Kempfenhausen:Villa nach Brand einsturzgefährdet

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Der Schaden an dem Landhaus wird mittlerweile auf zwei Millionen Euro geschätzt.

Christian Deussing

Kempfenhausen Noch ist ungewiss, ob die denkmalgeschützte Villa in Kempfenhausen nach dem mehr als sechsstündigen Brand am Donnerstag noch zu retten ist. Das Haus sei einsturzgefährdet, sagte am Freitag ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Der Gesamtschaden wird mittlerweile auf rund zwei Millionen Euro geschätzt, zunächst waren die Ermittler noch von etwa 500 000 Euro ausgegangen. Der Handwerker habe zudem bestätigt, dass das Feuer beim Abbrennen von Efeu an der Hausfassade ausgebrochen sei, teilte der Polizeisprecher mit. Gegen den 42-jährigen Maler, der eine Rauchvergiftung erlitten hatte, wird wegen fahrlässiger Brandstiftung ermittelt.

Feuerwehrmänner suchen auf dem verkohlten Dachstuhl nach Glutnestern. Foto: Fuchs (Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Experten der Unteren Denkmalschutzbehörde wollen nun bei einem Ortstermin prüfen, ob die ehemalige Villa Lüderitz nach den massiven Schäden vor allem im Dachstuhl und Zwiebelturm überhaupt noch als Denkmal zu bewerten ist. Sollte dies der Fall sein, sei es "grundsätzlich nicht auszuschließen, dass nach einem solchen Brand noch Fördergelder für originale Bauteile fließen", erläuterte Stefan Diebl, Sprecher des Starnberger Landratsamtes, das Prozedere. Der Eigentümer hatte bereits mehrere hunderttausend Euro in die Sanierung des Anwesens am Sonnleitenweg investiert. Er will offenbar versuchen, das stark beschädigte, fast 120 Jahre alte Gebäude zu erhalten.

Bis in die Nacht zum Freitag hielten Feuerwehrleute auf dem Areal Brandwache. Der Dachstuhl des Landhauses ist komplett zerstört, gebrannt hatte es laut Feuerwehr auch in Zimmern des zweiten Obergeschosses und im Eckturm. Dessen Spitze mit Wetterfahne habe sich durch den Brand "gefährlich geneigt". Sie drohte abzubrechen und in die Tiefe zu fallen, berichtet der Starnberger Kreisbrandrat Markus Reichart auf Anfrage. Seinen Einsatzkräften gelang es noch, wertvolle Gegenstände aus der herrschaftlichen Villa zu retten - unter anderem Figuren und Bücher aus der Hauskapelle. Reichart rechnet damit, dass das Gebäude erst in einigen Monaten wieder bewohnbar ist - wenn es die Statik zulässt.

Dass Malerfirmen Efeu an Fassaden abbrennen, um Hausmauern zu streichen, ist dem Kreisbrandrat nach eigenen Angaben bisher nicht bekannt gewesen. Er erinnert sich jedoch an einen ähnlichen Fall, der sich vor eineinhalb Jahren an der Seeburg ereignet hatte. Reicharts Angaben nach wollte dort ein Hausmeister mit einem Bunsenbrenner eine Regenrinne auftauen - und löste damit einen Dachbrand aus.

© SZ vom 18.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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