Kampfsport:Der Sport mit dem Kick

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Er liebt das Kickboxen seit seiner Jugend: Tamas Halamik vom Kampfsportclub Tutzing. Jetzt ist er Weltmeister in seiner Gewichtsklasse geworden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Tamas Halamik vom Kampfsportclub Tutzing hat den Weltmeistertitel im Kickboxen gewonnen. Jetzt ist sich der 35-Jährige sicher: Er will Profi werden. Und dafür ist er bereit, vieles auf sich zu nehmen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Für Tamas Halamik aus Starnberg ist in diesem Jahr ein Traum in Erfüllung gegangen: Der Ungar, der erst seit drei Jahren in Deutschland lebt, ist Weltmeister im Kickboxen in seiner Gewichtsklasse geworden. Auch sein Team vom Kampfsportclub Tutzing (KSC) war sehr erfolgreich. Bei den Meisterschaften in Landshut hat Halamik zwei Goldmedaillen gewonnen, insgesamt konnten die Tutzinger Kickboxer mit fünf Gold- sowie einer Silbermedaille nach Hause fahren. "Das ist ein Traum. Meine Mutter hat geweint, und in Tutzing waren alle stolz", sagt der 35-Jährige.

Ein Leben ohne Kickboxen kann sich Halamik gar nicht vorstellen. Der Kampfsport gehört zu ihm, seine gesamte Lebensplanung dreht sich ums Kickboxen. Mit dem Weltmeistertitel hofft er nun auf eine Profikarriere. Doch bis dahin gilt es noch einige Hürden zu meistern.

Halamik ist in der Slowakei und in Nord-Irland aufgewachsen. Schon in der Grundschule kam er zum Kickboxen. Er habe sich damals derart engagiert, dass ihm seine Eltern den Sport verboten hatten und er stattdessen Geige lernen musste. "Aber das machte nicht so viel Spaß, wie Kickboxen." Erst vor zehn Jahren hat der drahtige junge Mann wieder mit dem Kickboxen angefangen. Bereits damals in Nord-Irland habe er sich für die Weltmeisterschaft qualifiziert, erzählt er. Er habe aber keine Zeit gehabt, um das aufwendige Training neben seiner Berufstätigkeit durchzuziehen. Seinen erlernten Beruf als Elektriker hat er nie ausgeübt. In Nord-Irland arbeitete er als Metzger, weil das sehr gut bezahlt war und er damit das Geld verdiente, um sich den Sport leisten zu können. Aber er suchte nach einer neuen Zukunftsperspektive.

Das Tagespensum war gewaltig: Morgens Fitnessstudio, dann Arbeit und später Training

Dann kam vor drei Jahren der Anruf eines Freundes, der seinem Leben eine entscheidende Wende gab. Der Freund vermittelte ihm eine Anstellung als Koch in einem Starnberger Restaurant. Und ein Arbeitskollege empfahl Halamik den Trainer Walter Oswald vom KSC in Tutzing. So ging es los.

Seither radelt der begeisterte Sportler mehrmals die Woche von Starnberg nach Tutzing zum Training. Weil sich seine Arbeitszeiten nach den Trainingszeiten richten sollten, und nicht umgekehrt, wechselte er mehrmals die Stelle, bis er in einer Starnberger Metzgerei landete. Dort hatte er wieder Glück. Sein Arbeitgeber unterstützte seine sportlichen Ambitionen, auch finanziell.

Anfang des Jahres konnte sich Halamik für die Weltmeisterschaften qualifizieren und von da an drehte sich alles nur noch ums Kickboxen. Sein Tagespensum war gewaltig: Morgens zum Krafttraining ins Fitnessstudio, dann in die Arbeit und anschließend mit dem Fahrrad zum Training nach Tutzing. Und das alles bei strengster Diät. Denn er musste zwar Muskeln aufbauen, durfte aber nicht zunehmen, um in seiner Gewichtsklasse zu bleiben. Meist sei er nur drei Stunden am Tag zum Schlafen gekommen, erklärt er. "Das war schlimm." Mit Disziplin, Ausdauer und vor allem mit Unterstützung seiner Lebensgefährtin, mit der er eine fünfjährige Tochter hat, hielt er die anstrengenden Monate durch. "Sie hat mir immer wieder Mut gemacht." Und es hat sich ausgezahlt. Nach der Weltmeisterschaft wurde er sofort zu Wettkämpfen in Orlando (USA) im September eingeladen. Dafür sucht er noch Sponsoren, die ihm die Reise bezahlen.

Halamik hat feste Vorstellungen wie es weitergehen soll. Wenn er die nächsten Wettkämpfe gewinnt, habe er die Chance ins Profifach zu wechseln. Das sei sein großer Traum, sagt er. Den Profi-Sport möchte er ausüben, bis er 40 Jahre alt ist. Dann will Halamik einen privaten Sportclub für Kickboxen eröffnen. So ist sein Plan für die Jahre nach der aktiven Karriere. Und dass er diese einschlagen wird, das steht für ihn außer Zweifel.

© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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