Jubiläum:Essen für die Ärmsten

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Die Herrschinger Tafel und die Initiative Do it feiern gemeinsam Jubiläum. (Foto: Nila Thiel)

Seit zehn Jahren verteilt die Herrschinger Tafel Lebensmittel an Bedürftige. Genauso lange gibt es den Träger, die "Initiative Do it". Ein Grund zum Feiern

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Erst vor kurzem habe ein Kunde seine vollen Taschen fallen lassen, um die Helfer der Herrschinger Tafel noch einmal aus lauter Freude zu drücken. Er ist einer aus etwa 60 Familien und Haushalten, die einmal in der Woche zur Lebensmittelverteilung in die Bahnhofstraße 38 kommen. Die soziale Einrichtung gibt es seit zehn Jahren. Gemeinsam mit dem Träger, dem ebenfalls zehnjährigen Verein "Initiative Do it", feierten die ehrenamtlichen Helfer und Sponsoren im Andechser Hof. Sie haben die Herrschinger Tafel in den vergangenen Jahren zu einem florierenden "Betrieb" gemacht. 23 Ehrenamtliche engagieren sich in verschiedenen Bereichen. Es gibt die Fahrer, die die Waren aus den rund 15 Geschäften der Umgebung abholen. Fast alle Supermärkte der Umgebung machen mit: ein Bioladen, eine Molkerei, Metzgerei, Bäckerei, aber auch Privatleute. Andere Teams sortieren die Waren, verteilen sie an die Bedürftigen, die bei der Herrschinger Tafel Kunden genannt werden. Am Schluss muss alles wieder aufgeräumt werden. Etwa 40 000 Lebensmittelpakete konnten in den vergangenen Jahren verteilt werden, freute sich Ottmar Flach, Vorstand der Initiative Do it.

Die Empfänger sind Alleinerziehende, Rentner, Kranke, anerkannte Asylbewerber, die nicht mehr in der Gemeinschaftsunterkunft leben, und Menschen unter schwierigen Lebensumständen. Dankbar ist die Tafel über die vielen Spenden, an erster Stelle den Erlös aus dem jährlichen Charity-Golfturnier. Damit bezahlt die Tafel die Nebenkosten der Tafelräume, Strom, Wasser und Heizung, die Einrichtung, Reparaturen, aber auch Auflagen wie einen speziellen Fußbodenbelag oder einen Großraumkühlschrank. Die Erfolgsgeschichte, die Vorstandsmitglied der Initiative Do it, Wolfgang Bäder, Revue passieren ließ, wird aber von der immer größer werdenden Bürokratie getrübt. "Wenn ich vor zehn Jahren gewusst hätte, was auf mich zukommt, wer weiß, ob ich dann den Job übernommen hätte", sagte Tafelleiterin Karen Bauer. Vor allem die Hygienevorschriften seien kaum zu erfüllen. Fußböden mussten ausgetauscht, die Regale nach bestimmten Vorschriften aufgestellt werden. Die Kühlschränke und die Transportwege der Waren werden überprüft, die Anzahl an Waschbecken wird vorgeschrieben. Die Kunden bekommen davon nicht viel mit. Für sie gleicht die Tafel fast schon einem Supermarkt. Von frischem Obst und Gemüse über Konserven bis zu Backwaren und Milchprodukten reicht das Angebot, das übersichtlich in den Regalen ausgestellt wird. Als Dank für den Einsatz gab es künstlerische Drucke von Künstlerin Ela Bauer für die Sponsoren und Uhren für die langjährigen Helfer. An Leiterin Karen Bauer überreichte Ottmar Flach das Original, denn "ohne sie hätte das Ganze nicht funktioniert". Lob gab es auch von Barbara Meier-Steiger. Die Leiterin der sozialen Kontaktstelle "Herrschinger Insel" verweist regelmäßig Menschen an die benachbarte Tafel. "Beratung ist gut, aber alles hilft nichts, wenn es nichts zu essen gibt", erklärte sie. Die Herrschinger Tafel ist übrigens nur eines der Sozialprojekte der Initiative Do it. Dreimal in der Woche bietet der Verein kostenlose Nachhilfe für lernschwache Mittelschüler, deren Familien sich Nachhilfe finanziell nicht leisten können. 615 Schüler konnten bisher in Dießen und Herrsching gefördert werden. Einer Ganztagesklasse an der Grundschule Neuried hat der Verein einen "Bufdi" (Bundesfreiwilligendienst) bezahlt. "Kinder in Nepal" heißt ein weiteres Projekt. Im nepalesischen Manang-Tal baut der Verein Landschulen und Ausbildungsstätten. Dort bekommen Kinder aus ärmsten Familien eine Schulbildung, um den Kreislauf der Armut verlassen zu können, freute sich Bäder. Die Herrschinger Tafel verteilt jeden Mittwoch von 14 bis 15 Uhr im Gebäude der Herrschinger Insel, Bahnhofstraße 38. Informationen gibt es unter der Telefonnummer 08152/9938031.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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