Internet in Gauting:Kostenlos unterwegs im Netz

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Die Initiative Freifunk schafft viele offene W-Lan-Verbindungen. Auf privater Basis entstehen so auch in Gauting Internetzugänge, die unkompliziert zu nutzen sind.

Von Michael Berzl, Gauting

Vor dem Jugendzentrum an der Bahnhofstraße gibt es schon freien Zugang zum Internet und im Biergarten vom "Gasthof zum Bären", Freifunk-Router stehen zum Beispiel in der Pizzeria am Hauptplatz in einem Schuhgeschäft und in einem Café an der Straße nach Starnberg. Auch auf dem Bahnsteig können Smartphone-Benutzer via W-Lan nachschauen, ob die nächste S-Bahn pünktlich kommt. Nach und nach wächst in Gauting ein Netz mit Hotspots; so findet sich an immer mehr Stellen eine unverschlüsselte Funkverbindung ins Internet, die jedermann nutzen kann, ohne etwas dafür zu bezahlen oder ein spezielles Codewort kennen zu müssen. Dahinter steckt Tobias McFadden von der Piratenpartei, der dieses Netz in den nächsten Monaten möglichst noch dichter knüpfen will. Mit der Bürgermeisterin hat er schon darüber gesprochen, im Gewerbeverband will er die Initiative in zwei Wochen vorstellen.

Freifunk ist eine bundesweite Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, auf privater Basis offene Funknetzwerke einzurichten und miteinander zu verbinden. Es handle sich um eine nicht-kommerzielle, hierarchielose Initiative, "die Nutzung ist dabei frei von Registrierung und Erfassung von Informationen", verspricht der Münchner Ableger, der bereits seit Herbst aktiv ist. Voraussetzung ist aber, dass möglichst viele mitmachen.

In Gauting klappt das dem Vernehmen nach schon ganz gut. Dort sind es schon mehr als ein Dutzend Privatleute und Gewerbetreibende, die mitmachen und einen speziell programmierten Router installiert haben, der die Datenpakete empfängt und weiterverteilt. Ein Blick auf die Knotenkarte der Münchner Freifunker zeigt eine auffällige Häufung von Hotspot-Symbolen im Ortszentrum entlang der Gautinger Bahnhofstraße; dort finden sich so viele Zugänge wie selbst im Münchner Stadtgebiet nirgends. Und genutzt werden diese offenen Internet-Zugänge auch schon recht rege, hat McFadden festgestellt. Da seien zum Beispiel an manchen Abenden im Gasthof Krapf bis zu 15 Gäste über den Freifunk-Zugang im Netz.

Gerade bei jungen Leuten ist so ein offenes W-Lan stets begehrt - besonders zum Monatsende hin, wenn die in den üblichen Handyverträgen vereinbarte Datenmenge aufgebraucht ist und die direkte Verbindung ins Internet immer langsamer wird. Da ist ein Hotspot willkommen, der ungebremstes Surfen erlaubt. "Coole Idee", findet eine junge Feldafingerin. "Das alles ganz ohne Zensur oder Angabe von persönlichen Daten. Einklinken, Lossurfen - so simpel ist die Idee", schwärmt ein Münchner Blogger.

Technisch ist es nach der Darstellung von Tobias McFadden ganz einfach, so einen Zugang anzubieten. Das Gerät, das dafür nötig ist, der Router, koste nicht einmal 20 Euro; das Programm, das darauf installiert werden muss - also die Software - bietet die Initiative Freifunk an. Und schon kann es losgehen. Dann werden aus einem Büro, aus einem Laden oder auch aus einem Wohnzimmer heraus Daten gesendet. Allerdings ist die Reichweite dieser W-Lan-Router nicht sehr groß; wenn es aber ausreichend viele Zugangspunkte gibt, kann sogar ein lückenloses Funknetz entstehen. In bestimmten Bereichen an der Bahnhofstraße in Gauting ist der Empfang schon ganz gut.

Auch juristische Probleme haben die Freifunker mittlerweile offenbar aus dem Weg geräumt. Wer nämlich sein W-Lan öffentlich zugänglich macht, kann Probleme bekommen, wenn jemand über diesen Internetzugang illegal Daten kopiert. Diese sogenannte Störerhaftung umgeht aber Freifunk durch eine Umleitung über zentrale Zugangspunkte, die den Internetverkehr auf Server ins Ausland leiten. So bleibe das Netzwerk daheim "sicher und unberührt", verspricht die Initiative.

Der Gautinger Pirat Tobias McFadden macht gerade seine Erfahrungen mit diesen Haftungsfragen, denn er und sein Germeringer Rechtsanwalt Alexander Hufschmit tragen gerade einen Rechtsstreit aus, weil vor Jahren über sein W-Lan illegal ein Song heruntergeladen wurde. Mittlerweile beschäftigt sich sogar der Europäische Gerichtshof mit dem Fall. Der Ausgang des Verfahrens ist zwar noch offen. Mit Freifunk dürfe es solche Komplikationen aber gar nicht mehr geben.

Wer sich am Freifunk-Netz beteiligen und einen weiteren Hotspot in Gauting schaffen will, kann sich per E-Mail an tobias@mcfadden.de wenden oder im Internet unter www.freifunk-muenchen.de darüber informieren.

© SZ vom 05.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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