Gmoagaukler:Leidenschaft fürs Laientheater

Lesezeit: 2 min

Oliver Kübrich aus Gilching löst Ingo Mäser als Regisseur bei den Gmoagauklern ab und bringt mit der Schauspielgruppe der Gemeinde den "Fußball-Kini" auf die Bühne

Von Astrid Becker, Inning

Klar, Männer lieben Fußball, Autos und Frauen. Zumindest ein Fünkchen Wahrheit verbirgt sich in diesen Klischees. Deshalb eignen sie sich so vortrefflich für das bayerische Volkstheater. Auch der Autor Ralph Wallner spielt gern mit Klischees in seinen Stücken, wie am Samstag bei den "Gmoagauklern z'Inning" wieder einmal zu erleben war. Zur Aufführung brachte die Laienschauspieltruppe diesmal den "Fußball-Kini", übrigens unter einem neuen Regisseur: Oliver Kübrich, der nach 25 Jahren Ingo Mäser ablöst.

Es ist nicht das erste Stück aus der Feder Wallners, das die Gmoagaukler aufführen: Im vergangenen Jahr hatten sie "Gspenstermacher" gespielt, 2012 "Der Schmugglerbazi" und 2008 die "Verhexte Hex'". Für die Auswahl der Stücke zeichnete 25 Jahre lang Ingo Mäser verantwortlich, der stets Regie führte und meist auch selbst mitspielte. Im vergangenen Jahr sei auch schon der "Fußball-Kini" zur Diskussion gestanden, erzählt der 69-Jährige bei der Premiere. Vielleicht ist es als Reminiszenz an ihn zu verstehen, dass die Wahl nun auf dieses Stück fiel, mit dem er bereits geliebäugelt hatte.

Über Sittsamkeit lässt es sich gut streiten: (v. li.) Bruni Moll als Tscharlis Mutter, Mona Menschik als "Sitten-Sopherl" und Diana Freymann als Toni. (Foto: Georgine Treybal)

Es erweist sich als ausgezeichnete Wahl: Das Stück steckt voller witziger Pointen und verspricht schon allein aus diesem Grund, gut beim Publikum anzukommen. Es spielt in den 60er-Jahren. Tscharli (wunderbar verkörpert von Gerhard Spitz) ist von Zuhause ausgezogen und lebt nun einer Hütte am Waldrand. Der junge Mann liebt Fußball, doch in seiner Gemeinde Bolzbach gibt es nicht einmal eine Mannschaft. Auch sonst ist dort nicht viel geboten. Die einzige Zerstreuung stellen die Kühe auf der Weide da, mit denen sich die Dorfbewohner bei "Odel-Meisterschaften" die Zeit vertreiben, bis Tscharli wettet, innerhalb von vier Wochen eine Fußballmannschaft aufzustellen, die den Verein seines besten Freundes, "Oanser", aus dem Nachbarort Lattenham besiegt. Vor allem für Tscharli ist dieses Spiel eine willkommene Ablenkung, denn der junge Mann hat sich mit seiner Mutter zerstritten, weil diese ihm jahrelang seinen leiblichen Vater verheimlicht hatte. Es verwundert nicht, dass am Ende gleich mehrere Kandidaten dafür in Frage kommen und sich letztendlich alles doch ganz anders entwickelt, als anfangs gedacht.

Die Inninger beweisen wieder einmal mehr die große Freude, die sie am Schauspielern haben und die auch für die Zuschauer ganz spürbar wird. Ob Stammspieler wie Andi Schramm (als "Oanser"), Irmi Dellinger als seine recht schrille Freundin Fanni, Bruni Moll als Tscharlis Mutter Cilla Pfiffmeier, Diana Freymann als junge Frau mit Fußballambitionen oder auch Andi Sturm als "Schlucki" Schwarzbrenner - sie alle zeigen durchaus komisches Talent. Neu im Ensemble und überzeugend ist auch Mona Menschik, die als sittsame Lehrerin Sophia zum ersten Mal in ihrem Leben auf der Bühne steht.

Er ist neuer Spielleiter bei den Gmoagauklern: Oliver Kübrich gehört zum Beispiel auch zum Ensemble des Roßstall-Theaters in Germering. (Foto: Treybal)

Schauspielkunst beweist auch der neue Regisseur Kübrich als Pfarrer. Ein Wunder ist das keineswegs: Der 62 Jahre alte Computerhändler aus Gilching hat schon vor 30 Jahren mit der Kabarettistin Gabi Lodermeier auf der Bühne gestanden und ist seither bei gleich mehreren Bühnen in Germering aktiv. "Meine Leidenschaft" nennt er das Theater. Diese teilt er mit seinem Vorgänger Mäser, der vielleicht noch einmal für die Gmoagaukler spielen wird, aber keine Regie mehr führen will: "Ich will zeitlich nicht mehr so gebunden sein und meinen Ruhestand genießen. Außerdem: Nach so vielen Jahren muss ja irgendwann einfach mal Schluss sein."

Der Fußball-Kini wird noch an den drei kommenden Wochenenden, jeweils freitags und samstags,20 Uhr, im Haus der Vereine aufgeführt. Karten gibt es für neun Euro unter der Telefonnummer 08143/8123 oder unter ea-zimmermann@t-online.de.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: