Kommentar:Auszeit für Bedenkenträger

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Nun scheint es wirklich zu klappen mit einem großen Popfestival am Ammersee - endlich

Von Armin Greune

Die Veranstalter sind vorsichtig aufgetreten: "Wir wollen hier nicht irgendwas erzwingen", meinte Tom Bohn im Gemeinderat, und "wenn's nicht gewollt wird, woanders suchen". Tatsächlich hatte er dem Vernehmen nach seine "Magic Lake "-Idee parallel auch anderen Kommunen im Fünfseenland angeboten - doch nirgendwo wurde sie so rasch positiv aufgenommen wie in Dießen. Diese Reaktion des Marktgemeinderats erscheint erst einmal verblüffend: Noch 2015 hatte er den Antrag des Dießener Gastronoms Peter Kaun jr. auf eine dreitägige DJ-Party im Zelt am Volksfestplatz kompromisslos abgelehnt. Jahrelang führten im Rat Bedenkenträger das Wort, die jede Initiative für eine Belebung der Seeanlagen außerhalb des Töpfermarkts mit dem Hinweis auf das zu erwartende "Parkchaos" lähmten. Wenn von 2017 an dort "eines der 20 großen Festivals in Deutschland" (Bohn) stattfindet, könnte der zwar kulturell geprägten, aber vor allem beschaulichen Gemeinde am Ammersee zudem noch ein "Zeltchaos" drohen. Und doch - abgesehen von Fragen zum Sicherheits- und Parkkonzept und dem berechtigten Hinweis, dass ein Pop-Spektakel nicht mit einem Filmfestival zu vergleichen ist - ließen die Gemeinderäte alle Skepsis beiseite. Stattdessen überwog ehrliche Vorfreude, die Worte "Tollwood" und sogar "Woodstock" fielen im Saal. Fremdenverkehrsreferentin Hanni Baur begrüßte Bohns Vision ausdrücklich. Und selbst Franz Kubat, der sich sonst nie mit Kritik zurückhält, wollte an Magic Lake "nicht von vornherein die negative Seite sehen". Woher also dieser erfreuliche Gesinnungswandel? Zum einen liegt es wohl an der Person Bohns, der offen auftritt und sich im Gremium nicht wie Kaun jr. viele Feinde gemacht hat. Zum anderen haben die Gemeinderäte lobenswerterweise erkannt, das seit dem endgültigen Aus für das jährliche Seefest 2014 die Verödung droht: Ein Töpfer-, zwei sonntäglichen Flohmärkte und ein lokales Musikwochenende im Jahr wird dem Potenzial von Volksfestplatz und Uferpromenade wahrlich nicht gerecht.

© SZ vom 14.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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