Keramikpreis:Kunst aus dem Ofen

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Vom Gefäß bis zur Skulptur: Werkstätten aus ganz Europa zeigen im Traidtkasten ihre erlesenen Stücke. Juliane Herden wird für ihre Porzellanvasen ausgezeichnet.

Von Katja Sebald, Dießen

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(Foto: Arlet Ulfers)

Die ganze Bandbreite der Keramik in der sogenannten Preisträger-Ausstellung im Traidtcasten.

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(Foto: Arlet Ulfers)

Bokyung Kim zeigt ihre fünf ineinander gestellten Schalen.

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(Foto: Arlet Ulfers)

Das Gefährt mit rostigen Rädern und Garnrollen stammt von Andrea Martini.

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(Foto: Arlet Ulfers)

Thomas Berktold steuert stylische Vasen bei.

Der Dießener Keramikpreis geht in diesem Jahr nach Berlin: Juliane Herden erhält die Auszeichnung, die mit 4000 Euro dotiert ist und bereits zum 19. Mal von dem Brennofenhersteller Rohde gestiftet wird, für ihre aus schwarz-weißen Platten geformten Vasenobjekte.

Der Wettbewerb um den begehrten Preis, der in Fachkreisen als Ritterschlag gilt, stand wieder unter einem Motto: Die eingereichten Arbeiten sollten sich mit dem Thema "Serie und Unikat" auseinandersetzen und damit zwei Kernbereiche der handwerklichen Keramik berühren. Eine traditionell unter strenger Geheimhaltung tagende Jury entschied nicht nur über den Preisträger, sondern wählte schon im Vorfeld unter den eingereichten Arbeiten aus, welche überhaupt zur Präsentation im historischen Traidtcasten neben dem Marienmünster und damit auch zum Wettbewerb zugelassen werden. So sind in der Ausstellung, fernab vom Trubel unten am See, auf jeden Fall auch die absoluten Highlights aus den 165 teilnehmenden Keramikwerkstätten aus ganz Europa zu sehen, die ihre Waren auf dem Markt anbieten. Auch fünf Schüler der renommierten Muthesius-Kunsthochschule in Kiel nehmen teil.

Die Bandbreite der in der Wettbewerbsausstellung gezeigten Arbeiten reicht vom Gebrauchsgeschirr bis zum Kunstobjekt: So gibt es ein ganzes Regal mit den bedruckten und bemalten Trinkbechern von Kaja Witt und Thomas Hirschler, die auf dem Markt seit Jahren Verkaufsschlager sind, und einen Tisch, den Helmut Menzel mit ganzen Stapeln von durchnummerierten kleinen Tellern bestückt hat. Ein bisschen genauer hinschauen muss man, um die feinen Details der zartgrünen und durchschimmernd weißen Porzellanschälchen von Astrid Schröder zu erkennen. Von atemberaubend technischer Finesse ist die Serie gehäkelter Gefäße aus Baumwollgarn, die Andrea Baumann mit Porzellan ummantelt hat, oder die fünf perfekt ineinander gestellten Schalen aus weißen und blau eingefärbten Porzellanschichten, die Bokyung Kim eingereicht hat.

Auch Sabine Kratzer zeigt einen Satz aus fünf weißen Porzellanschüsseln, deren Ränder sind allerdings papierdünn gezackt. Im krassen Gegensatz dazu stehen die minimalistischen zylinderförmigen Gefäße, die in der Werkstatt von Barbara Kaas und Emil Heger in der Keramikstadt Höhr-Grenzhausen entstehen und ihre herbe Eleganz einzig und allein aus der Farbe des jeweiligen Materials beziehen.

Ins Grenzland zwischen Gefäß und Skulptur gehören nicht nur die preisgekrönten Porzellanvasen der Keramikerin Juliane Herden, sondern auch das wunderschöne Vasenobjekt von Christine Wagner, dessen absolut reduzierte Form in sehr reizvollem Kontrast zu seiner sorgfältig gestalteten Oberflächenstruktur steht. Eher verspielt mutet ein rosa-graues Objekt von Margret Curtis an, von skulpturaler Schönheit sind die schlichten weißen Vasen des Innsbruckers Thomas Berktold. Nur zum Anschauen und erst recht nicht zum Abbeißen ist eine wundersam merkwürdige Tonplastik von Aino Nebel, die an ein riesiges Baisertörtchen denken lässt.

Die schönste Geschichte über das, was ein Unikat ausmacht, erzählt David Wright, der seit Jahren aus Leicester zum Töpfermarkt reist. 2018 nahm er ein kleines Stück Eichenholz von der ehemaligen Uferbefestigung des Dießener Mühlbachs mit nach England. Jetzt brachte er es zurück: Es war gerade groß genug, um daraus die Deckel für drei kleine würfelförmige Keramikdosen zu fertigen. Diese Serie besticht durch ihre unprätentiöse Zurückhaltung, ihre liebevolle Verarbeitung und den subtilen Materialkontrast.

B is Sonntag täglich von 10 bis 18 Uhr im Traidtcasten. Zum Keramikweg gehören ferner Ausstellungen im Taubenturm und im Keramikmuseum Lösche. Auch die Werkstatt von Dagmar Larasser am Kirchsteig und die Töpferei Höfle in der Herrenstraße sind während des Töpfermarkts geöffnet.

© SZ vom 01.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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