Kino-Eröffnung:Glückliches Gauting

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An die 400 Gäste sind bei der Eröffnung des neuen Kinos dabei, das Starnberg als Zentrum des Fünfseen-Filmfestivals ablösen dürfte. Bei den meisten Besuchern kommt die Mischung aus moderner Architektur und behaglicher Atmosphäre gut an

Von Blanche Mamer, Gauting

In Gauting ist was los, das merkt man auch am Verkehr. Noch länger als sonst sind die Autoschlangen am Hauptplatz, schon am Bahnhofsberg beginnen die Fahrer mit der Parkplatzsuche. Und natürlich ist klar, wohin sich die Menschen in ihren Autos orientieren: zur Eröffnung des neuen Breitwand-Kinos am Bahnhof. Die eigentlich graue Fassade strahlt in rotem und blauem Licht, zum Bahnsteig hin brennen Fackeln, aus den Fenstern des Restaurants kommt ein wohlig warmes Licht. Auf der Treppe zum Kino warten Gäste, es ist kein leichtes Durchkommen im Foyer, schließlich sind 400 Gäste eingeladen. Einer der ersten strahlenden Besucher ist Vizelandrat Tim Weidner. Das ist mal ein schöner Termin. Und so ein schönes Kino, sagt er.

Findet auch der Schriftsteller Gerd Holzheimer. Gauting werde jetzt eine richtige Metropole, meint er und lacht. Neben dem so erfolgreichen Kulturhaus Bosco gebe es nun eben auch noch eine Kinohochburg. Ähnlich sieht es die Starnberger Grünen-Stadträtin Martina Neubauer: Gauting habe die Nase vorn, die Kreisstadt müsse sich sehr anstrengen, um aufzuholen, sagt sie. Auch Kurt Tykwer, Leiter des Kinos in Landsberg und Helwigs Partner beim Fünfseen-Filmfestival, schaut sich mit großem Interesse die Räume an und nickt zustimmend. Die Mischung aus moderner Architektur, puristischem Design, behaglichen Kinosälen und eleganter Gastronomie ergänzen sich gut, kann man den meisten Kommentaren entnehmen.

Der glücklichste Mensch an diesem Abend ist zweifellos Matthias Helwig. Er wirkt trotz der Hektik entspannt und auch ein wenig verwundert, dass es endlich geschafft ist und er sich nun seinem eigentlichen Metier, dem Kinomachen widmen kann. Und sich nicht mehr mit Lichtschaltern, problematischen Handläufen oder Schallschutzauflagen herumschlagen muss, wie er sagt. Wie stressig und aufreibend die letzten Stunden wohl noch waren, zeigt sich an einem einzigen Umstand: Er habe erst eine halbe Stunde vor Beginn der Feier die Genehmigung vom Landratsamt bekommen, sagt Helwig.

Mit strahlendem Lächeln schneidet er gemeinsam mit den Betreibern des Restaurants Abacus, Katharina Wrase und Ralf Mansour-Agather, das Band durch, das passenderweise ein Stück Film von einer alten Filmrolle ist. Und schon drängen die Besucher in den ersten Stock, wo sich die kleineren Filmsäle und die Lounge befinden. Der Eröffnungsfilm, eine Preview von "Marie Curie" von Regisseurin Marie Noëlle, die zum Filmgespräch bereit steht, läuft im großen Kinosaal. In München wird der Film erst am 16. November anlaufen. Ein Großteil der 137 sehr bequemen roten Samtsessel ist schon besetzt, als die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger dem Kinochef alles Gute wünscht. Die Gautinger seien stolz auf das neue Kino und froh, dass es endlich wieder ein Lichtspielhaus gebe. Schließlich habe der Ort eine lange Kinotradition, so habe es nicht nur das Kino im Tengelmann-Haus gegeben, sondern lange vorher, in den 1920er Jahren, ein Stummfilmhaus. Von 1926 bis 1930 waren im Saal des Wirtshauses "Zum Würmbad" Stummfilme mit Klavierspiel und Gesang gezeigt worden.

Auch Guido Ballhausen von der Sparkasse freut sich, dass das "lang ersehnte Kino", dieses "Prachtstück" rechtzeitig fertig geworden ist. Er bringt eine schon fast antike, manuell zu bedienende Anzeigentafel als Geschenk mit. Erleichtert ist auch Architekt Nicolai Baehr, sein Startgeschenk an Helwig ist ein Liegestuhl mit blauer Leinenbespannung und der weißen Aufschrift FSFF. Für ihn ist klar: Die Zukunft des Filmfestivals "goes Gauting", wie es in seinem selbst produzierten Trailer zur Kinoeröffnung heißt. Und dann gilt: "Film ab." Während der Vorstellung kommt es zu einer Unterbrechung, eine Zuschauerin erleidet einen Kollaps, kann aber gleich von anwesenden Medizinern versorgt werden. "Es geht ihr gut", sagt Helwig später und meint, das habe wohl so sein müssen.

Damit die Gautinger das Kino beschnuppern können, ist am Samstag von 10 bis 15 Uhr Tag der offenen Tür, die Filme gibt es bei freiem Eintritt.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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