Kempfenhausen:Ernüchterndes Fazit

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Schondorfs Bürgermeister Alexander Herrmann bei seinem Vortrag über bezahlbaren Wohnraum. (Foto: Treybal)

Regionalgruppe 14 der Grünen diskutiert mit Kommunalpolitikern über die Möglichkeit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen

Von Ute Pröttel, Kempfenhausen

Leicht haben sich es die Grünen mit ihren Themen selten gemacht. Bis sie in der Mitte der Gesellschaft ankamen, war es meist ein weites Stück Weg. Diesmal verhielt es sich anders. Die Regionalgruppe 14 konferierte am Samstag nämlich über ein Thema, das seit Jahren auf der Agenda steht: "Bezahlbarer Wohnraum - Dringend gesucht!"

Die Regionalgruppe 14 umfasst sämtliche Landkreise rund um München, dazu München Stadt und München Land. Sie entspricht insoweit der Gegend, die gerne als Metropolregion München bezeichnet wird. Die Probleme, gerade hinsichtlich Zuzug, Siedlungsdruck und rasantem Preisanstieg, sind in allen Landkreisen dieselben. Eine gemeinsame Suche nach Lösungen ergibt schon deshalb Sinn. Etwa 40 Kommunalpolitiker kamen denn auch am Samstagnachmittag im Rittersaal des Schlosses Kempfenhausen zusammen, um sich auszutauschen.

Ihr Fazit des Tages war ernüchternd: Es werden generell weniger Wohnungen gebaut, der soziale Wohnungsbau befindet sich auf einem Tiefpunkt. Eine Lösung könnten kommunale Wohnbaugenossenschaften sein. Mit welchen Schwierigkeiten sie in der Realität zu kämpfen haben, berichtet Renate Standfest, Kreisrätin aus Landsberg am Lech.

Jürgen Schade, Gemeinderat aus Gauting, plädierte für eine sozialgerechte Bodennutzung, bei der die Kommune an der Wertsteigerung von Grundstücken bei der Umnutzung in Bauland beteiligt wird. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass entsprechende Regelungen frühzeitig in der Satzung der Kommune verankert werden. Überhaupt werden die Gemeinden in Zukunft weit stärker gefordert sein, nicht nur Reihenhaussiedlungen zu genehmigen, sondern Quartierkonzepte mit kurzen Wegen und einem gesunden sozialen Miteinander zu gestalten. Möglichkeiten dazu bieten sich immer wieder wie aktuell in Schondorf am Ammersee, wo Alexander Herrmann mit dem Amt des Bürgermeisters auch ein großes brachliegendes Areal mitten im Dorf übernommen hat.

Sieglinde Lebich, Geschäftsführerin des Mehrgenerationenhauses Eching und Gemeinderätin stellte klar, dass die verklärte Idee von Alters-WGs bislang nur für eine Gruppe von Menschen realisiert ist, nämlich für Demenzkranke. Nur vier Prozent der über 65-Jährigen leben in alternativen Wohnformen, was nicht zuletzt an den bürokratischen Hindernissen liegt, solche Wohnprojekte umzusetzen. Lebich sprach von Brandschutz, Lokalbaukommissionen und dem Wohnqualitätsgesetz des Freistaates Bayern. Barrierefreier Zugang, extra breite Türe, Pflegeservice treiben die Kosten in die Höhe. Bestechendes Argument bleibt die höhere Lebensqualität.

Bislang war die Regionalgruppe 14 eine informelle Runde. Sie stellt etwa 50 Prozent der bayerischen Grünen. Im Oktober 2015 wird sich der Bezirksverband Oberbayern von B90/Die Grünen neu aufstellen. Geplant sind vier Unterverbände, die sich an den bisherigen Planungsverbänden orientieren.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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