Inning:Toni Mang und seine Tüftler

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Der fünffache Weltmeister kehrt mit seiner Siegermaschine von 1982 nach Hockenheim zurück - und erfüllt damit seinen einstigen Mechanikern Sepp Schlögl und Sepp Metz einen Herzenswunsch

Von Astrid Becker, Inning

Eines würde Toni Mang wohl nicht machen: Sich ganz privat ein Motorrad kaufen und damit über Bayerns Straßen fahren. Weil das für ihn nichts mit "Motorradlfahr'n" zu tun hat. Motorradfahren ist für den 68-Jährigen etwas anderes: der Rennsport, bei dem er selbst zur Legende wurde. Aber eben nicht allein: Denn ohne seinen Chefmechaniker und Jugendfreund Sepp Schlögl hätte er nie eine solch' spektakuläre Karriere hingelegt. Und weil Sepp Schlögl heuer 70 Jahre alt wurde, steigt Mang noch einmal auf eine Kawasaki 350. Auf die Maschine also, mit der er 1982 Weltmeister wurde in einer Klasse, die es heutzutage nicht mehr gibt. Mit ihr wird er am kommenden Wochenende bei den Hockenheim Classics antreten.

Sepp Schlögl, Sepp Metz und Toni Mang (v. l8i.) prüfen den Motor der weltberühmten KR 350, die nur für den Rennsport gebaut wurde. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Idee dazu, sich noch einmal in alter Formation an einer Rennstrecke blicken zu lassen hatte Nummer Drei in diesem so erfolgreichen Team: Sepp Metz, der in Inning im interkommunalen Gewerbepark ein Gerätetechnik-Geschäft betreibt. Aber eben nicht nur das. Denn Sepp Metz gehörte einst auch in die Mechanikercrew von Toni Mang. Weil er schon als Teenager "Motorradl narrisch" war, wie er sagt, und ihn der frühere Tankstellenbesitzer von Inning dann zu Schlögl und Mang in die Werkstatt gleich nebenan schickte: "Wenn'st des wirklich wissen wuist, wia des geht, dann musst nur nüber geh'" - so etwas in der Art sagte er damals zu Metz, der dem sofort Folge leistete: "Ja und dann hab' ich am Anfang immer für die zwei irgendwelche Botengänge mit meinem Mofa erledigt." So fing sie an, die tiefe Verbundenheit der drei Männer, die es jetzt noch einmal in der Oldtimer-Klasse wissen wollen.

Mit derselben Maschine wird Mang nun noch einmal fahren. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Doch ganz so einfach, wie sich Metz das am Anfang vorstellte, wurde die Sache mit diesem so speziellen Comeback dann doch nicht. Denn Toni Mang war anfangs alles andere als begeistert von der Idee. Nie mehr wolle er so alte Karren fahren, er, der normalerweise nur auf hochmodernen Maschinen mit 1000 Kubikzentimeter Hubraum und mehr auf irgendwelchen Veranstaltungen unterwegs ist - immer ausgestattet mit einer Menge Elektronik. Es ist aber nicht so, dass ihm Oldtimer-Maschinen zu klein wären. "Wenn da was kaputt geht, ist das unwiederbringlich, es gibt ja heute kaum mehr Ersatzteile", erzählt Toni Mang an diesem Nachmittag in der Werkstatt seiner Freunde, der beiden Sepps. Drei Motorräder stehen dort, alle drei sind Oldtimer. Auf allen dreien ist Toni Mangs Name zu lesen. An allen dreien hat Sepp Schlögl unzählige Stunden gearbeitet.

