Inning:Gewerbe im Grünen

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Am Ortsrand von Inning soll Platz für Betriebe geschaffen werden. Gärtner Hans-Peter Hübsch hat schon Ideen dafür. Aber die Pläne, die auch die Rettung der Bachmuschel zum Ziel haben, gefallen nicht allen

Von Astrid Becker, Inning

Hans-Peter Hübsch und seine Lebensgefährtin Bianca Stroebel haben einen Traum: Sie wollen eines Tages ihre Gärtnerei in einem idyllischen und belebten Gewerbegebiet betreiben. Was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört - Idylle und Gewerbegebiet - könnte in Inning tatsächlich Realität werden. Denn die Gemeinde plant am Ortseingang auf dem sogenannten Anger genau so etwas. Interessenten für die Flächen soll es bereits geben. Doch gegen das Vorhaben regt sich auch Widerstand.

Es gibt viele nachvollziehbare Gründe, warum genau dort ein Gewerbegebiet Sinn machen könnte: Denn bislang geht die Zufahrt zur Gärtnerei Hübsch direkt von der Ortsdurchfahrt ab. Sie ist nicht nur so eng, dass zwei Kleinwagen Probleme haben, aneinander vorbeizukommen, sondern sie ist auch so unübersichtlich, dass sich an der Zufahrt/Ecke Ortsdurchfahrt ein Unfallschwerpunkt herauskristallisiert hat. Fast täglich krache es dort, erzählen Hübsch und Stroebel, meist seien es nur Blechschäden. Aber im vergangenen Jahr ist dort ein Mensch tödlich verunglückt. Und spätesten mit diesem Unglück wurde im Ort klar, dass an dieser Stelle etwas geschehen muss.

Zudem steht die Gemeinde noch vor einer anderen Verpflichtung: Sie muss die vom Aussterben bedrohte Bachmuschel schützen, die im Inninger Bach lebt. Ein recht großer Teil des Gewässers, begradiert und eingefasst, führt durch die Grundstücke der Gärtnerei Hübsch und durch das angrenzende Grünland. Die Möglichkeit, letzteres zu erwerben, hat sich die Gemeinde bereits in diesem Jahr in einem notariellen Vertrag gesichert. Denn, um den Unfallschwerpunkt zu beseitigen, soll die Zufahrt verlegt werden und künftig von der Staatsstraße aus das Areal erschließen. Dies kostet Geld - ebenso wie die Renaturierung des Baches. Bürgermeister Walter Bleimaier hatte daher angeregt, diese Kosten über die Ausweisung von Gewerbeflächen zu finanzieren. Auf ungeteilte Begeisterung stießen diese Pläne aber nicht. Die Grünen, allen voran Barbara Wanzke, zum Beispiel vertraten in der Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause die Ansicht, der Bach könne ja auch ohne ein Gewerbegebiet renaturiert werden. Die Bürgerinitiative für Innings Zukunft (BIZ) wollte das Thema gar nicht erst behandelt sehen und führte als Begründung die vielen anderen Tagesordnungspunkte dieser Sitzung an.

Bleimaier ließ sich davon aber nicht beirren: "Die Tagesordnung mache ich, und dieser Punkt wird heute behandelt." Am Ende votierte eine Mehrheit für die Aufstellung eines Bebauungsplans für diese Flächen, BIZ und Grüne stimmten in fast allen Punkten, die es zu entscheiden galt, einmütig dagegen. Dennoch ist das Vorhaben damit einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Hans-Peter Hübsch und seine Lebensgefährtin wären froh, wenn die Pläne in zwei bis vier Jahren verwirklicht werden könnten. Denn sie sehen darin eine einzigartige Chance, ihr Konzept von der "idyllischen Erlebnisgärtnerei, in der sich die Kunden wohlfühlen", wie sie sagen, zu verwirklichen und zu erweitern. Sie haben bereits Interesse an der genau gegenüber der Gärtnerei, jenseits des Bachs, liegenden Parzelle bekundet. Vorstellbar für sie ist es, ihren Verkauf dorthin zu verlagern und die Produktion am jetzigen Standort beizubehalten. An welche Größenordnung sie dabei denken, wissen sie noch nicht, nur. "Wir müssen investieren, die Kunden erwarten das von uns."

Sollten sie den Zuschlag dafür nicht bekommen, "bleibt uns keine andere Wahl als uns nach einem alternativen Standort umzusehen, damit wir zukunftsfähig bleiben". Als Erpressung will Hübsch derartige Aussagen aber nicht verstanden wissen: "Da geht es einfach nur um unsere Existenz. Wir müssen uns dafür immer wieder neu erfinden." Daher würde er, der auch dem Verein der Inninger Gewerbetreibenden vorsitzt, sich gern mit Ideen in die Gestaltung des neuen Gewerbegebiets einbringen. Viele Pflanzen, viel Grün, viele Bänke zur Erholung und Entspannung schweben ihm auch auf den Parkplätzen vor, die wohl mit dem neuen Gewerbegebiets entstehen müssen.

Wünschenswert wäre für ihn aber auch die Vergabe der Flächen an Gewerbetreibende mit Publikumsverkehr. Er denkt dabei auch an einen neuen Lebensmittelmarkt für die Gemeinde. Denn bislang sieht es mit den Einkaufsmöglichkeiten seiner Ansicht nach im Ort schlecht aus: "Wir haben, seit das Kaufhaus Sedlmayr geschlossen hat, nur noch den Edeka an der Ortsausfahrt Richtung Herrsching", sagt er. Viele Inninger erledigten dort zwar ihren täglichen Einkauf. Für Grundnahrungsmittel oder Putzmittel jedoch wichen sie auf die Discounter der Umgebung aus, auf Greifenberg, Eching oder Gilching, sagt er. Das, so meint Hans-Peter Hübsch, "müsste aber wirklich nicht sein".

Um so einen Markt realisieren zu können, müssten allerdings die vor kurzem gefassten Beschlüsse zu dem Areal revidiert werden. Bisher ist ein Gewerbe dieser Art dort nicht vorgesehen.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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