Kultur:Chance für Cineasten

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Das Snowdance-Festival geht in die fünfte Runde. Schirmherr ist nun Bond-Bösewicht Götz Otto aus Krailling

Von Armin Greune, Landsberg / Dießen / Krailling

Das malerische Kreisstädtchen Landsberg hat sich einen Platz in der internationalen Filmszene erobert: Von diesem Samstag an findet dort bereits zum fünften Mal das Snowdance-Festival für unabhängige Produktionen statt. Der Film- und Festivalmacher Tom Bohn, der in Dießen, Landsberg und Berlin lebt, hat diesmal einen Star zur Seite, der aus Krailling anreist: Götz Otto ist Schirmherr der achttägigen Veranstaltung. Weltweit bekannt wurde der 50-Jährige als James Bond-Gegenspieler in "Der Morgen stirbt nie", sein Gesicht ist aus vielen Fernsehproduktionen vertraut. Doch vor allem sei er "ein großer Freund des Independent-Films", sagt Otto selbst.

Im vergangenen Jahr war er Hauptdarsteller im französischen Kurzfilm "Vesper" des seinerzeit erst 18-jährige Regisseurs Keyvan Sheikhalishahi. Bei einem geschätzten Budget von 30 000 Euro hat der Streifen bislang 33 Preise gewonnen. Eine Hauptrolle hatte Otto auch 2013 in der finnisch-deutschen Science-Fiction-Klamotte "Iron Sky", für die ein Teil des Budgets durch Crowd-Funding aufgebracht wurde.

Otto tritt bei "Snowdance 5.0" in die Fußstapfen von Heiner Lauterbach, der neben Bohn und Jürgen Fahrenholtz Direktor der ersten vier Festivals war. Der in Münsing lebende Schauspieler musste das Engagement in Landsberg wegen zu vieler anderer beruflicher Herausforderungen aufgeben. Während Lauterbach 2011 in der Raistinger Erdfunkstelle die Hauptrolle bei Bohns Independent-Psychothriller "Reality XL" spielte, liegt die bislang letzte Zusammenarbeit mit Otto schon 20 Jahre zurück: "Nahkampf" war eine von bisher 17 Tatort-Folgen, bei denen Bohn Regie führte, für fünf schrieb er auch das Drehbuch.

Richtung Independent-Film: Schauspieler Götz Otto löst Heiner Lauterbach ab. (Foto: dpa)

Im Vorjahr war Otto als Interviewgast nach Landsberg gekommen, um von seinem Balanceakt zwischen kommerziellem und unabhängigem Film zu erzählen. Diesmal freue er sich, als Schirmherr mehr Independent-Produktionen sehen zu können: "Ich habe mir schon eine Liste gemacht." 23 Lang- und 50 Kurzfilme stehen bis 4. Februar auf dem Programm. Ein Großteil der Streifen wird es voraussichtlich nie in die kommerziellen deutschen Verleihe schaffen: Cineasten bietet sich also in Landsberg oft eine einmalige Chance, originelle und ambitionierte Spielfilme abseits des Mainstreams zu entdecken.

Bohn, der mit seinen Jury-Mitstreitern das Programm zusammenstellte, empfiehlt besonders den Eröffnungsfilm "American Pets", der unter anderem an diesem Samstag im Stadttheater läuft: Eine mit schwarzem Humor garnierte Milieustudie aus Hollywood. Bohns zweiter Favorit ist "Poor Agnes", ein kanadischer Thriller um eine Serienmörderin.

Weitere acht Langfilme stehen im diesjährigen Wettbewerb, darunter auch Dokumentationen über den letzten Fischer in Cornwall, den Snowboard-Profi Nicolas Müller oder die Musik der indigenen Völker Nordamerikas. Nahezu alle Genres von der deutschen Komödie "Wir drehen keinen Film" bis zum skurrilen finnischem Horrorthriller "Kyrsjä - Tuftland" sind vertreten. Filme, die nicht auf deutsch oder englisch gedreht wurden, sind mit Untertiteln versehen. Wer sich einen Überblick über das Programm verschaffen will, sollte an diesem Sonntag um 11 Uhr zum "Warm-Up-Brunch" ins Stadttheater kommen: Bohn und Screening-Coordinator Steffi Wieczorek moderieren mit Witz die Trailer der Festival-Highlights.

Spielt beim Festival mit seiner Band "Street Level": Nick Woodland, Großmeister an der Gitarre. (Foto: Toni Heigl)

Im Rahmenprogramm treten der Blues- und Rockgitarrist Nick Woodland mit seiner Band Street Level (Sonntag, 19 Uhr) und der Kabarettist Michael Fitz mit seinem Solo-Programm "Des bin I" auf (Mittwoch, 19.30 Uhr). Außer zur Eröffnung ist noch zwei Mal Feiern angesagt: am Freitagabend "Horex, der Ball der Filmemacher" und am 3. Februar die Mottoparty "Berlin der 1920er Jahre", zu der Teile der Serie "Babylon Berlin" gezeigt werden. Überhaupt steht dieser Tag im Zeichen der Serien: Von 11 Uhr an wechseln sich bei freiem Eintritt Ausschnitte aus für einen separaten Wettbewerb nominierten Serien mit Vorträgen und Gesprächsrunden ab. Die Preisverleihung findet am Sonntag, 4. Februar, nach einem weiteren Brunch statt; bis 20 Uhr laufen dann erneut die Gewinner-Filme.

Schon eine feste Snowdance-Institution ist die Diskussionsrunde rund um das Thema "Independent" (3. Februar, 18 Uhr). Erstmals soll hingegen ein "Landsberger Manifest" in drei Foren erarbeitet werden, das aktuelle Herausforderungen des unabhängigen Filmemachens formuliert. Dieser Appell an Politik, Sendeanstalten, Filmförderung und die Filmemacher selbst kann als Beweis dienen, wie weit das Festival inzwischen den Kinderschuhen entwachsen ist. Was 2014 an drei Tagen mit 22 eingereichten Filme und 2000 Besuchern begann, erreichte 2017 fast 7000 Zuschauer. Für das diesjährige Programm musste die Jury unter mehr als 300 eingereichten Beiträgen aus 52 Ländern auswählen.

"Snowdance 5.0" läuft von 27. Januar bis 4. Februar in drei Landsberger Sälen, das Festival beginnt täglich zwischen 10 und 15 Uhr. Das Programm findet sich im Internet unter www.snowdance-filmfestival.de. Der dreitägige Schauspiel-Workshop ist schon ausgebucht.

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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