Ein Bild aus erfolgreichen Tagen: 1982 hat Toni Mang (rechts) mit seinen beiden Mechanikern Sepp Schlögl und Sepp Metz den Weltmeistertitel mit der KR 350 geholt - zum letzten Mal, denn diese Klasse wurde danach abgeschafft. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zwei davon sind grün mit 350 Kubikmeter Hubraum, knapp 80 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometern. Eine ist für ein Privatmuseum in Tübingen bestimmt, die zweite ist genau die Maschine, die KR 350, mit der Mang 1982 ewiger Weltmeister in dieser Klasse wurde. "Ich habe nicht gewusst, dass sie noch existiert. Als ich das erfahren habe, habe ich mich riesig gefreut", sagt Mang. Bei Sepp Schlögl im Keller ist sie gestanden, anhand der Fahrgestellnummer konnte sie zweifelsfrei identifiziert werden. Für das Deutsche Museum dürfte dies eine schlechte Nachricht sein: Es hat in seinem Verkehrszentrum in München die gleiche Maschine stehen - und sie dort als die Weltmeistermaschine Mangs beschrieben. Die drei von der Inninger Werkstatt wundert das aber nicht: Denn damals hatte Mang immer mindestens zwei Motorräder desselben Typs zur Verfügung. Ein Luxus, den Kawasaki seinen Werksfahrern zukommen ließ. Denn diese Motorräder gingen nie in Serie, waren nur für die Rennen gebaut. Und auch wenn weder Schlögl noch Mang es explizit so aussprechen: Ihr Herz scheint noch immer an diesem Hersteller zu hängen. Beide sagen dazu nur eines: "Es gab damals nix Besseres."

Schlögl kennt noch immer das Interieur der KR 350 in- und auswendig. Blind schraubt er daran herum. Und wenn er es nicht wäre, der die KR 350 für Hockenheim vorbereitet, würde sich Mang auch nicht auf die Maschine setzen. Das sagt er gleich mehrmals. 20 Jahren haben die Beiden miteinander gearbeitet. Ihre Freundschaft reicht bis in Schulzeiten zurück. Schlögls ältester Bruder nahm die zwei dann mal zum Grand Prix-Rennen nach Salzburg mit: "Der war schuld", sagt Mang heute und lacht. Damals sehen sie dort in der 50er Klassen einen Österreicher mit einem Puch-Roller. Die beiden Buben sind damals überzeugt, das ebenso gut zu können und beschließen, selbst Rennfahrer zu werden. Keine gute Idee, wie Schlögls Eltern befanden. Mang hatte zuhause weniger Widerstände zu erwarten, der Vater war bereits gestorben, die Mutter konnte sich da nicht durchsetzen und sie wusste um Mangs Vorliebe für Geschwindigkeit. Schließlich hatte er 1967 die Europameisterschaft bei den Skibob-Junioren gewonnen. Anfang der 1970er bekommt Sepp Schlögl bei Motorrad-Weltmeister Dieter Braun einen Job als Mechaniker - und teilt sich diese Aufgabe und auch den Lohn mit Mang. Ein paar Jahre später steht fest: Schlögl ist der geniale Tüftler, Mang der bessere Fahrer. Gemeinsam gehen sie auf Tour, von einem Rennen zum nächsten. "Wenn keine Damen mit dabei waren, hat der Toni für uns gekocht", erzählen Schlögl und auch Metz. Doch fast wäre die Freundschaft zwischen Schlögl und Mang Zerbroche - an Mangs erster Frau Colette. Zumindest zeugen alte Presseberichte von dieser Zeit, in der beide getrennte Wege gingen.

Heutzutage ist davon nichts mehr zu spüren. Deshalb ließ sich Mang dann doch noch überzeugen, für seinen treuen Weggefährten auf die KR 350 zu steigen. Und ein wenig wird das dann schon sein wie früher. "Wir werden wieder nervöser sein als er", sagt Metz. Auch wenn das Ganze diesmal eher einem Familienausflug ähneln wird. Denn nicht nur einige Inninger, sondern auch die Töchter von Mang und Schlögl werden dabei sein, die sich beide sehr für den Rennsport interessieren. Ebenso wie Metz' Sohn Josef, der mittlerweile selbst im Rennsport aktiv ist. Er hat übrigens zwei ganz berühmte Betreuer: Toni Mang und Sepp Schlögl.

© SZ vom 06.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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