Kinder- und Jugendfilmfest:Wie im Film

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Beim Mitmach-Aktionstag im Breitwandkino Gauting lernen etwa 100 Kinder, wie Platzwunden geschminkt werden, Trickfilme und Actionszenen entstehen. Und warum ein grünes T-Shirt keine gute Idee ist

Von Patrizia Steipe, Gauting

"Ruhe bitte!", ruft Barbara Winkler. Dann fängt Kameramann Floris zum Filmen an. Auf seinem Monitor sieht man eine zottelige kleine Hexe mit Zauberbuch, Besen und Raben. "Ich bin erst 128 Jahre alt und muss noch so viel lernen. Das ganze Buch", sagt sie und wedelt ein wenig mit dem Zauberstab. Die Stimme der Grundschülerin klingt wirklich recht erschöpft. Kein Wunder, es dauert auch mehr als eine Stunde, bis die Szene endlich im Kasten ist.

Kommunale Jugendarbeit, Breitwandkino und das Starnberger Kurzfilmprojekt hatten zu einem Mitmach-Aktionstag im Rahmen des Kinder- und Jugendfilmfests eingeladen. Etwa 100 Kinder waren in das Gautinger Breitwandkino gekommen. Auf sie warteten Workshops wie "Maske", "Trickfilmbox", "Special Effects", "Videodreh" und "Schauspiel".

Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Regisseur und Drehbuchautor Norbert Lechner den Kindern über sein neues Filmprojekt "Ente gut - Mädchen allein Zuhaus" berichtet und ein paar Basics beigebracht. Was ein Regisseur macht, zum Beispiel, was ein Storyboard und ein Medienscout sind und dass mindestens ein Jahr Vorarbeit nötig sei, bevor man mit dem Filmen loslegen könne.

Dagegen waren die Kinder in Gauting extrem schnell. Innerhalb einer Stunde hatten sie beim Videodreh die Szenenbilder gezeichnet, Rollen besetzt und einstudiert, Requisiten herausgesucht, Kamera, Ton und Beleuchtung fertig gemacht. Und das trotz des ständigen Kommens und Gehens, wenn die Einen sich etwas zum Essen holten und die anderen den Workshop wechseln wollten.

Ein paar Schritte weiter studierte Katharina Schwarz mit den Kindern einen Bühnenauftritt ein. Miron und Niklas interpretierten eine Szene aus den "Vorstadtkrokodilen". Immer wieder sprang Schauspielerin Katharina Schwarz auf die Bühne und zeigte den kleinen Mimen, wie sie überzeugend agieren könnten. "Niklas, du bist mir zu lässig", mahnte sie. Verzweifelt und flehend sollte er klingen, Gefühle zeigen. "Als Schauspieler müssen wir Gefühle zeigen, auch wenn das im richtigen Leben uncool wäre", sagte Schwarz. Wichtig sei auch, den anderen zuzuhören, Pausen zu machen und sich immer zu hinterfragen, "ob es sich richtig anfühlt, was man macht".

Im Nebenraum hatte es sich eine bunte Truppe in einem Flugzeug-Cockpit gemütlich gemacht. Aurel, Adrienne, Elli und die anderen sahen mit ihren blauen, roten und gelben Perücken, den verrückten Brillen und Hüten ein wenig aus, als ob sie eine Fortsetzung von "Ein Käfig voller Narren" drehen wollten. Den Hubschrauber gab es natürlich nicht wirklich. Die Kinder standen vor einer Green Screen. Dort wurde das Vordergrundbild aufgenommen, das dann nachträglich mit einem Action-Hintergrund kombiniert wurde. Neben dem Cockpit war die Dinosaurier-Landschaft der Renner. Um einen Kampf mit dem Reptil zu simulieren, hatten sich die Kinder täuschend echt aussehende Wunden in der "Maske" schminken lassen. Dumm nur, dass einer mit einem grünen T-Shirt zum Mitmach-Tag gekommen war. Vor der grünen Leinwand verschwand der Oberkörper, so dass man nur mehr den Kopf und den Unterleib sah.

"Zum Scharfstellen auf den Bildschirm tippen", erklärte Bufdi (Bundesfreiwilligendienst) Pauline den drei Mädchen, die vor der Bühne der "Trickbox" standen. Sie hatten mit Knete und Klopapierrolle zwei Figuren und ein Monster gebastelt, die nun mit der Stopmotion-App, ähnlich wie bei einem Daumenkino, zu einem kleinen Trickfilm zusammengestellt werden sollten. "Das ist ein kinderleicht zu bedienendes Programm", erklärte Saskia Geipel von der Kommunalen Jugendarbeit. Dann kam Ricardo. Für seinen Trickfilm hatte er mit Bastelmaterial ein Horrorszenario angefertigt, aber zuerst ließ er sich noch eine Platzwunde schminken.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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