Jubiläum:Die Dauer-Gastgeber

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Vor zehn Jahren hat sich in Tutzing der Förderverein für Tourismus gegründet. Ehrenamtliche versorgen Urlauber und Einheimische im Vetterl-Haus mit Informationen, Mitbringseln und einem Internetzugang

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Wenn Touristen in Tutzing etwas wissen wollen, dann spazieren sie in das älteste Haus am Ort. Im fast 400 Jahre alten Vetterl-Haus stehen jeden Tag - außer sonntags - Männer und Frauen parat, um Gäste mit allen gewünschten Informationen in der Seegemeinde zu versorgen, von A wie Anlegestelle bis Z wie Zahnarzt. Das Besondere: Alle 17 Tutzinger, die in der Gäste-Information freundlich mit Rat und Tat helfen, arbeiten dort ehrenamtlich. Zusammen kommen sie im Jahr auf etwa 1500 Stunden. Die meisten engagieren sich schon, seit sich vor zehn Jahren - am 13. November 2009 - der Tutzinger Förderverein für Tourismus gegründet hat. Für einen hauptamtlichen Tourismusförderer fehlte der Gemeinde mit knapp 10 000 Einwohnern immer das Geld.

Engagieren sich für Tutzing im Förderverein für Tourismus (von links): Vorsitzende Kristina Danschacher, Sigrid Horn, Dagmar Niedermair, Heike Grund, Volker Herrmann, Gitta Ciesla, Renate Schöpf, Armin Heil. (Foto: Helmut E. Grund/oh)

Der Tourismusverein setzt viele Akzente im Ort. Jährlich bringt er eine Broschüre heraus, die sich mittlerweile zu einem 40 Seiten starken Magazin entwickelt hat, mit Ausflugszielen, historischem Hintergrund, Sporthinweisen und einem Verzeichnis aller Herbergsbetriebe. Im Vetterl-Haus kann man Souvenirs wie Stoffbeutel, Tassen oder Golfbälle mit Tutzinger Logo erstehen. Vorsitzende Kristina Danschacher führt genau Buch, wie stark die Gäste-Information frequentiert ist: 4128 Leute, darunter auch 883 Einheimische, nahmen 2018 ihre Dienste in Anspruch, und sei es nur, um den Internetzugang zu nutzen. Eine direkte Vermittlung von Übernachtungsmöglichkeiten macht der Verein nicht. Er setzt sich aber für weitere Hotelkapazitäten ein. So bedauert Danschacher, dass im Andechser Hof, für dessen Wiederbelebung man sogar eine Demonstration organisiert hatte, mit dem Neubau keine Fremdenzimmer entstehen. Für Gäste im Hochsommer führte der Verein die Serenade im August am Dampfersteg ein und das Fest am Thomasplatz. "Das haben wir jetzt aber dem Verschönerungsverein überlassen", so die 72-jährige Vorsitzende. Denn obwohl der Tourismusverein 135 Mitglieder zählt, fehlt es an jüngeren Aktiven, die etwa Bierbänke schleppen. Die Gemeinde weiß, was sie an den Ehrenamtlichen hat. Sie zeichnete den Tourismusverein 2016 mit einem Ehrenbrief aus. Das Jubiläum soll im November mit einem internen Essen gefeiert werden.

Was der Verein seit 2017 für Tutzing anstrebt, ist das werbewirksame Prädikat "Erholungsort" zu erlangen, wie die Nachbarn Feldafing und Bernried. Dazu muss das Siebenfache der Einwohnerzahl an Übernachtungen pro Jahr nachgewiesen werden, also 70 000. Trotz der beiden Akademien mit stattlicher Gästezahl kommt Tutzing für 2018 nur auf 62 000 Übernachtungen. Trotz eines Aufrufs der Bürgermeisterin an alle Besitzer von Ferienwohnungen, ihre Zahlen freiwillig zu melden, haben bislang von mehr als 30 Anbietern nur 13 geantwortet. Doch allein sie konnten rund 10 000 Übernachtungen beisteuern. Danschacher hofft nun, dass man die am bayerischen Innenministerium angesiedelte Kommission, die sich im November einmal jährlich mit der Prädikat-Vergabe befasst, mit einer Hochrechnung überzeugen kann. Schließlich könne man sich in Tutzing prima erholen: "Seeufer, Wanderwege, Golfplätze, Bahnstation, Parks, Ruhebänke - alles da."

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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