Inninger Notunterkunft:Stockbetten und Zelte

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Die Inninger Turnhalle ist für die Aufnahme von bis zu 200 Flüchtlingen gerüstet. 87 Helfer waren im Einsatz, um den Aufenthalt der Asylbewerber erträglich zu machen

Von Wolfgang Prochaska, Inning

Auch an diesem Montag ist die Ungewissheit die einzige Gewissheit. Denn Landrat Karl Roth wurde immer noch nicht darüber informiert, wann und wie viele Flüchtlinge in die Notunterkunft nach Inning kommen werden. Es kann am Mittwoch, am Donnerstag oder am Freitag sein. Auch wie hoch ihre Anzahl ist, wird erst klar sein, wenn sie da sind. "Wir wissen es einfach nicht", sagt der Landrat.

Immerhin ist der Landkreis für die neuen Asylbewerber gerüstet. Am vergangenen Wochenende wurde aus der Inninger Turnhalle eine provisorische Unterkunft mit Stockbetten für 200 Flüchtlinge. Roth ist am Montag extra nach Inning gekommen, um sich die Notunterkunft anzusehen. Er will sich ein genaues Bild machen, schließlich geht es um bis zu 200 Menschen, denen man ein anständiges Quartier bieten will, so weit dies überhaupt bei einer Turnhalle möglich ist. Um es gleich vorweg zu nehmen: Roth ist beeindruckt über die geleistete Arbeit der vielen Helfer. Allein am Samstag waren 87 im Einsatz, angefangen beim Bayerischen Roten Kreuz über das Technische Hilfswerk bis zu den Feuerwehren aus Buch, Inning und Machtlfing, erzählt Kreisbrandmeister Andreas Pain.

Etwa sechs Wochen sollen die Flüchtlinge bleiben, sagt Roth, dann würden sie in andere Bundesländer oder in andere Regionen Bayerns verteilt werden. Inning sei die Außenstelle der Münchner Bayern-Kaserne. Mit Roth ist auch der Inninger Bürgermeister Walter Bleimaier gekommen. Bleimaier ist dankbar, dass alles so gut gekappt hat und dass es einen großen Helferkreis in seiner Gemeinde gibt, der sich um die Flüchtlinge kümmern wird. Am Mittwoch wird sich der Kreis wieder treffen. Bis dahin dürften die Informationen genauer sein.

Rene Turudic führt Bürgermeister Bleimaier und Andreas Pain (re.) vor, welche Utensilien die Kiste alles enthält (li.). (Foto: Arlet Ulfers)

Was erwartet die Flüchtlinge in Inning am Ammersee? Zuerst einmal zwei Zelte, in denen Helfer ihre Personalien aufnehmen und ihnen ihr Quartier in der Turnhalle zuweisen. Für medizinische Untersuchungen und Probleme ist das zweite Zelt vorgesehen. Hier können Ärzte die Asylbewerber auf ihre Gesundheit untersuchen. Danach geht es runter in die Turnhalle, wo die Stockbetten stehen und dunkelgrüne Alukisten warten, wie sie auch die Bundeswehr benutzt. Darin enthalten sind jeweils eine Decke, ein Kissen und ein Beutel für Hygieneartikel. Mit Sichtschutz-Gittern ist die Turnhalle im Inneren abgeteilt - jeweils für Familien, Frauen und für Männer. Es ist der Versuch, ein bisschen Intimsphäre zu schaffen. Natürlich wissen alle Beteiligten, dass dies kaum möglich ist angesichts einer Turnhalle. Aber es geht auch um Symbole, um Zeichen guten Willens, gerade bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Das ist bekanntlich nicht überall selbstverständlich.

Roth und Bleimaier erkundigen sich auch über die Belüftung. Die Turnhalle hat keine Klimaanlage. Wird es nicht bei sommerlichen Temperaturen zu heiß werden? Ralf Purkart vom Landratsamt - er ist für den Brand- und Katastrophenschutz zuständig - ist sich sicher, dass die Belüftung ausreicht. Er verweist auf das vergangene Wochenende, an dem in der Turnhalle zuweilen gut 100 Helfer arbeiteten und es trotz der hochsommerlichen Temperaturen noch relativ angenehm war. Dennoch: Eine Notunterkunft ist eine Notunterkunft. Und es bewegt Roth sichtlich der Gedanke, dass hier bald 200 Menschen leben müssen. Allerdings gibt es für sie um das Gebäude Tische und Bänke, um sich dort aufhalten zu können. Ein schwacher Trost.

Die Turnhalle in Inning dient seit Juli als Flüchtlingsunterkunft. So könnte es künftig auch in Gilching aussehen. (Foto: Arlet Ulfers)

Damit sie sich nicht ständig beobachtet fühlen, ist ein großer Bauzaun mit Sichtschutz um die Turnhalle gezogen. Roth und seine Leute wollen, dass die Flüchtlinge, die ohnehin Schlimmes hinter sich hätten, zur Ruhe kommen können. Für Essen ist auch gesorgt: Es gibt im hinteren Teil, auf dem Basketplatz, ein Versorgungszelt. Ein Caterer aus Schwäbisch Gmünd, der laut Roth auch andere Flüchtlingseinrichtungen betreut, übernimmt diese Aufgabe. Und um möglichen Ängsten in der Bevölkerung vorzubeugen, wurde ein Sicherheitsdienst engagiert, der in der Nacht mit vier Leuten und am Tag mit zwei Mitarbeitern präsent ist. Dazu kommen noch zwei Hallenmanager, die auch als Ansprechpartner fungieren.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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