Kempfenhausen:Fein akzentuierte "Enten Variationen"

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Herbert Hanko (li.) und Hans Zacherl philosophieren am Ententeich über Sehnsüchte und Einsamkeit. Das ist mal tragisch und mal sehr komisch. (Foto: Nila Thiel)

Das neue "Theater an der Würm" lässt mit seiner Premiere des metaphorischen Dialogs zweier alter Herren aufhorchen. Der Kulturverein Berg ignoriert jedoch seine Gäste im Schloss Kempfenhausen

Von Ute Pröttel, Kempfenhausen

Zwei in die Jahre gekommene Herren treffen sich regelmäßig auf einer Parkbank und beobachten die Enten auf einem See. Das scheint alles, was den beiden im Leben geblieben ist. Ihr Gespräch dreht sich um Leitenten und Hausenten, Enten mit Lungenkrebs und Schnoddernasen, um die Frage, ob Enten von Geburt an fliegen können und den Unterschied zwischen Enten und Tauben. Aber natürlich geht es hier dann doch nicht um das banale Leben und Verhalten von Wasservögeln, sondern um die Lebensweisheit, die Sehnsüchte und auch die Einsamkeit zweier "alter nutzloser Männer", wie der eine an einer Stelle sagt. In ihrem Gespräch offenbart sich ihre Verbundenheit und Freundschaft bis hin zu gegenseitigen Abhängigkeit.

Innige Diskussion, gemeinsames Weglachen von absurden Argumenten, heftiger Streit bis hin zum Wutausbruch und dann wieder aneinander vorbei reden, jeder seinem Gedankengang nachhängend: Es ist kein einfaches Stück mit dem sich das "Theater an der Würm" zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellt. Aber das Zwei-Personen-Stück "Enten Variationen" des Amerikaner David Mamet ist ein Stück, das sich bestens dazu eignet das Konzept der neuen Gruppierung zu transportieren - mobiles Theater, Kultur breit aufgestellt. Dazu eignet sich ein Werk hervorragend, das mit zwei Parkbänken, einem Abfalleimer und zwei Stöcken als Requisite auskommt. Anfang des Jahres gründete sich das "Theater an der Würm" als neuer Kulturverein in Krailling. Die Ideen der Gruppierung sind mannigfaltig: Liederabende, Lesungen, Schauspiel für Groß und Klein, Kinderoper. Die Gründer sind Kreative, die wie die beiden Protagonisten des Stückes von David Mamet im letzten Lebensdrittel angekommen sind, sich aber nicht damit begnügen auf einer Parkbank an der Würm zu philosophieren. Sie haben sich zusammengefunden, das kulturelle Leben im Würmtal zu bereichern. Unter ihnen der ehemalige BR-Klassik Moderator Herbert Hanko und seine TV-Kollegin Sabine Sauer, das Sängerehepaar Hans und Barbara Zacherl, der Musiker Walter Erpf und Pianist Gerold Huber sowie die Schauspielerin Ursula Erber und ihr Ehemann Roland Heitel, ein ehemaliger Oberstudienrat.

Hans Zacherl, der 63-Jährige aus Krailling, ist die treibende Kraft des neuen Kulturvereins. Rathauschefin Christine Borst konnte er einen kostenfreien Probenraum im Kraillinger Bürgerhaus Hubertus entlocken, wo sich die Mitglieder jeden letzten Donnerstag im Monat treffen. Auch mit der Starnberger Kulturbeauftragten Barbara Beck hat er schon über das ein oder andere Projekt gesprochen. Sie ist dann auch eine der wenigen Zuschauer im Rittersaal von Schloss Kempfenhausen.

Mit freundlicher Unterstützung des Kulturvereins Berg sollte die Premiere in Kempfenhausen stattfinden. So steht es auf dem Flyer mit den ersten drei Terminen der "Enten Variationen". Allein der Kulturverein, der unter der Leitung von Joachim Kaske mit seinen Veranstaltungen sowohl den Rittersaal als auch den Marstall in Berg füllte, er fiel aus. Ein Mail hatte es wohl noch schnell am Freitagvormittag gegeben. Doch nicht einmal vom Vorstand des Kulturvereins war jemand zur Premiere des "Theater an der Würm" gekommen.

Herbert Hanko und Hans Zacherl, die beiden Hauptdarsteller, nahmen es mit Humor. Textsicher und fein akzentuiert verliehen sie ihren Figuren Kontur. Schafften tragische wie komische Momente ohne lächerlich zu wirken und dürften ihrem Können durchaus noch etwas mehr Zeit geben. Dem gehaltvollen, an vielen Stellen metaphorischen Dialog hätte die ein oder andere längere Pause gut getan. Auch um dem Zuschauer mehr Zeit zur Reflexion zu lassen. Das Publikum war begeistert. Ein volles Haus werden sie hoffentlich am 13. November im Kraillinger Bürgerhaus Hubertus erleben. Zuvor gibt es noch einen Auftritt am 23. Oktober in Pasing.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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