Kommentar:Geschönte Kosten

Lesezeit: 1 min

Dass ein Stadtrat informiert wird, wenn sich Baukosten drastisch erhöhen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. In Starnberg ist das leider nicht der Fall

Von Wolfgang Prochaska

Dass sich größere Projekte wie der Wasserpark verteuern, verwundert angesichts des Baubooms im Fünfseenland keinen mehr. Die Preise steigen ständig, wie auch Kreishandwerksmeister Anton Lidl kürzlich bestätigte. Wer heute plant, muss mit einem Kostenplus von mindestens zehn Prozent während der Bauzeit rechnen. Die meisten Stadträte ahnten schon lange, dass der Kostenrahmen von 20 Millionen Euro für den Wasserpark nicht zu halten sein würde. Nur die Bürgermeisterin Eva John hielt daran fest.

Wie nun der Rechnungsprüfungsausschuss in seiner Sitzung aufgrund der vorliegenden Zahlen bemängelte, hat John ihre Kostenrechnung damit geschönt, dass sie Arbeiten im Außenbereich nicht dem Umbau zugeordnet hat, als gehörten diese zu einer ganz anderen Baustelle. Das ist natürlich nicht der Fall. Eine sanierte Ufermauer gehört ebenso zum neuen Erscheinungsbild des neuen Seebads, wie der Austausch des kontaminierten Bodens. Das sind alles Posten, die im Quartalsbericht nicht vorkommen, wie Stadtrat Thomas Beigel kritisierte.

Im Gremium regte sich sogar der Verdacht, dass dahinter eine Strategie oder Taktik stecken könnte. Die könnte lauten: Man splittet bei einem Großprojekt die Bauarbeiten und ihre Kosten so auf, um eventuelle Überschreitungen nicht an die große Glocke hängen zu müssen. Der Rechnungsprüfungsausschuss will daher dem Treiben der Bürgermeisterin einen Riegel vorschieben. Er hat dem Stadtrat eine Menge Empfehlungen mit auf den Weg gegeben, wie künftig mit großen Bauprojekten umgegangen werden soll. So fordert er als wichtigstes Element, dass bei größeren Vorhaben die Informationen für die Stadträte und den Ausschuss schneller fließen und die Berichte über die Kosten früher vorliegen müssen. Eigentlich Selbstverständlichkeiten. Leider nicht in Starnberg.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: