Inning:Landleben für Jugendliche

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Mit einem bundesweit einmaligen Vorhaben will der Verein "Montessori Bildung" in Inning ein Projekt für junge Leute auf einem Bauernhof realisieren. Es geht um Naturnähe und Gemeinschaft

Von Amelie Plitt, Inning

Das Konzept steht, die Geldmittel fehlen bisher. Mit dem deutschlandweit bis dato einzigartigen Projekt "Montessori School Farm" hat sich der Verein "Montessori Bildung" unter Leitung der Vereinsvorsitzenden Laura Behrens einiges vorgenommen: Ziel ist es, ein Jugendbildungshaus zu gründen, wo Heranwachsende, aufbauend auf Maria Montessoris Vision einer naturnahen Gemeinschaft (Erdkinderplan), akademisch wie auch praktisch fortgebildet werden sollen. In Schweden, den USA, Mexiko, Australien, Frankreich, England, Tschechien und Thailand sind entsprechende "Montessori Farm Schools" bereits erfolgreich etabliert. An diesen Erfahrungswerten orientiert sich das deutsche Projekt.

Für das umfangreiche Vorhaben "Montessori School Farm" wurde im Allgäu bereits ein rund fünf Hektar großes Grundstück mit Land und Wald ausgesucht. Die Montessori-Pädagogin Behrens erklärt stolz, dass hier Platz für bis zu 36 Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 16 Jahren sei. Behrens kämpft mit Herzblut und voller Überzeugung für das Projekt, ihre beiden Töchter Charlotte und Klara waren selbst bereits Teil entsprechender Projekte im Ausland und schwärmen bis heute von den Erfahrungen. Für die 45-Jährige stellt der Bauernhof die optimale Unterbringung für die Heranwachsenden dar: "Er spiegelt das kleinste Modell der Gesellschaft wider und dient dazu, dass die Jugendlichen die Gesellschaft verstehen und sich an ihr gewinnbringend beteiligen können."

Behrens moniert, dass in Regelschulen nicht die echte Gesellschaft kennengelernt würde und die Heranwachsenden bei banalen Dingen wie der Haushaltsführung häufig überfragt seien. Angepasst an individuelle Entwicklungsbedürfnisse soll sich der Alltag der Heranwachsenden in dem Jugendbildungshaus an einem Studien- und Arbeitsplan orientieren. Jeweils in drei Gruppen sollen die Schüler auf dem Hof wöchentlich aufgeteilt werden, eine Studier-, Haushalts- und Hofgruppe. Wichtig ist daher neben dem akademischen Teil, besonders die Praxisorientierung bei dem Bauernhofprojekt. Im Rekurs auf die Auslandserfahrungen mit dem "Montessori Farming Project" sollen Heranwachsende zum Beispiel biologische landwirtschaftliche Produkte auf den eigenen Ackerflächen anbauen und Tiere halten. Daneben sollen sie ihre eigenen Lebensmittel herstellen und diese in dem eigenen Hofladen verkaufen können. Angedacht ist, dass die Haushaltsgruppe unter anderem für das Zubereiten der Mahlzeiten und das Wäsche waschen verantwortlich ist. Zur Persönlichkeitsentfaltung ist ein breit gefächertes Musik, Literatur, Kunst, Theater, Tanz und Sportangebot geplant. Das Gehöft soll Lern- und Lebensort zugleich werden, so Behrens.

Die Aufgabe der die Jugendlichen begleitenden Pädagogen auf dem Hof bestehe darin, eine Art Sicherheitsgürtel zu bilden und damit den Heranwachsenden zu helfen, auf der Spur zu bleiben und erwachsen zu werden, illustriert die Vorstandsvorsitzende. Die Erwachsenen sollen sich darum kümmern, dass sich die Jugendlichen geborgen fühlen, in keiner Situation beschämt sowie bei ihren Aufgaben nicht unter- oder überfordert werden, konstatiert Behrens. Aktuell werden Partner gesucht, die bereit sind, Geld in die Hand zu nehmen und hinter dem Projekt stehen, erst dann könne mit den nötigen Umbauten für das Jugendbildungshaus begonnen werden, erklärt Behrens.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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