Kloster Bernried:Göttlicher Segen für Erdwärme

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Was kann jetzt bei dem Geothermie-Projekt in Bernried noch schief gehen? Eigentlich nichts mehr. Sogar die Schwestern des Klosters Bernried geben ihren Segen.

Gerhard Summer

Bisher waren die Rollen klar verteilt. Die Bürgerinitiative gegen das geplante Erdwärmekraftwerk in Bernried malte bei ihrer Tour durchs Land den Teufel an die Wand. Und die Betreiber des Projekts, Lutz Stahl und die BE Geothermal, reisten mit dem großen Radiergummi hinterher, um das Bild zu korrigieren. Beide können aber auch anders.

Kloster Bernried: Vertreterinnen des Katholizismus geben sich sehr aufgeschlossen gegenüber dem Geothermie-Projekt. (Foto: dpa/dpaweb)

Als der Gemeinderat Tutzing vier Stunden lang über ein eigenes Vorhaben diskutierte, gehörte Björn Schmitt von der Bürgerinitiative zu den Referenten. Wer von ihm das übliche höllische Szenario erwartet hatte, wurde angenehm überrascht. Denn Schmitt sprach vergleichsweise sachlich. Zum Ausgleich suggerieren neuerdings Stahl und die Seinen, dass die Geothermie Gottes Segen hat.

Im zweiten Infobrief des Unternehmens, der diese Woche an die Haushalte verteilt werden soll, ist nämlich ein Interview mit den drei Leiterinnen des Klosters Bernried abgedruckt: den Schwestern Elisabeth-Magdalena Zehe, Emerita Nuss und Beate Grupp. Schließlich interessiert sich die Abtei der Missions-Benediktinerinnen von Tutzing für die Versorgung mit Fernwärme. Sie könnte mithin einer der Großabnehmer des Bernrieder Projekts werden.

Und die Vertreterinnen des Katholizismus geben sich sehr aufgeschlossen: "Für uns ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen und die Zukunft im Blick zu haben", sagt Sr. Elisabeth-Magdalena. Sr. Emerita stört das "unkritische Dagegensein" in der Geothermie-Debatte. Und Sr. Beate begründet die Entscheidung des Klosters mit Franz von Assisi. Denn der Ordensgründer, "der sich morgens beim Aufstehen beim Gras entschuldigte, auf dem er gelegte hatte", habe sinngemäß gesagt: Jeder dürfe und müsse von der Erde nehmen, um leben zu können.

Ob die Bürgerinitiative nun Abbitte tun wird? Eher nicht. Jedenfalls ist das noch unwahrscheinlicher als ein Erdbeben in Starnberg.

© SZ vom 27.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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