die Gefahr, dass aus dem kleinen Airport ein Luftverkehrszentrum wird, wie es von den Anwohnern in der Vergangenheit stets befürchtet wurde, minimal sein, aber die Bürger werden sich natürlich fragen, was der neue Eigentümer eigentlich vorhat.

Wer sich das Geschäftsmodell der Triwo AG anschaut, kann schnell erkennen, dass es in dem Unternehmen vor allem um die Entwicklung von Gewerbeflächen geht und um die Ansiedlung von luftfahrtaffinen Unternehmen. Bestes Beispiel ist der Flughafen Zweibrücken. Vor zwei Jahren hatte Triwo den Airport nach einer Insolvenz für etwa vier Millionen Euro erworben, um auf dem Gelände einen Gewerbepark und eine Kfz-Teststrecke zu errichten. Aus ähnlichen Motiven dürfte der Kauf des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen geschehen sein.

Es geht um Gewerbeflächen, nicht um Flüge. Mit letzteren ist kein großes Geschäft mehr zu machen, das hatte in der Vergangenheit auch der frühere Eigentümer Airbus beklagt. Dass das Flughafengelände attraktiv ist, beweisen nicht zuletzt die großen Gewerbeparks rund um das Gelände, das Gilchinger Gewerbegebiet Süd und der Asto-Park, allesamt sehr erfolgreich. Sie entstanden übrigens ohne große Bürgerproteste.

Das könnte im Fall Sonderflughafen anders sein: In den Neunzigerjahren gab es schon einmal Gewerbepläne, die durch einen Bürgerentscheid gestoppt wurden. Es ist ein heikles Terrain, das sich die Trierer Immobilienfirma gekauft hat.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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