"Jazz am See":Auf den Spuren von Django

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Philip Catherine spielt zum Saisonstart an diesem Freitag um 20.30 Uhr im Feldafinger Bürgersaal mit Paulo Morello (rechts) und Sven Faller (links). (Foto: Ralf Dombrowski)

Mit Gitarren-Legende Philip Catherine beginnt das neue Programm

Von Armin Greune, Feldafing

Dank guter Verbindungen zum Act-Label ist es "Jazz am See" erneut gelungen, für das kommende Halbjahr ein hochklassiges Programm zusammenzustellen, das auch jeden Club einer europäischen Metropole zieren würde. Zum Auftakt wird an diesem Freitag die lebende Legende Philip Catherine erwartet. Seine Biografie ist fest mit der Entwicklung der europäischen Jazzszene in den 70er-Jahren verwoben. Der Gitarrist hatte bereits 1961 als 19-Jähriger Lou Bennett auf Tournee begleitet und mit Dexter Gordon und Stéphane Grappelli zusammengearbeitet, als er sich 1971 Jean-Luc Pontys Experience anschloss, um mit dem Geiger und dem Pianisten Joachim Kühn neue musikalische Wege zwischen Blue Note und Zappa, Hardrock und Free Jazz zu suchen. Danach wandte sich Catherine weiteren Avantgarde-Projekten zu; spielte mit Charlie Mariano und Jasper van't Hof in der Gruppe Pork Pie oder im Duo mit Larry Coryell, was ihm 1978 den Titel "Künstler des Jahres" der Deutschen Phono-Akademie einbrachte.

In den vergangenen drei Jahrzehnten spielte Catherine unter vielen anderen mit Chet Baker, Tom Harrell, Carla Bley, Klaus Doldinger und Niels-Henning Ørsted Pedersen zusammen. Charles Mingus gab dem Belgier mit englischer Mutter den Spitznamen "Young Django", passenderweise wurde Catherine sowohl mit dem belgischen wie dem französischem "Django d'Or" ausgezeichnet. In jüngster Zeit besinnt sich der heute 76-jährige wieder auf seine Wurzeln zurück: Im Trio mit dem Gitarristen Paulo Morello und dem Bassisten Sven Faller nahm er 2018 das Album "Manoir de mes Rêves" auf, benannt nach einer Komposition von Django Reinhardt.

Auch in Feldafing werden die filigranen Interpretationen des Trios zum Großteil aus dem Paris der 50er- und 60er-Jahre stammen - von Georges Brassens, Django Reinhardt, Henri Salvador oder Eddy Louiss. Dazu kommen Chansons der vor einem Jahr verstobenen, belgischen Sängerin Maurane und mehr als nur eine Prise Bossa Nova: Schließlich wurde Morello, den Catherine 2010 kennen und schätzen lernte, vor allem durch sein Projekt Bossa Nova-Legends international bekannt. Der 49-Jährige hat auch schon mit Larry Coryell zusammengearbeitet und ist seit 20 Jahren Dozent für Jazz-Gitarre an der Hochschule für Musik Nürnberg. Faller wiederum lebte lange in New York und teilte die Bühne mit Charlie Mariano, Chico Freeman, Bobby Watson, Pippo Pollina oder Konstantin Wecker. Außer als Bassist hat sich Faller als Komponist und Buchautor etabliert.

Nach diesem Start geht die Konzertserie am 18. Oktober mit Frank Woestes Pocket Rhapso dy weiter. Mit diesem Quartett frönt der Virtuose an Fender Rhodes und Flügel seiner Leidenschaft für komplexe Kompositionen und ausgetüftelte Arrangements, die zwischen intimer Kammermusik und der Wucht einer Bigband angesiedelt sind. Am 22. November werden im Feldafinger Bürgersaal Synesthetic 4 erwartet: Das Quartett um den Wiener Klarinettisten und Dada-Rapper Vincent Pongracz steht für Kopfkino und überraschende Einfälle zwischen Wahn und Witz. Die Brüder Julian und Roman Wasserfuhr präsentieren am 13. Dezember mit Jörg Brinkmann ihr gemeinsames Album "Relaxin' in Ireland": Mit Flügel, Flügelhorn, Trompete und Cello entstanden auf der grünen Insel atmosphärisch dichte Kompositionen voller atemberaubend schönen Melodien. Im neuen Jahr treten dann noch das Philipp Stauber Quartett, Ulf Wakenius und Martin Taylor, das Emile Parisien Quartet und Kuu! auf.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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