Inthronisationsball:Kinder an die Macht

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Die Faschingsgesellschaften stellen ihre Prinzenpaare vor. Die Perchalla überzeugt in Starnberg mit ihrer Show

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Einmal Prinzessin sein. Das wünschen ich viele Frauen. Jedes Mal, wenn die gebürtige Starnbergerin Jenni Kolouch die Auftritte der Perchalla sah, wurde dieser Wunsch größer. Dieses Jahr ging ihr "Riesentraum" in Erfüllung, wie Perchalla-Chef Andreas Denk verriet. Auf dem mit etwa 400 Besuchern ausverkauften Inthronisationsball der Starnberger Faschingsgesellschaft am Samstag in der Schlossberghalle wurde sie zusammen mit Tobias Schlott feierlich zum Prinzenpaar Jenni I. und Prinz Tobias I. gekrönt. Zuvor eroberte das Kinderprinzenpaar Philipp I. (Philipp Balisciano ) und Natalie I. (Natalie Kolbig) das Starnberger Publikum mit seinem Charme.

Bereits am Nachmittag stellte der Pöckinger Faschingsclub (PFC) seine Tollitäten auf dem Gelände der Fischerei Gebhardt in Possenhofen vor. Markus II. (Markus Repert) und Julia I. (Julia Zachmann) sowie Maximo I. (Maximo Flath) und Emilia I. (Emilia Beck) heißen die Paare, mit denen der Verein seine Jubiläumssaison zum 40-jährigen Bestehen feiert.

Umjubelte Auftritte – hier der Tanz der Jugendgarde bei der Inthronisation der Starnberger Perchalla – wird es diese Faschingssaison zum Bedauern von PFC-Präsidentin Steffi Lörke und Perchalla-Chef Andreas Denk nicht geben. (Foto: Arlet Ulfers)

Mit heißblütigen Rhythmen und tollen Kostümen entführte die Perchalla die Besucher nach Brasilien, wo in Salvador da Bahia, São Paulo und Rio de Janeiro der wohl berühmteste Fasching der Welt gefeiert wird. Der Verein hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um den ersten Auftritt der 110 Aktiven gebührend feiern zu können. Ein 12-köpfiges Trainerteam hatte im April die Musikauswahl getroffen und die Chorographie für Mini- Jugend- und Erwachsenengarde sowie die Boygroup und die "One-Million-Dollar-Girls" erarbeitet. Seitdem haben die 58 Tänzer - darunter mit 36 Kindern und Jugendlichen so viel Nachwuchs wie noch nie - fleißig geprobt, zuletzt in einem Trainingslager. Für die professionellen Shows der Prinzenpaare und Garden spendete das Publikum tosendem Applaus.

Bis zum 25. Februar werden Philipp I. und Natalie I. nun über Kindergarten und Schulen herrschen. Der 13-jährige Philipp Balisciano ist gebürtiger Starnberger und besucht die 7. Klasse der Mittelschule. Er kennt die 13-jährige Realschülerin aus Pöcking, Natalie Kolbig, seit sie in der Minigarde getanzt haben. Die 24-jährige Erwachsenenprinzessin Jenni Kolouch hat drei Jahre wegen ihrer Ausbildung zum Bachelor für Elektrotechnik bei der Perchalla pausiert. Tobias I. ist auch im richtigen Leben ihr Traumprinz. Sie hat bei dem 24-jährigen Elektromeister Tobias Schlott die Lust zum Tanzen geweckt. Ihr Auftritt überzeugte so, dass Bürgermeisterin Eva John wohl gerne die Macht über das Rathaus und die Starnberger Finanzen an sie abgab.

Die Prinzenpaare der Starnberger Narren. (Foto: Arlet Ulfers)

Neben dem Gardemarsch, mit dem jede Showeinlage beginnt, sind auch die aufwendigen Kostüme ein Markenzeichen des Starnberger Vereins. Insgesamt 113 weiß-türkis schimmernden Bühnenoutfits hat Perchalla-Hofschneiderin Karolina Weiß genäht. Sie verarbeitete dafür 100 Meter Stoff, 50 Meter Fransen, 78 Druckknöpfe und 1500 Meter Garn. Die Perchalla hat dafür laut Präsident Andreas Denk etwa 30 000 Euro investiert.

Trotz des eiskalten Schmuddelwetters ließen sich die Pöckinger Prinzenpaare nebst den Präsidentinnen des Faschingsclubs PFC, Stephanie Lörke und Franziska Curth, sowie Bürgermeister Rainer Schnitzler nicht davon abhalten, mit dem DLRG-Boot am Possenhofener Steg anzulegen. Traditionell stellen sich die Pöckinger Tollitäten und ihre Garden in Tracht vor. In der Kälte schlotterten sie zwar im Dirndl und in kurzer Lederhose, aber angefeuert von etwa 80 Zuschauern hielten sie die Stunde auf der Bühne dann doch tapfer durch.

Wie Präsidentin Lörke einräumte, war die Suche nach dem Prinzenpaar spannend. Denn der Erwachsenenprinz Markus Repert ließ sich lange bitten. Weil aber seine Eltern bereits ein Prinzenpaar beim PFC waren und sein Bruder Kinderprinz, sagte der 26 -jährige Wirtschaftsingenieur aus Deining, der den Zusatztitel "der die Puppen tanzen lässt", dann doch zu. Seine Bedingung: "Julia oder nix".

Jenni I. und Tobias I., sowie des PFC, Maximo I. und Emilia I. (im Vordergrund), dahinter Julia I. und Markus II. mit Bürgermeister Rainer Schnitzler. (Foto: Arlet Ulfers)

Die 22-jährige Julia Zachmann aus Traubing ist eine erfahrene Tänzerin. Sie startete schon in der Kindergarde und kam auf den Weg über die Jugendgarde sowie die Showtanzgruppe zur Prinzessin. Die Steuerfachangestellt, die gerade eine Weiterbildung zur Steuerfachwirtin macht, trägt den Titel "die bezaubernde Traumtänzerin".

Die Kinder-Tollitäten sind beide Pöckinger und kennen sich bereits seit der Kinderkrippe, wie Maximo Flath verriert, 10-jähriger Schüler am Gymnasium in Tutzing. Er hat zwar selbst noch nie beim PFC getanzt. Wie Maximo "der freche Latino" begründete, fühle er sich aber dennoch bestens vorbereitet, denn "meine Mama tanzt dieses Jahr auch mit".

Emilia Beck mischt seit 2017 in der Kindergarde mit. Daneben geht sie gerne Reiten. Auf der Bühne zeigte sich die zehnjährige Realschülerin zwar noch etwas schüchtern, da sie aber unter dem Titel Emilia "mit Feuer im Blut" auftritt, wird sich das sicherlich bis zu ihrer Krönung am 11. Januar 2020 und zum Galaball am 18. Januar ändern.

Erstmals werden die beiden PFC-Bälle in einem würdigen Rahmen im neuen Beccult stattfinden. Der Vorverkauf startet ab sofort unter karten@pfc.de oder unter Telefon 0157/ 8221886.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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