Inning:Weit weg vom strengen Dorfpfarrer

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Die Schifffahrt auf dem Ammersee nimmt einen wichtigen Teil der Stegener Geschichte ein. Einen Einblick gibt eine Ausstellung am Wochenende. (Foto: Arlet Ulfers)

Im Inninger Ortsteil Stegen steht das vielleicht älteste Wirtshaus des Landkreises. Das und vieles mehr erfahren die Besucher der Jubiläumsausstellung über den markanten Ort am Ammersee

Von Astrid Becker, Inning

Unumstritten ist die Existenz einer Brücke über die Amper vor nahezu 2000 Jahren. Doch wie alt Stegen wirklich ist, das heute zu Inning gehört, ist noch nicht eindeutig geklärt. Ursprünglich war man in der Gemeinde von einer ersten urkundlichen Erwähnung des Ortsteils vor genau 750 Jahren ausgegangen und wollte dem mit einem Festakt Rechnung tragen. Doch dann stellte sich heraus, dass Stegen vermutlich noch viel älter ist, nur wie alt genau, das weiß niemand. Daher wurde das Motto des Festes geändert. Es heißt nun "Historisches Stegen - ein markanter Ort mit Geschichte(n)". Darüber erzählt auch eine Ausstellung im Haus der Vereine, die am Mittwochabend eröffnet wurde.

Es ist die zehnte Ausstellung, die der Verein Heimatgeschichte zusammengetragen hat - und es sind die 20. Geschichtsblätter, die er auflegt. Sie liefern quasi vertiefende Details, die über die Ausstellungsinhalte hinausgehen. Etwa zwei Jahre lang hat der Verein recherchiert, um ein möglichst vollständiges Bild des Ortsteils und seiner Bewohner quer durch die Jahrhunderte abzulichten - und zwar in mehreren Themenbereichen und auf unterschiedliche Weise, weil, wie die Ortshistorikerin Jutta Göbber bei der Ausstellungseröffnung sagte, es "unser Anliegen ist, die für viele oft trockene Geschichte möglichst mit allen Sinnen zu vermitteln".

So geht es beispielsweise um ein Ereignis, das dem kleinen Ortsteil vielleicht am Ende sogar seinen Namen gab: Um das Abschmelzen des Loisachgletschers vor 10 000 Jahren. Damals hatten sich dort Geröll und Geschiebe aus der Windach abgelagert und einen recht festen Untergrund gebildet, eben einen "Steg". Viele Funde rund um den Ammersee zeugen von Siedlungen aus Bronze- und Hallstattzeit, auch in Stegen wurden archäologische Funde entdeckt. Mit ziemlich kleinen Einbäumen haben sich die Menschen früher auf dem See fortbewegt, ein vor allem bei ungünstigen Wetterverhältnisse recht gefährliches Unterfangen. Kein Wunder also, dass das Thema Brücken in der Ausstellung nicht fehlen darf. Bereits die Römer sollen dort eine Holzbrücke gebaut haben. Doch auch auf die Herren über Stegen wird eingegangen, auf die Andechs-Meranier, die Greifenberger, die Münchner Patrizierfamilie Pütrich, die Wittelsbacher und auch Kloster Andechs. Es geht um die Geschichte der Fischer in Stegen, aber auch um die Gastronomie. Bereits 1354 wird ein Konrad als Wirt von Stegen erwähnt, was als Hinweis gewertet werden kann, dass die älteste Wirtschaft im Landkreis wohl in Stegen bestanden haben muss - weit weg von der Strenge der Dorfgeistlichen der umliegenden Siedlungen, die über Sitte und Moral zu wachen hatten. Stegen scheint also schon seit vielen Jahrhunderten ein beliebtes Ausflugsziel zu sein, wegen seiner Lage und später sicher auch der Schifffahrt wegen, die ebenfalls entsprechend gewürdigt wird.

Die Ausstellung im Haus der Vereine ist am Freitag, 6. Mai, und Samstag, 7. Mai, von 14 bis 18 Uhr sowie am Sonntag, 8. Mai, von 10 bis 18 Uhr, zu sehen.

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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